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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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oder vielleicht schlüpfrig.«
    »Du bist keine besonders große Hilfe, Tapferer Zahn.«
    »Es ist ja nicht so, dass ich an deinem Tisch sitze. Du sitzt an meinem.«
    Banaschar lehnte sich seufzend zurück. »Schön. Hier, ich werde dir noch ein bisschen mehr Tee ausgeben – «
    »Was, willst du jetzt versuchen, mich zu vergiften?«
    »Na schön – wie wäre es, wenn wir zusammen einen Krug Malazanisches Dunkles trinken?«
    Der riesige Mann beugte sich vor, blickte Banaschar zum ersten Mal in die Augen. »Besser. Ich bin in Trauer, verstehst du.«
    »Ach?«
    »Die Neuigkeiten aus Y’Ghatan.« Er schnaubte. »Es sind immer die Neuigkeiten aus Y’Ghatan, stimmt’s? Wie auch immer, ich habe ein paar Freunde verloren.«
    »Aha.«
    »Und deshalb habe ich vor, mich heute Nacht zu betrinken«, sagte Tapferer Zahn. »Für sie. Ich kann nicht weinen, wenn ich nicht betrunken bin, verstehst du?«
    »Und warum dann der Rotweintee?«
    Tapferer Zahn blickte auf, als jemand kam, und schenkte dem Mann ein hässliches Lächeln. »Frag Temper hier. Warum der Rotweintee, du runtergekommener alter Bastard?«
    »Du hast vor, heute Nacht zu weinen, Tapferer Zahn?«
    Der Hauptsergeant nickte.
    Temper ließ sich auf einen Stuhl sinken, der unter seinem Gewicht bedrohlich knirschte. Rotgeäderte Augen richteten sich auf Banaschar. »Der verleiht seinen Tränen die Farbe von Blut. Man erzählt sich, dass er es erst ein einziges Mal getan hat, und das war, als Dassem Ultor gestorben ist.«
    Bei den Göttern hienieden, muss ich das heute Nacht mit ansehen?
    »Das habe ich davon«, murmelte Tapferer Zahn, der den Kopf wieder gesenkt hatte, »dass ich alles glaube, was ich höre.«
    Banaschar starrte den Mann stirnrunzelnd an, der ihm gegenübersaß. Und was soll das jetzt wieder bedeuten?
    Der Krug mit dem Bier kam, als wäre er von ihren stummen Wünschen herbeibeschworen worden, und Banaschar, befreit von weiterem Nachdenken – und allem anderen, was klare Gedanken erforderte – lehnte sich zurück, zufrieden damit, eine weitere Nacht zu überdauern.
    »Ja, Herr (oder Herrin), er hat da bei diesen Veteranen gesessen, hat so getan, als wenn er dazugehört, aber in Wirklichkeit ist er einfach nur ein Schwindler. Hat die ganze Nacht da gesessen, bis Schaff ihn raustragen musste. Wo er jetzt ist? Na, in seinem stinkenden, dreckigen Zimmer, unempfänglich für alles, was die Welt betrifft. Ja, in der Tat, Banaschar ist unempfänglich für alles, was die Welt betrifft.«
     
    Der Regen fiel in Strömen, rann über die Befestigungsanlagen und dann die Blutrinnen hinunter, und die Wolke am Himmel war in den letzten zwanzig Herzschlägen tiefer gesunken und hatte die Spitze des alten Turms verschluckt. Das Fenster, aus dem Perl blickte, hatte früher einmal den Gipfel der technischen Möglichkeiten der Inselbewohner repräsentiert, geschmolzener Sand, der zu einem Stück blasigem, fleckigem aber größtenteils durchsichtigem Glas geworden war. Jetzt, ein Jahrhundert später, war die Oberfläche von einer regenbogenfarbigen Patina überzogen, und die Welt dahinter wirkte zusammengestoppelt, wie ein unvollständiges Mosaik, dessen einzelne Steinchen in einem weltverschlingenden Feuer miteinander verschmolzen waren. Obwohl Perl die Flammen nicht sehen konnte, wusste er mit furchtbarer Gewissheit, dass sie da waren, und das würde auch noch so viel Regen, der vom Himmel fiel, nicht ändern können.
    Im Grunde war seine Welt auch von Flammen vernichtet worden. Flammen, die ihm sie genommen hatten – die einzige Frau, die er jemals geliebt hatte. Und es hatte zum Abschied keine Umarmung gegeben, keine tröstenden, beruhigenden Worte. Nein, sie waren nur einmal mehr gereizt umeinander herumgetanzt, und anscheinend hatten weder er noch Lostara entscheiden können, ob es ein Tanz aus Verlangen oder Bosheit gewesen war.
    Selbst hier, hinter diesem kleinen Fenster und den dicken Steinmauern, konnte er die arg mitgenommene, verkrustete Wetterfahne hören, die in den heftigen Windböen, die über Mocks Feste hinwegfegten, knirschte und quietschte. Er und Lostara waren genauso wie diese Wetterfahne gewesen – sie hatten sich gedreht, waren in diese und jene Richtung gestoßen worden, hilflose Opfer von Mächten, die immer außerhalb ihrer Kontrolle gelegen hatten. Ja, sogar außerhalb ihres Begriffsvermögens. Klang das nicht überzeugend? Kaum.
    Die Mandata hatte sie auf eine Suche geschickt, und als sie an ihrem grässlichen Ende angekommen waren, war

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