SdG 11 - Die Kochenjäger
Ochem. Die Stimme des Knochenwerfers klang so monoton wie die von Onrack.
»Nein«, sagte Cotillion. »Es ist mehr als das. Es geht darum, was sie tun, wenn sie das entdecken. Sie werden das Chaos-Gewirr an diesem Ort entfesseln – in dem Raum, in dem sich der Erste Thron befindet. Monok Ochem, sie werden ihn zerstören – und mit ihm auch seine Macht.«
»Gibt es einen Grund, aus dem man so etwas bedauern müsste?«, fragte Onrack.
Diese Worte erschütterten Cotillion so sehr, dass er nicht antworten konnte.
Monok Ochem wirbelte herum, wandte sich Onrack zu. »Der hier spricht die Worte der Ungebundenen. Er kämpft nicht, um den Ersten Thron zu verteidigen. Er kämpft nur, um Trull Sengar zu verteidigen. Er allein ist der Grund dafür, dass der Edur immer noch am Leben ist.«
»Das stimmt«, antwortete Onrack. »Ich akzeptiere keine andere Autorität als meinen eigenen Willen, die Wünsche, nach denen zu handeln ich mich entschließe, und die Urteile, die ich mir selbst bilde. Das, Monok Ochem, bedeutet Freiheit.«
»Nicht – «, sagte Trull Sengar und wandte sich ab.
»Trull Sengar?«
»Nein, Onrack. Siehst du es denn nicht? Du forderst deine eigene Auslöschung heraus, und alles nur, weil ich nicht weiß, was ich tun soll, alles nur, weil ich mich nicht entscheiden kann – weil ich nichts entscheiden kann. Und daher bleibe ich hier, genauso angekettet wie damals, als du mich im Entstehenden gefunden hast.«
»Trull Sengar«, sagte Onrack nach einem Augenblick, »du kämpfst, um Leben zu retten. Die Leben dieser jungen Menschen hier. Du stehst an ihrer Stelle, wieder und wieder. Das ist eine edle Tat. Durch dich erkenne ich plötzlich das Geschenk, das darin liegt, um der Verteidigung der Ehre willen zu kämpfen, das Geschenk eines würdigen Ziels. Ich bin nicht mehr der, der ich einst war. Ich bin nicht wie Monok Ochem und Ibra Gholan. Zweckdienlichkeit reicht nicht mehr aus. Zweckdienlichkeit ist die Lüge des Mörders.«
»Um des Vermummten willen«, sagte Cotillion zu Monok Ochem. Er fühlte sich erschöpft, und Enttäuschung und Wut machten ihn reizbar. »Kannst du nicht Verwandte herbeirufen? Ein paar hundert T’lan Imass – es müssen doch irgendwo welche herumliegen und … nichts tun, wie es so ihre Art ist?«
Die leeren Augen blieben … leer. »Cotillion vom Schatten. Dein Gefährte hat Anspruch auf den Ersten Thron erhoben – «
»Dann muss er den T’lan Imass nur befehlen, hier zu – «
»Nein. Die anderen sind zu einem Krieg unterwegs. Einem Krieg, bei dem es um die Selbsterhaltung – «
»Zum Vermummten mit Assail!«, brüllte Cotillion, und seine Stimme hallte wütend durch die Höhle. »Das ist doch nichts weiter als verdammter Stolz! Ihr könnt da nicht gewinnen! Ihr schickt einen Clan nach dem anderen hin, alle in den gleichen zerstörerischen Rachen! Ihr verdammten Narren – zieht euch zurück! Auf diesem elenden Alptraum von einem Kontinent gibt es nichts, wofür zu kämpfen sich lohnt! Versteht ihr das denn nicht? Für die Tyrannen dort ist es nichts weiter als ein Spiel!«
»Es liegt in der Natur meines Volkes«, sagte Onrack – und Cotillion konnte einen gewissen Unterton in den Worten mitschwingen hören, etwas wie boshafte Ironie – »an unsere überragende Wirksamkeit zu glauben. Sie wollen dieses Spiel gewinnen, Cotillion vom Schatten, oder dem Vergessen begegnen. Eine andere Möglichkeit lassen sie nicht gelten. Stolz? Das ist kein Stolz. Das ist der eigentliche Grund, zu existieren.«
»Wir sehen uns größeren Bedrohungen gegenüber – «
»Und es kümmert sie nicht«, unterbrach ihn Onrack. »Das musst du begreifen, Cotillion vom Schatten. Einst, vor mittlerweile langer Zeit nach menschlichen Maßstäben, hat dein Gefährte den Ersten Thron gefunden. Er hat ihn in Besitz genommen und so die Befehlsgewalt über die T’lan Imass errungen. Doch schon damals war sein Griff dürftig, denn die Macht des Ersten Throns ist uralt. Genau betrachtet schwindet sie sogar. Schattenthron war in der Lage, die Logros T`lan Imass zu wecken – eine einzelne Armee, die feststellte, dass sie immer noch an die restliche Macht des Ersten Throns gebunden war, durch kaum mehr als die reine Nähe. Aber den Kron T’lan Imass konnte er nichts befehlen, und auch den Bentract nicht oder den Ifayle oder all den anderen, die noch übrig waren, denn sie waren zu weit weg. Als Schattenthron das letzte Mal auf dem Ersten Thron gesessen hat, war er ein Sterblicher, war er an keinen
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