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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Ungeheuer von einem Mann. Vornübergebeugt, mit winzigen schwarzen Augen, die aus dem Schatten einer vorspringenden Stirn glitzerten. Über alle Maßen haarig. Wirre, verfilzte Strähnen wucherten aus beiden Ohren, die ebenholzschwarzen Locken wanden sich nach unten, um sich mit dem riesigen Möwennest zu vereinen, das sein Bart war, der wiederum seinen Hals überflutete und unvermindert nach unten weiterreichte bis zu dem, was von der gewölbten Brust des Mannes zu sehen war; und der auch nach oben kletterte, um seine Wangen zu überziehen – wobei er sich unterwegs mit den herausragenden Nasenhaaren vereinigte, als hätte sich der Mann kleine, entwurzelte Bäume in die Nase geschoben – nur, um sich dann ohne Unterbrechung mit den rissigen Hanfseilen zu vermischen, die die Augenbrauen des Mannes bildeten, die ihrerseits in den erschreckend tief angesetzten Haaransatz übergingen, der vollkommen verbarg, was eine dürftige, fliehende Stirn sein musste. Und trotz des absurden Alters des Mannes – seines gerüchteweise bekannten Alters, genauer gesagt, denn niemand wusste es genau – war dieser Wust an Haaren tintenschwarz gefärbt.
    Er trank Rotweintee, ein örtliches Gebräu, das gelegentlich dazu benutzt wurde, Ameisen zu töten.
    Banaschar ging zu dem Tisch und setzte sich dem Mann gegenüber. »Wenn ich darüber nachgedacht hätte, würde ich sagen, dass ich die ganze Zeit nach dir gesucht habe, Hauptsergeant Tapferer Zahn.«
    »Aber eigentlich bist du kein großer Denker, stimmt’s?« Der riesige Mann machte sich nicht die Mühe aufzublicken. »Du kannst keiner sein, wenn du nach mir gesucht hast. Was du hier siehst, ist ein Entrinnen – nein, totale Flucht – der Vermummte weiß, wer entscheidet, dass diese armseligen Schwachköpfe, die sie mir andauernd schicken, die Bezeichnung Rekruten verdienen. In der malazanischen Armee, beim Abgrund! Die Welt ist verrückt geworden. Vollkommen verrückt.«
    »Der Torwächter«, sagte Banaschar. »Am oberen Ende der Treppe zu Mocks Feste. Der Wächter am Tor, Tapferer Zahn, ich nehme an, du kennst ihn. Scheint, als wäre er schon so lange hier, wie du Soldaten ausbildest.«
    »Es gibt kennen, und es gibt kennen. Diese bucklige alte Krabbe, nun, lass mich dir etwas von ihm erzählen. Ich könnte eine Legion nach der anderen von meinen knuddeligen kleinen Rekruten die Treppe hochschicken und ihnen jede Waffe zur Verfügung stellen, und sie würden doch niemals an ihm vorbeikommen. Warum? Ich werd’ dir sagen warum. Lubben ist ja kein Meisterkämpfer oder ein Todbringendes Schwert oder irgend so was. Nein, es liegt daran, dass ich mehr Hirn in meinem linken Nasenloch untergebracht habe, das auf meinen Finger wartet, als meine sogenannten Rekruten zusammenkratzen können.«
    »Das sagt mir überhaupt nichts über Lubben, Tapferer Zahn, sondern nur deine Meinung über deine Rekruten, und die hatte ich, wie es scheint, schon geahnt.«
    »Ganz recht«, sagte der Mann und nickte.
    Banaschar rieb sich das Gesicht. »Lubben. Hör zu, ich muss mit jemandem sprechen, jemandem, der sich da oben in Mocks Feste versteckt. Ich schicke Botschaften, sie gelangen in Lubbens Hände – und dann … nichts.«
    »Und wer ist derjenige, mit dem du sprechen willst?«
    »Das würde ich lieber nicht sagen.«
    »Oh, er.«
    »Also. Schmeißt Lubben diese Botschaften in den schleimigen Schacht, dessen Ausfluss so schicklich die Klippe verziert?«
    »Aus-was? Nein. Ich sag dir was. Wie war’s, wenn ich da hochgehe und den, den du lieber nicht nennen willst, an seinem überlangen, altmodischen Zopf packe und ihn ein paarmal kräftig schüttle?«
    »Ich kann nicht so recht erkennen, inwieweit das etwas bringen würde.«
    »Nun, es würde mich aufheitern – nicht aus irgendeinem besonderen Grund, wohlgemerkt, sondern einfach nur aus Prinzip. Vielleicht will der, den du lieber nicht nennen willst, lieber nicht mit dir sprechen, hast du daran schon mal gedacht? Aber vielleicht hast du das auch lieber nicht.«
    »Ich muss mit ihm sprechen.«
    »Oh, es ist richtig wichtig, was?«
    »Ja.«
    »Imperiale Interessen?«
    »Nein, zumindest glaube ich das nicht.«
    »Ich sag dir was. Ich werde ihn an seinem niedlichen Zopf packen und vom Turm baumeln lassen. Du kannst von hier unten winken. Ich schwinge ihn vor und zurück, und das bedeutet, er sagt ›Klar, komm rauf, alter Freund‹. Und wenn ich ihn einfach fallen lasse, bedeutet es das andere. Entweder das, oder meine Hände sind müde geworden …

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