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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wie viele von Karsa Orlongs früheren Gefährten wohl ähnlich gedacht hatten. Kurz bevor der barbarische Teblor einmal mehr festgestellt hatte, dass er allein unterwegs war.
     
    Die rauen Klippen des Hügelkamms warfen ein Labyrinth aus Schatten auf die direkt darunterliegenden Felsvorsprünge, und in diesen Schatten starrten fünf tückische Augenpaare auf die sich windende Staubfahne in der Ebene weiter unten. Eine Handelskarawane – sieben Wagen, zwei Kutschen, zwanzig berittene Wachen. Und drei Kampfhunde.
    Ursprünglich waren es sechs gewesen, aber drei hatten Dejim Nebrahls Fährte aufgenommen und – dumme Kreaturen, die sie nun einmal waren –, sich daran gemacht, den T’rolbarahl zur Strecke zu bringen. Es war ihnen geglückt, den Vielwandler aufzuspüren – und jetzt füllte ihr Blut die Bäuche der fünf verbliebenen Tiere.
    Der Trell hatte Dejim Nebrahl verblüfft. Einen seiner Hälse zu brechen – nicht einmal ein Tartheno hätte so etwas zustande gebracht; einer hatte es vor langer Zeit nämlich tatsächlich einmal versucht. Und dann auch noch den anderen mit hinunter über den Klippenrand zu zerren, so dass er sich zwischen den zerklüfteten Felsen dort unten zu Tode stürzte. Diese Dreistigkeit war … unverzeihlich. Schwach und verwundet war Dejim Nebrahl vom Ort des Hinterhalts geflohen und halb wahnsinnig vor Wut und Schmerz durch die Gegend gewandert, bis er auf die Spur dieser Karawane gestoßen war. Der T’rolbarahl hatte keine Ahnung, wie viele Tage und Nächte vergangen waren. Er hatte Hunger, und er musste unbedingt heilen – um diese Bedürfnisse kreisten sämtliche Gedanken des Vielwandlers.
    Und nun wartete vor Dejim Nebrahl seine Erlösung. Genug Blut, um Ersatz für diejenigen hervorzubringen, die er in dem Hinterhalt verloren hatte; vielleicht sogar genug Blut, um einen weiteren herzustellen, einen Achten.
    Er würde in der Abenddämmerung zuschlagen, in dem Augenblick, da die Karawane die Reise für den Tag beendete. Würde zuerst die Wachen niedermachen, dann die verbliebenen Hunde, schließlich die fetten Schwächlinge, die in ihren kümmerlichen Kutschen reisten. Den Kaufmann mit seinem Harem schweigender Kinder, die aneinandergekettet waren und hinter der Kutsche hergezogen wurden. Ein Kaufmann, der mit sterblichem Fleisch handelte.
    Die Vorstellung bereitete Dejim Nebrahl Übelkeit. Solch abscheuliche Kreaturen hatte es auch in der Zeit des Ersten Imperiums gegeben, und die Verderbtheit ließ sich niemals ausrotten. Wenn der T’rolbarahl erst einmal über dieses Land herrschen würde, würde eine neue Gerechtigkeit über die Räuber des Fleisches kommen. Dejim würde sich von ihnen als Erstes ernähren, und dann von all den anderen Verbrechern, den Mördern, denjenigen, die die Hilflosen schlugen, den Steinewerfern und denjenigen, die den Geist quälten.
    Sein Schöpfer hatte ihn und seine Art zu Wächtern des Ersten Imperiums machen wollen. Und hatte daher verschiedene Arten von Blut vereinigt, hatte ihr Gefühl, vollkommen zu sein – gottähnlich – besonders stark gemacht. Zu stark natürlich. Die T’rolbarahl würden sich nicht von einem unvollkommenen Herrn beherrschen lassen. Nein, sie würden herrschen, denn nur dann konnte es wahre Gerechtigkeit geben.
    Gerechtigkeit. Und … selbstverständlich … natürlichen Hunger. Die Notwendigkeit erschuf sich ihre eigenen Gesetze, und diese konnten nicht geleugnet werden. Wenn er herrschen würde, würde Dejim Nebrahl ein wahres Gleichgewicht zwischen den beiden bestimmenden Kräften in seiner Vielwandler-Seele herstellen, und wenn die sterblichen Narren unter dem Gewicht seiner Gerechtigkeit litten, sollte es so sein. Sie verdienten die Wahrheit ihrer eigenen Überzeugungen. Verdienten die krallenscharfen Schneiden ihrer eigenen prahlerischen Tugenden, denn Tugenden waren mehr als einfach nur Worte, sie waren Waffen, und es war nur recht, dass solche Waffen sich gegen denjenigen richteten, der sie schwang.
    Die Schatten waren die Klippe heruntergekrochen, hier auf der vor dem Licht der untergehenden Sonne geschützten Seite. Dejim Nebrahl folgte diesen Schatten hinab in die Ebene, fünf Augenpaare, aber ein Geist. Voller absoluter und unerschütterlicher Aufmerksamkeit.
    Herrliches Gemetzel. Aufspritzendes rotes Blut, um das grelle Feuer der Sonne zu feiern.
    Als er hinaus auf die Ebene glitt, hörte er, wie die Hunde zu bellen begannen.
    Er schenkte ihnen einen Moment des Bedauerns. Dumm, wie sie waren, wussten sie

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