SdG 11 - Die Kochenjäger
stinkenden Hütten bis zum letzten Mann zu vernichten. Und hatte die Imperatrix etwa ihre Legionen ausgeschickt, um diese Armee aufzulösen? Nein, natürlich nicht, denn sie hieß die Sache gut.
Der Imperiale Hohemagier Tayschrenn war hier, in Malaz, verbarg sich in Mocks Feste. Was hatte ihn hierhergeführt? Und warum ein so öffentlicher Besuch – der merkwürdige Zauberer hatte einen legendären Ruf, sich ungesehen zu bewegen, hinter den Kulissen zu agieren, um das Wohl des Imperiums zu sichern. Auf ihm ruhte schließlich Laseens Macht in Wirklichkeit, er war ihre linke Hand, während die rechte der Klaue gehörte. Wenn er hier war, dann um etwas zu überwachen -
Er ist hier. Banaschar konnte den Dreckskerl spüren – eine brütende, verhängnisvolle Aura, die von Mocks Feste herabwehte. Tag um Tag, Nacht für Nacht. Und warum? Oh, ihr Narren.
Aus dem gleichen Grund, aus dem ich hier bin.
Sechs Boten bisher. Sechs. Alle gut genug bezahlt, um verlässlich zu sein, und alle hatten hinterher geschworen, dass sie das dringende Sendschreiben weitergegeben hatten – an den Wächter am Tor der Feste, der seinerseits jedes Mal genickt und gesagt hatte, dass er das Sendschreiben dem Hohemagier übergeben würde.
Und doch – keine Antwort. Keine Vorladung.
Irgendjemand fängt meine Botschaften ab. Es kann gar nicht anders sein Klar, ich habe mich sehr zurückhaltend ausgedrückt – was hätte ich sonst auch tun sollen? Aber Tayschrenn würde mein Siegel erkennen, und er würde verstehen mit plötzlich klopfendem Herzen, kaltem Schweiß auf der Stirn, mit zitternden Händen … würde er verstanden haben. Sofort.
Banaschar wusste nicht, was er tun sollte. Den letzten Boten hatte er vor drei Wochen geschickt.
»Es ist das verzweifelte Glitzern in deinen Augen«, sagte der Mann, der ihm gegenübersaß und wieder leicht grinste, obwohl sein Blick sich abwandte, sobald Banaschar ihn ansah.
»Du bist angetan?«
»Nein. Aber fast so was wie neugierig. Habe dich in diesen Wochen beobachtet. Du hast aufgegeben, aber allmählich. Die meisten Menschen machen das binnen eines Augenblicks. Stehen aus dem Bett auf, gehen ans Fenster, und dann stehen sie da, reglos, und sehen nichts, während in ihrem Innern alles ohne Flüstern in sich zusammenfällt, ohne eine Staubwolke, die den Zusammenbruch kennzeichnet … während alles einfach ins Nichts verschwindet.«
»Du bist besser dran, wenn du wie ein verdammter Seemann redest und denkst«, sagte Banaschar.
»Je mehr ich trinke, desto klarer und ruhiger werde ich.«
»Das ist ein schlechtes Zeichen, mein Freund.«
»Die sammle ich. Du bist nicht der Einzige, der zum Warten verflucht ist.«
»Monatelang!«
»Bei mir sind es Jahre«, sagte der Mann, während er einen derben Finger in seinen Becher tauchte und eine Motte herausfischte, die in dem Wein gelandet war.
»Das klingt, als wärst du derjenige, der schon vor langer Zeit hätte aufgeben sollen.«
»Vielleicht. Aber ich habe eine Art von Glaube gefunden. Es dauert nicht mehr lange, das schwöre ich. Nicht mehr lange.«
Banaschar schnaubte. »Der Mann, der sich ertränkt, unterhält sich mit dem Narren, eine Nacht, um Akrobaten, Jongleure und Tänzerinnen an den Bettelstab zu bringen, kommt, kommt alle, zwei Silberstücke erkaufen euch unendliche – und ich meine unendliche – Unterhaltung.«
»Ich bin nicht so unvertraut damit, sich zu ertränken, mein Freund.«
»Und das bedeutet?«
»Etwas verrät mir, dass du das Gleiche sagen könntest, wenn es um Narren geht.«
Banaschar blickte weg. Sah ein anderes vertrautes Gesicht, einen anderen großen Mann – nicht ganz so groß wie der Fremde ihm gegenüber, aber genauso breit, sein haarloser Schädel von Leberflecken gezeichnet, Narben auf jedem Körperteil. Er holte sich gerade einen Krug von Schaffs Altem Malazanischem Dunklen. Der ehemalige Priester hob die Stimme. »Heh, Temper! Hier ist noch Platz.« Er rutschte auf seiner Bank ein Stück zur Seite und schaute zu, wie der alte, aber immer noch beachtliche Mann – zweifellos ein Veteran – sich den Weg zu ihrer Nische bahnte.
Zumindest konnte das Gespräch sich jetzt wieder bedeutungslosen Dingen zuwenden.
Und dennoch. Noch ein Kerl, der auf … irgendetwas wartet. Nur habe ich bei ihm den Verdacht, dass es schlimm sein könnte, wenn es jemals kommt.
Irgendwo in den Gewölben einer weit, weit entfernten Stadt verrottete ein Wandteppich. Zusammengerollt und einer Mäusefamilie als Heim dienend,
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