SdG 11 - Die Kochenjäger
»Ich kann an der Wasserlinie erkennen, dass sie voll verproviantiert ist …«
»In ihrem Laderaum verderben keine Nahrungsmittel«, sagte Nok. »So viel haben meine Magier herausgefunden. Darüber hinaus gibt es an Bord keine Ratten oder anderes Ungeziefer.« Er zögerte, seufzte dann. »Jedenfalls habe ich keinen Seemann gefunden, der freiwillig auf der Silanda anheuern wollte. Und ich habe nicht die Absicht, in diesem Fall Zwang auszuüben.« Er zuckte die Schultern. »Mandata, wenn sie das Schiff wirklich wollen …«
»Also gut. Sergeant Gesler, dein eigener Trupp und dann noch zwei weitere.«
»Der Vierte und der Neunte, Mandata.«
Sie blickte Gesler aus leicht zusammengekniffenen Augen an, drehte sich dann zu Keneb um. »Faust? Das sind Eure wiederauferstandenen Trupps.«
»Der Vierte – das ist dann Saitens – «
»Um des Vermummten willen«, sagte die Mandata. »Sein Name ist Fiedler. Es ist das am schlechtesten gehütete Geheimnis in dieser Armee, Keneb.«
»Natürlich. Entschuldigt, Mandata. Also dann Fiedlers, und der Neunte – mal sehen, das ist Sergeant Balsams Trupp. Hol uns der Abgrund, Gesler, da hast du dir aber einen wirren Haufen von Unzufriedenen ausgesucht.«
»Ja, Faust.«
»Na schön.« Keneb zögerte, wandte sich dann an Tavore. »Man data , dürfte ich vorschlagen, dass die Silanda die ganze Zeit eine flankierende Position zu unserem Flaggschiff einnimmt?«
Gespielte Bestürzung breitete sich auf Geslers Gesicht aus. Er stieß Stürmisch an und sagte: »Sie trauen uns nicht, Stürmisch.«
»Das zeigt, was sie wissen, oder?«
»Stimmt, das tut es. Verdammt soll ich sein, sie sind schlauer als wir gedacht haben.«
»Sergeant Gesler«, sagte die Mandata, »nimm deinen Korporal und verschwinde von hier.«
»In Ordnung, Mandata.«
Die beiden Seesoldaten eilten davon.
Ein, zwei Herzschläge verstrichen, dann lachte Admiral Nok leise auf. »Mandata, ich muss Euch sagen, ich bin … erleichtert.«
»Darüber, die Silanda diesen Idioten zu überlassen?«
»Nein, Tavore. Die unerwartete Ankunft von zusätzlichen Überlebenden aus Y’Ghatan, unter ihnen Soldaten wie Fiedler, Krake, Gesler und Stürmisch und natürlich auch …«, er drehte sich zum Schnellen Ben und Kalam um, »ihr beide. Die Veränderung in Eurer Armee war … spürbar, Mandata. Viele Kommandanten vergessen, wie wichtig berühmte Veteranen sind – vor allem, wenn es um sie herum nur junge, unerfahrene Soldaten gibt. Dazu kommt die außergewöhnliche Geschichte ihres Überlebens unter den Straßen von Y’Ghatan.« Er schüttelte den Kopf. »Alles in allem ist das eine höchst ermutigende Entwicklung.«
»Ich stimme Euch zu«, sagte Tavore, warf dabei Keneb einen Blick zu. »Es waren zum größten Teil diese Soldaten, die ganz am Anfang das angenommen haben, was man auch als schreckliches Vorzeichen hätte betrachten können, und es zu einem Symbol der Stärke gemacht haben. Niemand von uns hat es zu jenem Zeitpunkt so richtig erkannt, aber damals, bei jener ersten Parade in Aren, wurden die Knochenjäger geboren.«
Die anderen starrten sie alle an.
Ihre Brauen hoben sich geringfügig.
Keneb räusperte sich. »Mandata, es kann gut sein, dass die Knochenjäger damals, an jenem Tag, in Aren geboren wurden, aber ihren ersten Atmzug haben sie erst gestern getan.«
»Wie meint Ihr das?«
»Wir haben uns gefragt«, sagte Kalam zu ihr, »wo der Orden hergekommen ist. Derjenige, den Ihr eigenhändig Hauptmann Faradan Sort und Sünd, der Hexe, verliehen habt.«
»Oh ja. Nun, was das angeht, darauf kann ich keinen Anspruch erheben. Die Gestaltung des Abzeichens hat T’amber übernommen. Wie ich gehört habe, hat es in ihrer Familie Goldschmiede gegeben, und in ihrer Jugend hat sie ein paar Jahre als Lehrling bei einem gearbeitet. Nichtsdestotrotz kann ich nicht erkennen, wieso diese Zeremonie mehr erreicht haben soll, als das zu bestätigen, was bereits existiert hat.«
»Mandata«, sagte Faust Keneb, »Eure Bestätigung war genau das, was noch gefehlt hat. Damit es Wirklichkeit werden konnte. Ich möchte Euch nicht kränken, aber vorher wart Ihr die Mandata. Ihr wart Laseens Hand. Ihr Eigentum.«
Plötzlich wurde ihr Gesicht ausdruckslos, gefährlich. »Und jetzt, Faust?«
Doch es war Kalam, der antwortete: »Jetzt gehört Ihr zur Vierzehnten.«
»Ihr gehört zu uns«, sagte Keneb.
Der Augenblick hätte genau hier enden sollen, und alles wäre gut gewesen. Besser als gut. Es wäre perfekt gewesen.
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