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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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und glitschigem Schimmel verschmiert. Ächzen und dumpfes Dröhnen erfüllten den Raum bei jeder Welle, die gegen den Rumpf schlug. Das gedämpfte Licht von Laternen huschte hierhin und dorthin, machte die Schatten ausgelassen und wild. »Hier«, sagte sie. »Trink das.«
    Der Mann blickte auf – rotgeränderte Augen in einem Gesicht, das die Farbe von Walfett hatte. »Trinken?« Das Wort allein schien schon beinahe auszureichen, damit er sich erneut übergeben musste, aber sie sah, wie er heftig gegen den Brechreiz ankämpfte.
    »Ich spreche deine Sprache nicht gut«, sagte sie. »Trink. Zwei Schlucke. Warte. Dann mehr.«
    »Ich werde es nicht bei mir behalten können«, sagte der Mann.
    »Nicht wichtig. Zwei, und du fühlst dich besser. Dann mehr. Übelkeit geht weg.«
    Mit einer zitternden Hand griff er nach der kleinen, mit Patina überzogenen Glasflasche.
    »Hat der Ceda gemacht«, sagte Zwielicht. »Hat er gemacht, vor Generationen. Übelkeit geht weg.«
    Er trank einen Schluck, dann noch einen, blieb einen Augenblick völlig reglos, warf sich dann zur Seite. Er spuckte, hustete, keuchte und sagte dann: »Bei allen Geistern, ja.«
    »Besser?«
    Ein Nicken.
    »Trink den Rest. Er wird bei dir bleiben.«
    Er tat wie ihm geheißen, lehnte sich dann mit geschlossenen Augen zurück. »Besser. Ja, besser.«
    »Gut. Und jetzt, geh zu ihm.« Sie deutete zum Bug des Schiffs, zwanzig Schritt den Laufgang entlang, wo sich eine zusammengekauerte Gestalt an die aufwärtsgeschwungene Bordwand lehnte. »Preda Tomad Sengar hat Zweifel. Meisterkämpfer wird Reise nicht überleben. Will nicht essen, trinken. Siecht dahin. Geh zu ihm. Du rühmst sein Können. Sehr. Wir sehen anderes. Wir sehen nur Schwäche.«
    Der Mann, der auf dem Lauf gang lag, blickte sie nicht an, aber er setzte sich langsam auf, stand dann mühsam, unsicher auf. Mit weit gespreizten Beinen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, richtete er sich gerade auf.
    Spuckte sich in die Handflächen, rieb sie aneinander und strich sich mit beiden Händen durchs Haar.
    Taralack Veed blickte die Frau an. »Jetzt seid Ihr diejenige, die krank aussieht«, sagte er stirnrunzelnd. »Was stimmt denn nicht?«
    Zwielicht schüttelte einfach nur den Kopf. »Geh. Der Preda muss überzeugt werden. Sonst werfen wir euch beide über Bord.«
    Der Gralkrieger drehte sich um und bewegte sich wie eine Krabbe den Laufgang entlang. Beiderseits von ihm waren Gestalten angekettet, eingequetscht zwischen Kisten und Fässern. Grauhäutig wie ihre Häscher und fast genauso groß, mit Gesichtszügen, die keinen Zweifel daran ließen, dass in ihren Adern Edur-Blut floss. Und doch lagen sie hier unten, verfaulten in ihrem eigenen Dreck, und ihre dumpfen, eulenhaften Blicke folgten Taralack auf seinem Weg zum Bug.
    Der Gral kauerte sich vor Icarium hin, streckte dann eine Hand aus und legte sie dem Krieger auf die Schulter.
    Icarium zuckte bei der Berührung zusammen.
    »Mein Freund«, sagte Taralack leise. »Ich weiß, dass es keine Krankheit des Körpers ist, die dich so quält. Es ist die Krankheit des Geistes. Du musst dagegen ankämpfen, Icarium.«
    Der Jhag hockte da, hatte die Knie an die Brust gezogen und die Arme eng darum geschlungen, eine Position, die den Gral an die Art erinnerte, wie die Ehrlii ihre Verstorbenen begruben. Lange Zeit erfolgte keinerlei Reaktion auf seine Worte, dann durchlief ein Schaudern die Gestalt, die da vor ihm zusammengerollt hockte. »Ich kann das nicht«, sagte Icarium. Er hob den Kopf und sah Taralack, mit einem verzweifelten Blick an. »Ich will … ich will niemanden töten!«
    Taralack rieb sich das Gesicht. Bei den Geistern hienieden, dieser Trank von Zwielicht hatte wahre Wunder gewirkt. Ich krieg das hin. »Icarium. Schau den Laufgang entlang. Schau dir diese schmutzigen Kreaturen an - denen gesagt wurde, dass sie von ihren Unterdrückern befreit werden würden. Die geglaubt haben, dass diese Edur ihre Rettung sind. Aber nein. Ihr Blut ist nicht rein. Es ist getrübt – sie waren Sklaven! So tief gefallen, dass sie nichts mehr von ihrer Geschichte, ihrer ruhmreichen Vergangenheit wussten – ja, ich weiß, was für eine ruhmreiche Vergangenheit? Aber schau sie dir an! Was sind das denn für Dämonen, diese Tiste Edur und ihr verdammtes Imperium? Dass sie Ihresgleichen so behandeln? Und jetzt sag mir, Icarium, was habe ich dir verschafft? Sag es mir!«
    Das Gesicht des Kriegers war gramzerfurcht, und in seinen Augen schwamm Entsetzen – und noch

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