SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Pause, holte sein Lächeln wieder hervor und breitete dann die Arme aus. »Süße Mogora, der Hohepriester des Schattens muss seine Geheimnisse haben, sogar vor seiner Frau. Leider. Und so bitte ich dich, mich nicht weiter zu bedrängen, wenn du nicht Schattenthrons willkürlichen Zorn heraufbeschwören willst –«
»Du bist ein Vollidiot, Iskaral Pustl.«
»Soll sie das doch glauben«, sagte er, fügte dann ein Kichern hinzu. »Jetzt wird sie sich fragen, warum ich gelacht habe – nein, nicht gelacht, sondern gekichert, was, alles in allem, weit beunruhigender ist. Ich meine, es hat wie ein Kichern geklungen, also muss es auch eins gewesen sein, obwohl es das erste Mal ist, dass ich das probiert habe – oder gehört, was das betrifft. Während ein Glucksen, nun, das ist etwas anderes, ich bin nicht fett genug, um zu glucksen, leider. Manchmal wünschte ich –«
»Geh und setz dich an das Feuer, das dein Maultier gemacht hat«, sagte Mogora. »Ich muss mein Ritual vorbereiten.«
»Sieh nur, wie dieses Kichern sie aus der Fassung gebracht hat! Oh, natürlich, mein Liebling, geh du nur und spiel mit deinem kleinen Ritual, du bist ein Schatz. Während ich für mich und mein Maultier Tee mache.«
Von den Flammen und seinem Tralbtee gewärmt, schaute Iskaral Pustl Mogora bei der Arbeit zu – so gut er das in der Dunkelheit konnte. Zuerst suchte sie große Steine zusammen, alle zerbrochen, gesprungen oder irgendwie sonst mit rauen Kanten versehen, und legte sie in Form einer Ellipse um den Trell herum. Dann urinierte sie auf diese Steine, was sie mit einem außerordentlich breitbeinigen, halb krabben-, halb hühnerartigen Watscheln bewerkstelligte, wobei sie sich gegen den Sonnenlauf bewegte, bis sie wieder dort ankam, wo sie angefangen hatte. Iskaral staunte angesichts ihrer überlegenen Beherrschung mancher Muskeln, ganz zu schweigen von dem Fassungsvermögen ihrer Blase, über das Mogora offensichtlich verfügte. Seinen eigenen Bemühungen, was das Urinieren anging, war in den letzten paar Jahren eher durchwachsener Erfolg beschieden gewesen, und inzwischen schien allein schon das Anfangen und Aufhören zu den größten körperlichen Herausforderungen zu zählen.
Zufrieden mit ihrer Pinkelei, begann Mogora dann, sich Haare vom Kopf zu zupfen. Sie hatte nicht mehr besonders viele da oben, und diejenigen, die sie auswählte, schienen so tief verwurzelt zu sein, dass Iskaral schon fürchtete, sie würde mit jedem erfolgreichen Ruck ihren Schädel entleeren. Seine Erwartung, so etwas zu sehen zu bekommen, wich jedoch der Enttäuschung, als Mogora schließlich – mit sieben langen, drahtigen, grauen Haaren in einer Hand – in die Ellipse trat und sich breitbeinig über den Körper des Trell stellte. Dann murmelte sie irgendwelches Hexenzeug vor sich hin und warf die Haare in die tintige Schwärze über ihrem Kopf.
Instinktiv folgte Iskarals Blick den silbrigen Fäden nach oben, und er war einigermaßen beunruhigt, als er sah, dass die Sterne über ihm verschwunden waren. Während sie draußen, am Horizont noch immer klar und hell leuchteten. »Bei den Göttern, Frau! Was hast du getan?«
Ohne ihn zu beachten, trat sie aus der Ellipse und fing an, in der Frauensprache zu singen, die für Iskarals Ohren natürlich vollkommen unverständlich war. So, wie es ihre Fähigkeiten überstieg, die Männersprache – die Mogora als Geschwätz bezeichnete – zu verstehen. Der Grund dafür war, wie Iskaral Pustl wusste, dass die Männersprache tatsächlich Geschwätz war, speziell darauf angelegt, die Frauen zu verwirren. Es ist eine Tatsache, dass Männer keine Worte brauchen, im Gegensatz zu Frauen. Wir haben ja Penisse. Wer braucht Worte, wenn er einen Penis hat? Wohingegen Frauen zwei Brüste haben, die zum Gespräch einladen, so wie ein guter Hintern eine vollendete Unterstreichung darstellt, was jeder Mann weiß.
Was stimmt nicht mit der Welt? Frag einen Mann, und er sagt: »Frag lieber nicht.« Frag eine Frau, und du wirst an Altersschwäche gestorben sein, ehe sie fertig ist. Ha. Hahaha.
Seltsame hauchdünne Fäden begannen durch das sich spiegelnde Licht das Feuers herabzusinken, legten sich auf den Körper des Trell.
»Was ist das?«, fragte Iskaral. Und dann zuckte er zusammen, als einer von ihnen seinen Unterarm berührte – und er sah, dass es ein Faden aus Spinnenseide war, und dass am Ende die Spinne saß, winzig klein wie eine Milbe. Beunruhigt blickte er zum Himmel auf. »Da oben sind Spinnen ?
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