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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Was für ein Wahnsinn ist das denn? Was tun sie da oben?«
    »Sei still.«
    »Antworte!«
    »Der Himmel ist voller Spinnen, Mann. Sie lassen sich vom Wind treiben. So, jetzt habe ich dir geantwortet, und nun halt deinen Mund, wenn du nicht willst, dass ich ein paar tausend von meinen Schwestern hineinschicke.«
    Seine Zähne klapperten, und er rückte näher ans Feuer. Brennt, ihr scheußlichen Dinger. Brennt!
    Die Spinnenfäden bedeckten jetzt den Trell. Tausende, zehntausende, hunderttausende – die Spinnen hüllten Mappo Runts gesamten Körper in ein Netz.
    »Und jetzt«, sagte Mogora, »ist es Zeit für den Mond.«
    Die Schwärze über ihm verschwand, als plötzlich ein silbriges, strahlendes Licht erblühte. So bedrohlich war die Verwandlung, dass Iskaral Pustl kreischend hintenüberfiel, und als er so auf dem Rücken lag, starrte er direkt hinauf zu einem gewaltigen, vollen Mond, der so niedrig hing, dass er zum Greifen nahe schien. Wenn er sich nur getraut hätte. Was er nicht tat. »Du hast den Mond heruntergeholt! Bist du verrückt? Er wird uns zermalmen!«
    »Ach, hör auf. Es sieht nur so aus – nun, vielleicht habe ich ihn ein bisschen gestupst –, aber ich habe dir doch gesagt, dass dies ein ernstes Ritual ist, oder?«
    »Was hast du mit dem Mond gemacht?«
    Sie brach in triumphierendes, wahnsinniges Gelächter aus. »Das ist nur mein kleines Ritual, Liebling. Wie gefällt es dir?«
    »Mach, dass er weggeht!«
    »Hast du Angst? Das solltest du auch! Ich bin eine Frau! Eine Hexe! Warum schwingst du also deinen dürren Hintern nicht einfach in das Zelt da und hockst dich in die Ecke, lieber Mann. Das hier ist wahre Macht, wahre Magie!«
    »Nein, das ist es nicht! Ich meine, das ist keine Hexenmagie, das kommt nicht aus Dal Hon – ich weiß nicht, was das ist –«
    »Du hast recht, das weißt du nicht. Und jetzt sei ein braver kleiner Junge und geh schlafen, Iskaral Pustl, während ich mich daran mache, diesem Trell sein erbärmliches Leben zu retten.«
    Iskaral dachte kurz daran, ihr zu widersprechen, entschied sich aber dann dagegen. Er kroch in das Zelt.
    Von draußen kam: »Bist du das, der da vor sich hin brabbelt, Iskaral?«
    Oh, sei still.
     
    Lostara Yil schlug die Augen auf und setzte sich langsam auf.
    Eine graugekleidete Gestalt stand mit dem Rücken zu ihr unweit eines steinernen, gewölbten Portals. Grob behauene Wände auf allen Seiten bildeten eine runde Kammer mit Lostara – die auf einem Altar gelegen hatte – in der Mitte. Mondlicht strömte vor der Gestalt ins Innere, aber es schien zu gleiten, sich zu bewegen. Als würde der Mond draußen vom Himmel stürzen.
    »Was?«, fragte sie, dann begann sie, unkontrolliert zu husten. Stechende Schmerzen fuhren ihr durch die Lunge. Nach einiger Zeit erholte sie sich wieder, blinzelte Tränen aus den Augen und blickte wieder auf.
    Er sah sie jetzt an.
    Der Schattentänzer. Der Gott. Cotillion. Offenbar als Antwort auf ihre erste Frage, sagte er: »Ich weiß es nicht genau. Irgendwo in der Wüste ist eine widrige Zauberei am Werk. Das Mondlicht ist … gestohlen worden. Ich gebe zu, dass ich so etwas noch nie zuvor gesehen habe.«
    Noch während er sprach, kehrten Lostaras Erinnerungen zurück, stürmten förmlich auf sie ein. Y’Ghatan. Überall Flammen. Glühende Hitze. Schwere Verbrennungen – oh, wie ihr Fleisch vor Schmerz schrie – »Was … was ist mit mir geschehen?«
    »Oh, das habt Ihr gemeint. Entschuldigt, Lostara Yil. Nun, kurzum, ich habe Euch aus dem Feuer geholt. Zugegeben, es ist sehr selten, dass ein Gott eingreift, aber T’riss hatte die Tür aufgetreten –« »T’riss?«
    »Die Königin der Träume. Sie hat einen Präzedenzfall geschaffen, wie es aussieht. Der größte Teil Eurer Sachen war verbrannt – es tut mir leid, wenn die neuen nicht nach Eurem Geschmack sind.«
    Sie schaute an dem grobgewebten Hemd hinunter, das sie bedeckte.
    »Die Tunika einer Novizin«, sagte Cotillion. »Ihr seid in einem Tempel – einem geheimen Tempel Rashans. Ich glaube, er ist während der Rebellion aufgegeben worden. Wir befinden uns anderthalb Längen von dem entfernt, was einmal Y’Ghatan war, etwa vierzig Schritt nördlich der Straße nach Sotka. Der Tempel ist gut versteckt.« Er deutete mit einer behandschuhten Hand auf den überwölbten Torweg. »Das da ist der einzige Ein- und Ausgang.«
    »Wieso – wieso habt Ihr mich gerettet?«
    Er zögerte. »Es wird eine Zeit kommen, Lostara Yil, da werdet Ihr eine Entscheidung

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