SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
treffen müssen. Eine entsetzliche Entscheidung.«
»Was für eine?«
Er musterte sie einen Augenblick, dann fragte er: »Wie tief sind Eure Gefühle für Perl?«
Sie fuhr zusammen, zuckte dann die Schultern. »Eine flüchtige Schwärmerei. Glücklicherweise vorbei. Außerdem ist er in diesen Tagen eine unangenehme Gesellschaft.«
»Das kann ich verstehen«, sagte Cotillion etwas rätselhaft. »Ihr werdet Euch entscheiden müssen, Lostara Yil, zwischen Eurer Loyalität gegenüber der Mandata … und all dem, was Perl repräsentiert.«
»Zwischen der Mandata und der Imperatrix? Aber das ergibt keinen Sinn –«
Er hob die Hand und brachte sie zum Schweigen. »Ihr braucht Euch nicht sofort zu entscheiden, Lostara. Genau betrachtet, würde ich sogar davon abraten. Alles, worum ich Euch bitte, ist, die Frage zunächst einmal zu überdenken.«
»Was geht hier vor? Was wisst Ihr, Cotillion? Plant Ihr, Euch an Laseen zu rächen?«
Er zog die Brauen hoch. »Nein, so etwas ist es nicht. Genau gesagt bin ich nicht direkt in diese … äh, Sache verwickelt. Zumindest im Augenblick nicht. In der Tat, die Wahrheit ist, dass ich einfach nur bestimmte Dinge vorausahne, von denen einige vielleicht eintreten werden, andere hingegen nicht.« Er blickte wieder zum Torbogen. »Beim Altar ist etwas zu essen. Wartet bis zur Morgendämmerung, und dann verschwindet von hier. Geht die Straße entlang. Dort werdet Ihr … willkommene Gesellschaft finden. Und dies ist Eure Geschichte: Ihr seid irgendwie aus der Stadt herausgekommen, dann blind von all dem Rauch gestolpert, habt Euch den Kopf angeschlagen und seid bewusstlos geworden. Als Ihr wieder zu Euch gekommen seid, war die Vierzehnte weg. Eure Erinnerung ist natürlich lückenhaft.«
»Ja, das ist sie tatsächlich, Cotillion.«
Er drehte sich mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen um, als er den Unterton in ihrer Stimme hörte. »Ihr fürchtet, dass Ihr jetzt in meiner Schuld steht, Lostara Yil. Und dass ich eines Tages zu Euch zurückkehren und eine Bezahlung verlangen werde.«
»So arbeiten die Götter doch, oder nicht?«
»Einige von ihnen, ja. er ihr müsst wissen, Lostara Yil, was ich vor vier Tagen in Y’Ghatan für Euch getan habe, war meine Begleichung einer Schuld, die ich Euch gegenüber hatte.«
»Was für eine Schuld?«
Schatten sammelten sich jetzt um Cotillion, und sie konnte seine Antwort kaum hören. »Ihr vergesst, dass ich Euch einmal beim Tanzen zugesehen habe …« Und dann war er verschwunden.
Mondlicht strömte nun wie Quecksilber in die Kammer. Und sie saß eine Zeitlang da, badete in diesem Licht und dachte über seine Worte nach.
Aus dem Zelt drang ein Schnarchen. Mogora saß auf einem flachen Stein fünf Schritt von dem ersterbenden Feuer entfernt. Wäre er wach gewesen, wäre Iskaral Pustl ziemlich erleichtert gewesen. Der Mond war wieder dort, wo er hingehörte. Nicht dass sie ihn tatsächlich bewegt hätte. Das wäre in der Tat sehr schwer gewesen, und hätte außerdem viel zu viel Aufmerksamkeit erregt. Aber sie hatte seine Macht weggezogen, irgendwie, für kurze Zeit – genug, um die gründlichere Heilung zu bewirken, die der Trell benötigt hatte.
Jemand trat aus den Schatten. Ging langsam im Kreis um die reglos daliegende Gestalt von Mappo Trell herum, blieb schließlich stehen und blickte Mogora an.
Sie machte ein finsteres Gesicht, nickte dann heftig in Richtung des Zelts. »Iskaral Pustl, er ist der Magier des Hohen Hauses Schatten, oder nicht?«
»Eine beeindruckende Heilung, Mogora«, bemerkte Cotillion. »Dir ist natürlich klar, dass das Geschenk in Wirklichkeit ein Fluch sein könnte.«
»Du hast Pustl hierhergeschickt, um ihn zu finden!«
»Schattenthron, genau genommen, nicht ich. Aus diesem Grund kann ich dir nicht sagen, ob bei dieser Entscheidung die Frage der Barmherzigkeit irgendeine Rolle gespielt hat.«
Mogora starrte wieder zum Zelt. »Der Magier – dieser blöde quatschende Idiot.«
Cotillion sah sie unverwandt an, dann sagte er: »Du gehörst zu Ardata, nicht wahr?«
Sie verwandelte sich in unzählige Spinnen.
Der Gott beobachtete, wie sie in sämtliche erreichbaren Spalten flüchteten und wenige Augenblicke später verschwunden waren. Er seufzte, sah sich noch ein letztes Mal um, begegnete dabei flüchtig dem gelassenen Blick des Maultiers, und verschwand in einem wogenden Wirbel aus Schatten.
Kapitel Zehn
Als der Tag nichts als Dunkelheit kannte,
der Wind ein stummer Bettler war, der
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