SdG 11 - Die Kochenjäger
übergeben.
Poren schaute sich um, sah einen Soldaten, der drei Pferde hinunter zum Strand führte. »He! Du da, warte!« Er ging hinüber. »Gib mir eins von den Pferden.«
»Sie sind nicht gesattelt, Leutnant.«
»Tatsächlich? Woher weißt du das?«
Der Mann fing an, auf den Rücken eines Pferdes zu zeigen -
»Idiot«, sagte Poren, »gib mir die Zügel, nein, die anderen, die da.«
»Das ist das Pferd der Mandata – «
»Dacht ich mir’s doch, dass ich es erkannt hätte …« Er zog das Tier weg und schwang sich auf seinen Rücken. Trabte dann auf die Straße. Wühler, das Findelkind, ging vom Lager weg, an einem Knöchel den jaulenden Köter, der wie das aussah, was eine Kuh auskotzen würde, wenn sie eine Mohairdecke gefressen hätte. Ohne auf die beiden zu achten, lenkte Poren sein Pferd gen Osten, ließ es dann in einen leichten Galopp fallen.
Er konnte diejenige, die vorneweg ging, bereits beim Namen nennen. Hauptmann Faradan Sort. Und da war dieser Hohemagier, der Schnelle Ben, und da dieser unheimliche Assassine, Kalam, und – bei den Göttern hienieden, aber die sind doch alle – nein, sie waren es nicht. Seesoldaten! Verdammte Seesoldaten!
Er hörte jetzt Rufe aus dem Lager hinter ihm, und vor dem Kommandozelt wurde Alarm geschlagen.
Poren traute seinen Augen nicht. Überlebende – sie hatten den Feuersturm überlebt – aber das war unmöglich. Zugegeben, sie sehen schlimm aus, halbtot, genauer gesagt. Als hätte der Vermummte sie benutzt, um sich die ergrauten Ohren sauber zu machen. Da ist Lostara Yil – nun, sie ist nicht ganz so übel dran wie der Rest -
Leutnant Poren zügelte das Pferd vor Faradan Sort. »Hauptmann – «
»Wir brauchen Wasser«, sagte sie, brachte die Worte kaum über die rissigen, aufgesprungenen und von Blasen übersäten Lippen.
Bei den Göttern, sie sehen schrecklich aus. Poren riss das Pferd herum und wäre dabei beinahe heruntergefallen. Doch er fing sich, richtete sich wieder auf und ritt zurück zum Lager.
Als Keneb und Temul den Hauptweg erreichten, dreißig Schritt vom Kommandozelt entfernt, sahen sie die Mandata herauskommen, und einen Augenblick später Blistig, dann T’amber. Vom östlichen Rand des Lagers waren Rufe zu hören, aber man konnte nicht verstehen, was die Soldaten riefen.
Die Mandata wandte sich den beiden näher kommenden Fäusten zu. »Anscheinend fehlt mein Pferd.«
Keneb zog die Brauen hoch. »Deswegen der Alarm? Mandata – «
»Nein, Keneb. Auf der Oststraße ist eine Truppe entdeckt worden.«
»Eine Truppe? Werden wir angegriffen?«
»Ich glaube nicht. Nun, begleitet mich doch. Es sieht aus, als sollten wir ein Stück gehen. Und dies wird Euch die Möglichkeit geben, das Fiasko zu erklären, das sich ereignet hat, als Eure Kompanie an Bord der Transportschiffe gehen sollte, Faust Keneb.«
»Mandata?«
»Ich finde Eure plötzliche Unfähigkeit nicht sonderlich überzeugend.«
Er warf ihr einen Blick zu. Da lag doch tatsächlich der Hauch eines Gefühls auf dem unscheinbaren, verhärmten Gesicht. Ein Hauch, nicht mehr. Nicht genug, um zu erkennen, um was für ein Gefühl es sich handelte. »Wühler«, sagte er.
Die Mandata zog die Brauen hoch. »Ich glaube, das werdet Ihr noch etwas genauer ausführen müssen, Faust Keneb.«
»Er hat gesagt, wir sollten einen Tag länger brauchen, um an Bord der Schiffe zu gehen, Mandata.«
»Und der Rat dieses Kindes – eines kaum des Lesens und Schreibens kundigen, halbwilden Kindes, um es genauer zu sagen – reicht Euch als Rechtfertigung, um die Anordnungen Eurer Mandata nicht ordnungsgemäß umzusetzen?«
»Normalerweise nicht«, antwortete Keneb. »Es ist schwer zu erklären … aber er weiß Dinge. Dinge, die er eigentlich nicht wissen kann, meine ich. So hat er zum Beispiel gewusst, dass wir nach Westen segeln würden. Er hat gewusst, welche Häfen wir anlaufen wollen – «
»Weil er sich hinter dem Kommandozelt versteckt hatte«, sagte Blistig.
»Habt Ihr auch nur ein einziges Mal gesehen, dass der Junge sich irgendwo versteckt hat, Blistig? Auch nur ein einziges Mal?«
Der Angesprochene machte ein finsteres Gesicht.
»Dann muss er wohl ziemlich gut darin sein.«
»Mandata, Wühler hat gesagt, wir müssten den Aufbruch um einen Tag verschieben – oder wir würden alle sterben. Auf See. Ich fange allmählich an zu glauben – «
Sie hob eine behandschuhte Hand, und die Geste war heftig genug, ihn zum Schweigen zu bringen. Er sah, dass sie die Augen zusammengekniffen
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