Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Cotillion.
    »Mein Freund hat schon bessere Tage gesehen«, sagte Trull Sengar und klopfte Onrack auf den Rücken. Das Geräusch klang hohl, eine Staubwolke stieg auf, und im Brustkorb des Kriegers fiel etwas klappernd nach unten. »Oh«, sagte der Tiste Edur, »habe ich was Schlimmes angerichtet?«
    »Nein«, erwiderte Ornack. »Eine abgebrochene Speerspitze. Sie hatte sich zwischen zwei Knochen verklemmt.«
    »Hat sie dich gestört?«
    »Nur das leise Geräusch, dass sie beim Gehen gemacht hat. Ich danke dir, Trull Sengar.«
    Cotillion beäugte die beiden. Was für ein Sterblicher würde einen T’lan Imass als Freund bezeichnen? Und sie kämpfen Seite an Seite. Ich würde gerne mehr über diesen Trull Sengar wissen. Aber genau wie bei so vielen anderen Dingen war dafür im Augenblick keine Zeit. Seufzend drehte er sich um und sah, dass jetzt, da Ibra Gholan nicht mehr da war, Panek die Engstelle bewachte.
    Der Gott machte sich dorthin auf.
    Panek blickte ihm entgegen. »Ich vermisse ihn«, sagte er.
    »Wen?«
    »Randgänger.«
    »Warum? Ich bezweifle, dass dieser Knochensack sich aus einem Sarg aus Birkenrinde befreien könnte.«
    »Es geht nicht darum, dass er an unserer Seite kämpfen soll, Onkel. Wir werden hier standhalten. Mutter macht sich zu viele Sorgen.«
    »Welche Mutter?«
    Ein schreckliches Grinsen, das scharfe Zähne enthüllte. »Beide.«
    »Und warum vermisst du Randgänger sonst?«
    »Wegen seiner Geschichten.«
    »Ach, deswegen.«
    »Die Drachen. Die dummen, die klugen, die lebenden und die loten. Wenn jede Welt nichts weiter als ein Ort auf einem Spielbrett wäre, dann wären sie die Spielsteine. Doch sie werden von keiner einzelnen Hand gelenkt. Jeder ist wild, hat einen eigenen Willen. Und dann sind da noch die Schatten – Randgänger hat es mir erklärt –, diejenigen, die man nicht sehen kann.«
    »Er hat es dir erklärt, ja? Nun, ganz offensichtlich mag der altersgraue Dreckskerl dich mehr als mich.«
    »Sie alle werfen Schatten, Onkel«, sagte Panek. »In deine Sphäre. Jeder einzelne von ihnen. Deshalb gibt es so viele … Gefangene.«
    Cotillion runzelte die Stirn – und dann, langsam und unerbittlich dämmerte es ihm … und seine Augen weiteten sich.
    Trull schaute zu, wie der Gott an Panek vorbeiging, sich mit einer Hand an der steinernen Wand abstützte, als wäre Cotillion plötzlich betrunken. »Ich frage mich, worum es da drüben gegangen ist. Man könnte meinen, Panek hätte ihm gerade das Knie zwischen die Beine gerammt.«
    »Er würde einen Kuss von mir bekommen, wenn er das getan hätte«, sagte Minala.
    »Ihr seid zu hart«, sagte Trull. »Mir tut Cotillion leid.«
    »Dann bist du ein Idiot, aber das weiß ich ja eigentlich schon seit Monaten.«
    Er lächelte sie an, sagte aber nichts.
    Minala spähte nun zu dem ungleichmäßigen Eingang des Raums hinüber, in dem sich der Erste Thron befand. »Was machen sie da drin? Sonst gehen sie nie da rein.«
    »Sie denken über Bedeutungen nach, nehme ich an«, sagte Trull.
    »Und wo ist Schattenthron? Er sollte längst hier sein. Wenn wir jetzt angegriffen werden …«
    Sind wir erledigt. Trull stützte sich auf den Speer, um sein linkes Bein zu entlasten, das stärker schmerzte – ein bisschen stärker – als das rechte. Oder ich bin es zumindest. Aber das ist so oder so der Fall, wenn meine Verwandten sich entschließen, Ernst zu machen – ob ich jetzt geheilt werde oder nicht. Er verstand ihr halbherziges Geplänkel, ihr vorsichtiges Sondieren nicht. Und warum gaben sie sich überhaupt damit ab? Wenn sie nach einem Thron hungerten, war es der Thron des Schattens, nicht diese Monstrosität aus versteinerten Knochen, die der Erste Thron genannt wurde. Allerdings … wenn ich länger darüber nachdenke, ergibt das alles vielleicht doch einen Sinn. Sie haben sich mit dem Verkrüppelten Gott verbündet – und mit den Ungebundenen T’lan Imass, die nun dem Angeketteten dienen. Aber für meine Tiste Edur haben Bündnisse mit Nicht-Edur nicht viel Bedeutung. Vielleicht ist das der Grund, warum sie sich bisher auf diesen symbolischen Aderlass beschränkt haben. Ein einziger Hexer und ein paar erfahrene Krieger – und dieses kleine Fest hier wäre schnell vorbei.
    Und sie würden kommen – sie werden kommen, wenn mich jemand erkennt. Aber er konnte sich nicht vor ihnen verbergen; er konnte sich nicht im Hintergrund halten, während sie diese jungen Menschen abschlachteten, die nichts vom Leben wussten, die nur dem Namen nach

Weitere Kostenlose Bücher