SdG 11 - Die Kochenjäger
sehr viel Angst hatte.
»Klaue, sprecht mit ihm.«
» Mit ihm. Ich muss zugeben, dass ich noch nicht feststellen kann, auf welchen ›ihn‹ Ihr Euch bezieht, Priester. Und leider kann ich ebenso wenig ergründen, warum Ihr mich um so etwas ersucht. Tayschrenn ist kein Freund von Euch – «
»Aber er ist auch kein Narr, Klaue. Er blickt weit voraus, ja, das tut Tayschrenn. Nein, es gibt keinen Grund, warum ich Euch drängen sollte, mit dem Hohemagier des Imperiums zu sprechen. Seine Stellung wird sowieso schon immer bedenklicher. Ihr wollt dann also plaudern, ja? Nun, Klaue, dann fordere ich Euch ganz offen dringend auf, in die Katakomben hinunterzusteigen und mit Korbolo Dom zu sprechen. Ihr habt seine Geschichte noch nicht gehört, und ich würde Euch in aller Bescheidenheit nahelegen, dass es an der Zeit ist, das zu tun.«
Perl schloss die Augen vor der regengepeitschten Szene jenseits des Fensters. »Natürlich. Er war in Wirklichkeit ein Agent Laseens, selbst als er für Sha’ik gekämpft hat. Seine Hundeschlächter waren an Ort und Stelle, um sich gegen Sha’ik zu wenden und sie vollständig zu zermalmen, wozu auch gehört hätte, Toblakai und Leoman von den Dreschflegeln zu töten. Aber dann, während der Kette der Hunde, ist er über einen größeren, im Entstehen begriffenen Verrat gestolpert. Oh ja, Mallick Rel, ich kann erkennen, wie Ihr und er die Sache verdrehen werdet – ich nehme an, Ihr beide habt lange und hart gearbeitet, während Eurer zahllosen widerrechtlichen Aufenthalte unten in den Katakomben – ja, in der Tat, ich weiß von ihnen – doch die Klaue wird sich Eurem Griff entziehen, und das wird sich nicht ändern, das kann ich Euch versichern.«
»Am besten«, sagte der Mann mit seiner zischenden Stimme, »Ihr denkt über meinen bescheidenen Vorschlag nach, Klaue, zum Wohle Eurer Sekte.«
»Zum Wohle Eurer …« Bei den Göttern hienieden, er fühlt sich bereit, der Klaue zu drohen? Wie weit ist dieser ganze Wahnsinn schon gediehen? Ich muss mit Topper sprechen – vielleicht ist es ja noch nicht zu spät …
»Dieser Regen«, fuhr Mallick Rel hinter ihm fort, »wird dafür sorgen, dass die Meere steigen, ja?«
Kapitel Sieben
Die Wahrheit ist eine Drangsal, und ich sehe uns alle vor ihr zurückscheuen. Aber, meine Freunde, vor der Wahrheit kann man nicht fliehen.
Das Jahr der Zehntausend Lügen
Kayessan
E
ine Rhizan, die sich an die schlaffen Falten der Imperialen Standarte klammerte, ihren Hunger vergessend, das eigene Leben nichts weiter als ein stiller Funke in ihrem winzigen Körper, hatte der ganzen Unterhaltung gespannt zugehört.
Vom Ufer aus beobachteten die Mandata und Admiral Nok zusammen mit Faust Keneb, dem Schnellen Ben und Kalam Mekhar eine Dromone, die sich mit einem schlanken, schwarzen Kriegsschiff im Schlepptau vorsichtig zwischen den nächsten Transportschiffen hindurchmanövrierte. Anfangs sprachen sie nur wenig, doch als Sergeant Gesler und Korporal Stürmisch auftauchten, wurde die Sache plötzlich interessant.
»Mandata«, sagte Gesler und salutierte, »das da ist unser Schiff – das ist die Silanda.«
Admiral Nok musterte den Seesoldaten mit der goldbraunen Haut. »Sergeant, wenn ich das richtig verstanden habe, behauptest du, dass du dieses unangenehme Schiff segeln kannst.«
Ein Nicken. »Mit ein paar Trupps, klar, das reicht. Was die Mannschaft auf den Ruderbänken unter Deck angeht – nun, wenn wir wollen, dass sie rudern, dann werden sie rudern.«
»Wir haben lange genug mit denen zusammengelebt, dass sie uns keine Angst mehr einjagen, Admiral«, fügte Stürmisch hinzu. »Noch nicht mal Gesler, wo der doch schon jedes Mal zusammenzuckt, wenn er in seinen verzierten silbernen Spiegel schaut. Und was die Köpfe angeht, die machen uns auch keine Gänsehaut mehr. Zumindest nicht mehr als -–«
»Hört auf, wie ein Seemann zu reden, Adjutant Stürmisch«, sagte Nok.
Ein Lächeln inmitten des roten, sich sträubenden Barts. »Bin kein Adjutant mehr, Admiral.«
Dünne Brauen wölbten sich, und dann sagte Nok: »Der Titel allein verleiht dem, der ihn besitzt, Intelligenz?«
Stürmisch nickte. »Das tut er, Admiral. Und deswegen ist Gesler Sergeant und ich bin Korporal. Wir werden jedes Jahr dümmer.«
»Und Stürmisch ist noch stolz darauf«, sagte Gesler und klopfte seinem Kameraden auf den Rücken.
Die Mandata rieb sich die Augen. Sie betrachtete prüfend die Fingerspitzen ihrer Lederhandschuhe und zog sie dann langsam aus.
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