Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
doch von Unumgänglichkeit.
     
    Es war ein ziemlicher Kampf, aber schließlich gelang es ihm, sich auseinanderzufalten und steif und ächzend vom Rücken des Maultiers zu steigen, wobei er trotz seiner linkischen Bemühungen nicht einen einzigen Tropfen vom Inhalt seines geschätzten Eimers vergoss. Leise die eine oder andere Melodie vor sich hin summend – er hatte vergessen, wo er sie in dem riesigen Wälzer mit den Heiligen Gesängen gefunden hatte, aber spielte das denn tatsächlich eine Rolle? –, watschelte er mit seiner Last zu den lächelnden Wellen der Raraku, watete dann inmitten von weichem, wirbelndem Sand und begierig zitternden Schilf weiter.
    Und blieb plötzlich stehen.
    Ein zum Äußersten entschlossener, forschender Blick in die Runde, während er die feuchte, schwüle und düstere Luft schnupperte. Dann schaute er sich noch einmal um, und seine Blicke schossen hierhin und dorthin, richteten sich suchend auf jeden nahen Schatten, jedes unberechenbare Rascheln im Schilf und wuchernden Gebüsch. Dann duckte er sich tiefer, machte seine ausgefransten Gewänder nass, als er sich ins flache Wasser kniete.
    Süßes, von der Sonne erwärmtes Wasser.
    Ein letzter, argwöhnischer Blick nach allen Seiten – man konnte nie vorsichtig genug sein –, dann senkte er mit feierlicher Freude den Eimer ins Wasser.
    Und schaute mit glänzenden Augen zu, wie Dutzende winziger Fische in alle Richtungen davonschossen. Nun, genau betrachtet schossen sie eigentlich nicht davon, sondern hockten eine ganze Zeit lang einfach da, als wären sie von der Freiheit benommen. Vielleicht war es auch nur ein vorübergehender Schock wegen der veränderten Temperatur oder die Überfülle an unsichtbaren Reichtümern, die man in sich hineinschlingen konnte, um fett, glänzend und auf glückselige Weise rührig zu werden.
    Die ersten Fische der Raraku-See.
    Iskaral Pustl verließ jetzt das flache Wasser, warf den Eimer zur Seite. »Spann deinen Rücken an, Maultier! Denn ich werde jetzt auf dich springen, oh ja, und es wird dich ziemlich überraschen, dich plötzlich im Galopp wiederzufinden – oh, glaube mir, Maultier, du weißt, wie man galoppiert! Schluss mit dem dummen schnellen Trab, der mich so durchschüttelt, dass meine armen Zähne locker werden! Oh nein, wie werden sein wie der Wind! Kein unbeständiger, böiger Wind, sondern ein gleichmäßiger, tosender Wind, ein gewaltiger Wind, der über die gesamte Welt rast, als Folge unserer außerordentlichen Geschwindigkeit, oh, wie deine Hufe vor aller Augen verschwimmen werden!«
    Als der Hohepriester des Schattens das Maultier erreichte, sprang er in die Luft.
    Das Maultier scheute vor Schreck und machte einen Schritt zur Seite.
    Ein schriller Aufschrei von Iskaral Pustl, dann ein Grunzen und ein gedämpftes Uff, als er auf dem Boden aufkam und durch Staub und Steine rollte, wobei die nassen Gewänder schwer um ihn herumklatschten und Sand verstreuten, derweil das Maultier ein Stück davontrottete, sich in sicherem Abstand umdrehte, und mit den lang bewimperten Augen blinzelnd seinen Herrn betrachtete.
    »Du widerst mich an, Tier! Und ich wette, du denkst, dass das auf Gegenseitigkeit beruht! Aber selbst wenn du das gedacht hast, ja, natürlich würde ich dir zustimmen! Aus Trotz! Wie würde dir das gefallen, du abscheuliche Kreatur?« Der Hohepriester des Schattens rappelte sich auf und klopfte sich den Sand von den Gewändern. »Es denkt, ich will es schlagen. Will es mit einem großen Stock verprügeln. Dummes Maultier. Oh, nein, ich bin viel gerissener. Ich werde es überraschen, werde freundlich zu ihm sein … bis es ruhig ist und alle Wachsamkeit ablegt, und dann … hah! Dann werde ich ihm eins auf die Nase geben! Oh, was wird es überrascht sein! Kein Maultier kann seinen Verstand mit meinem messen. Oh, ja, doch, viele haben es versucht, und fast alle haben versagt!«
    Auf seinem sonnenverbrannten, verhutzelten Gesicht erschien ein freundliches Lächeln, und dann ging er langsam auf das Maultier zu. »Wir müssen reiten«, murmelte er, »wir beide, du und ich. Und wir müssen uns schwer beeilen, mein Freund, denn sonst werden wir zu spät kommen, und zu spät zu kommen ist nie gut.« Er war jetzt so nahe, dass er nach den Zügeln hätte greifen können, die locker vom Kopf des Maultiers hingen. Doch als er dem Blick des Tieres begegnete, hielt er inne. »Oho, süßer Diener, ich sehe Heimtücke in diesem ach so ruhigen Blick, ja? Du willst mich beißen. Zu dumm. Ich

Weitere Kostenlose Bücher