SdG 11 - Die Kochenjäger
»es ist das hiesige Wasser, das den Wein, den du so sehr magst, in Schlangenpisse verwandelt.«
»Stimmt. Schlimme Nachwirkungen«, sagte Fremdländer.
»Und das ist wünschenswert?«
»Ja, das ist es. Es lässt mich nachts wieder und wieder aufwachen, fast zu jedem Glockenschlag, mit einem pochenden Schädel und einer Blase, die gleich platzen wird – aber würde ich nicht aufwachen, dann würde die Blase platzen. Verstehst du?«
Banaschar nickte und schaute sich um. »Mehr los als sonst am. Nachmittag.«
»Das glaubst du nur, weil du um diese Zeit schon lange nicht mehr hier gewesen bist. Vor drei Nächten sind drei Transportschiffe mit Eskorte aus Korel eingelaufen.«
Der ehemalige Priester musterte die anderen Gäste erneut, dieses Mal allerdings ein bisschen sorgfältiger. »Und – reden sie viel?«
»Klingt so.«
»Über den Feldzug da unten?«
Fremdländer zuckte die Schultern. »Geh und frag sie doch, wenn du willst.«
»Nein. Zu viel Aufwand. Das wirklich Üble daran, Fragen zu stellen, ist – «
»Dass man Antworten bekommt, klar – das hast du schon mal gesagt.«
»Das ist eine andere üble Sache – dass wir alle am Schluss die gleichen Dinge immer wieder und wieder sagen.«
»Das gilt für dich. Nicht für mich. Und bei dir wird es schlimmer.«
Banaschar nahm zwei Schlucke, wischte sich dann mit dem Handrücken über die Lippen. »Schlimmer. Ja, in der Tat.«
»Es ist niemals gut«, bemerkte Fremdländer, »einen Mann in Eile zu sehen.«
»Es ist ein Wettrennen«, sagte Banaschar. »Erreiche ich die Kante und stürze mich hinunter, oder kommt meine Errettung rechtzeitig? Lass uns ein paar Münzen auf das Ergebnis wetten – ich empfehle auf Ersteres, aber das bleibt unter uns.«
Der große Mann – der selten jemandem in die Augen blickte, wenn er sprach, und dessen riesige Hände und Handgelenke mit Schwielen übersät waren – schüttelte den Kopf. »Wenn die Errettung eine Frau ist, würde nur ein Narr gegen mich wetten.«
Banaschar verzog das Gesicht und hob den Bierkrug. »Eine gute Idee. Lass uns auf all die verlorenen Lieben auf der Welt trinken, mein Freund. Was ist mit deiner passiert, oder ist das eine zu persönliche Frage für unsere zweifelhafte Beziehung?«
»Du bist auf den falschen Stein gesprungen«, sagte der Mann. »Meine Liebe ist nicht verloren, und vielleicht werde ich eines Tages darüber nachdenken, den Platz mit dir zu tauschen, aber nicht heute. Und auch nicht gestern oder vorgestern. Jetzt, wo ich darüber nachdenke – «
»Du brauchst nicht weiterzusprechen. Meine Errettung ist keine Frau, und selbst wenn sie es wäre, dann nicht, weil sie eine Frau ist, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ach, dann hatten wir gerade eine von diesen hypothetischen Unterhaltungen?«
»Du hast Malazanisch von einem gebildeten Seemann gelernt, ja? Wie auch immer, hypothetisch ist das falsche Wort für das, was du meinst, glaube ich. Es ist eher so was wie metaphorisch.«
»Bist du dir sicher?«
»Natürlich nicht, aber darum geht es doch auch nicht, oder? Die Frau ist ein gebrochenes Herz, vielleicht aber auch einfach nur eine Schlammbahn, auf der man runterrutscht, bis sie einen begräbt, bis sie uns alle begräbt.« Banaschar trank sein Bier aus, wedelte kurz mit dem Krug und lehnte sich dann mit einem Rülpser zurück. »Hab’ von einem napanesischen Seemann gehört, der ein Fässchen Schmarotzergesöff getrunken hat und dann hingegangen ist, sich zu nah an einen brennenden Docht gestellt und sich den größten Teil seines Hinterns weggeblasen hat. Ich frage mich, wie das die Dinge erhellt?«
»Kurzzeitig, würde ich mir vorstellen.«
Mit der Antwort zufrieden, sagte Banaschar nichts. Eine Schankdirne kam mit einem großen Henkelkrug, aus dem sie den Bierkrug des ehemaligen Priesters wieder auffüllte. Er schaute ihr nach, als sie davonging, sich durch das Gedränge schaukelte – eine Frau, die zu tun hatte.
Es war leicht, eine Insel als etwas Isoliertes zu betrachten – gewiss verband viele Inselbewohner ein enger Horizont, eine Mischung aus selbstgefälliger Arroganz und Selbstbesessenheit . aber die Isolation war künstlich, eine bloße Täuschung, Lege die Meere trocken, und der felsige Boden, der alles miteinander verbindet, wird enthüllt; die Anhänger von D’rek, dem Wurm des Herbstes, verstanden das sehr gut. Gerüchte, Einstellungen, Lebensstile, Überzeugungen, die mit den Ketten der Gesinnung rasselten, alle glitten so leicht wie der Wind
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