Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Geschenke betrachtet und gehütet hätte. Ich war ein Feigling. Meine Seele ist vor dem Risiko geflohen, und es gibt keinen Weg zurück.
    In den Tagen, die auf Rhulads Aufstieg auf den Thron von Lether gefolgt waren, hatte Ahlrada eine Kompanie von Arapay-Kriegern aus Letheras herausgeführt, auf der Suche nach der Spur derjenigen, die den neuen Imperator verraten hatten – sein Bruder Forcht, und Udinaas, der Sklave. Sie hatten keinerlei Hinweise gefunden, und darin hatte Ahlrada so etwas wie einen kleinen Sieg gesehen. Rhulads Zorn hätte beinahe zu Massenhinrichtungen geführt, und Ahlrada und sein Suchtrupp wären mit bei den ersten gewesen, die hingerichtet worden wären, aber Hannan Mosag – oder genauer, das, was noch von ihm übrig war – hatte es irgendwie geschafft, Rhulad unter Kontrolle zu bringen. Schließlich brauchte der Imperator seine Tiste-Edur-Krieger – nicht nur, um das Imperium zu besetzen und zu beherrschen, sondern sogar noch mehr für die ausgedehnten Expeditionen, die genau damals geplant worden waren.
    Expeditionen wie diese hier. Hätte er gewusst, was diese Expeditionen mit sich bringen würden, hätte Ahlrada sich möglicherweise für die Hinrichtung entschieden, die Rhulad in jenen frühen Tagen in Letheras so gerne vorgenommen hatte.
    Seit damals … all das, was wir in seinem verfluchten Namen getan haben …
    Wir folgen ihm – was hat das aus uns gemacht? Oh, Trull, du hattest recht, und nicht einer von uns war tapfer genug, sich an deine Seite zu stellen, als es am wichtigsten war.
    Seine Erinnerungen an Trull Sengar verfolgten Ahlrada Ahn. Nein, seine Erinnerungen an alles verfolgten ihn, doch sie waren zusammengeflossen und konzentrierten sich auf diesen einsamen, ehrenvollen Krieger der Tiste Edur.
    Er stand auf dem großen Schiff, den Blick auf das stürmische Meer gerichtet, sein Gesicht schon lange taub von der eisigen Gischt. In den Wassern ringsum hoben und senkten sich noch mehr Schiffe in den schweren Wogen, eine Hälfte der Dritten Imperialen Edurflotte, die einen Weg um diesen riesigen Kontinent herum suchte. Unter Deck und in der Takelage arbeiteten auf sämtlichen Schiffen Mannschaften aus Letherii, die auch die einfacheren Soldaten stellten. Während ihre Oberherren nichts taten außer Wein zu trinken und unaufhörlich mehrgängige Mahlzeiten zu verzehren, oder sich Letherii-Sklavinnen in ihre prächtigen Betten zu holen und diejenigen, die sie benutzt hatten, die gebrochen waren oder rasend vom Gift des Edursamens, einfach über die Reling zu werfen – wo die der Flotte unablässig folgenden großen grauen Haie und ganze Herden Dhenrabijährlinge warteten.
    Eine Hälfte der Flotte in diesen Meeren. Befehligt von Tomad Sengar, dem Vater des Imperators.
    Und wie gut haben wir uns bisher geschlagen, Tomad Sengar? Eine knappe Handvoll zweifelhafter Meisterkämpfer, Herausforderer, die wir in unsere Heimat bringen können – und vor den manischen Blick deines jüngsten Sohns.
    Außerdem sollten wir die gefallenen Verwandten nicht vergessen, die wir gefunden haben. Woher sind sie gekommen? Sie wissen es selbst nicht. Aber behandeln wir sie als lang verlorene Verwandte? Nehmen wir sie mit offenen Armen auf? Nein, sie sind geringere Kreaturen, ihr Blut ist von Versagen, von Mangel besudelt. Unser Geschenk ist Verachtung, auch wenn wir es Befreiung nennen.
    Aber ich habe an Meisterkämpfer gedacht … und an Rhulads unersättlichen Hunger, der uns hinaus in diese Welt schickt, eine Flotte nach der anderen. Tomad. Wie gut haben wir uns geschlagen?
    Er dachte an ihre letzten Gäste, dort unten, unter Deck, und da war ein Gefühl – nicht mehr als ein Flüstern in der Düsternis seiner zusammengerollten, verrotteten, mottenzerfressenen Seele –, dass sie dieses Mal vielleicht jemanden gefunden hatten, der wirklich furchterregend war. Jemand, der vielleicht dafür sorgen konnte, dass Rhulad an seinem eigenen Blut erstickte, sogar mehr als einmal … obwohl wie immer irgendwann dieser schreckliche Schrei erklingen würde …
    Wir werden geschaffen und vernichtet, und so geht es weiter und weiter. Für immer.
    Und ich werde niemals meine Heimat sehen.
     
    Mit Augen, die die Farbe von verwittertem Granit hatten, blickte Atri-Preda Yan Tovis, die letheriische Marine-Kommandantin, die ihre Soldaten als Zwielicht kannten, auf den kranken Mann hinunter. Hier unten, im düsteren Laderaum des Schiffs, war es feucht und stank, und der Laufgang über dem Kiel war mit Erbrochenem

Weitere Kostenlose Bücher