Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
gehört jetzt dir, Erwählte – «
    »Hör auf, mich so zu nennen!«
    »Bitte – du bist hierhergebracht worden, und dabei ist Blut vergossen worden – es liegt an dir, diesem Opfer eine Bedeutung zu verleihen – «
    »Welchem Opfer? Das war Mord! Sie haben meine Freunde umgebracht.«
    »Ich werde dir helfen zu trauern, denn das ist meine Schwäche, verstehst du? Ich trauere immer – um mich –, weil ich trinke, und um den Durst, der immer in mir ist. Schwäche. Knie vor ihr nieder, Kind. Mach aus ihr etwas, das du verehren kannst. Es ist sinnlos zu kämpfen – die Traurigkeit der Welt ist weit mächtiger als du es jemals sein wirst, und das musst du verstehen.«
    »Ich will hier weg.«
    »Unmöglich. Die Ungebundenen haben dich hierhergebracht. Wo könntest du hingehen, selbst wenn du gehen würdest? Wir sind Meilen um Meilen von allem entfernt.« Er saugte an den Kieselsteinen, schluckte Spucke, und fuhr dann fort: »Du hättest nichts zu essen. Kein Wasser. Bitte, Erwählte, in dieser begrabenen Stadt wartet ein Tempel auf dich – ich habe so lange, so hart gearbeitet, um ihn für dich vorzubereiten. Dort gibt es etwas zu essen. Und Wasser. Und schon bald werden mehr Diener da sein, alle verzweifelt darum bemüht, dir jeden Wunsch zu erfüllen – sobald du akzeptiert hast, was du geworden bist.« Er machte eine Pause und lächelte erneut, und sie sah die Steine – schwarz, glatt und glänzend, mindestens drei, und jeder so groß wie ein Fingerknochen. »Schon bald wird dir klar werden, was du nun bist – das Oberhaupt des größten Kults im Reich der Sieben Städte, und er wird sich noch weiter ausbreiten, über alle Meere und Ozeane – er wird Anspruch auf die ganze Welt erheben – «
    »Du bist verrückt«, sagte Felisin.
    »Das Flüstern lügt nicht.« Er griff nach ihr, und sie wich vor der glänzenden, von eiternden Wunden übersäten Hand zurück. »Oh, die Pest war hier, verstehst du? Poliel, die Göttin selbst, hat ihr Haupt vor dem Angeketteten gebeugt – so, wie wir es alle müssen, selbst du – nur dann wirst du deine rechtmäßige Macht erlangen. Die Pest – sie hat sich viele genommen, hat ganze Städte voller schwärzlicher Leichname zurückgelassen – aber andere haben überlebt, weil sie das Flüstern gehört haben, und sie wurden gezeichnet – durch eiternde Wunden und verdrehte Gliedmaßen, durch Blindheit. Bei manchen war es auch die Zunge. Sie ist ihnen verfault und abgefallen, so dass sie nun stumm sind. Bei anderen haben die Ohren geblutet, und alle Geräusche sind aus ihrer Welt verschwunden. Verstehst du? Sie hatten eine Schwäche, und der Angekettete – er hat gezeigt, wie Schwäche sich in Stärke verwandeln kann. Ich kann sie spüren, denn ich bin der Erste. Dein Seneschall. Ich spüre sie. Sie kommen.«
    Sie starrte noch immer auf seine kranke Hand hinunter, und nach einem kurzen Augenblick zog er sie zurück.
    Und klickte wieder. »Bitte, folge mir. Lass mich dir all das zeigen, was ich getan habe.«
    Felisin hob die Hände zum Gesicht. Sie verstand das alles nicht. Nichts davon ergab irgendeinen Sinn. »Wie heißt du?«, fragte sie.
    »Kulat.«
    »Und wie«, fügte sie flüsternd hinzu, »heiße ich?«
    Er verbeugte sich. »Sie haben es nicht verstanden – niemand hat es verstanden. Die Apokalypse – das ist nicht einfach nur Krieg, nicht einfach nur Rebellion. Es ist Verwüstung. Und nicht einfach nur die Verwüstung des Landes – das ist nur das, was später kommt – verstehst du? Die Apokalypse … ist eine des Geistes. Zermalmt, zerbrochen, ein Sklave seiner eigenen Schwächen. Nur solch eine gequälte Seele kann dem Land und allen, die in ihm leben, den Untergang bringen. Wir müssen innerlich sterben, um all das zu töten, was draußen liegt. Nur dann, wenn der Tod uns alle holt, nur dann werden wir Erlösung finden.« Er verbeugte sich noch tiefer. »Du bist die Wiedergeborene Sha’ik, die Erwählte, die Hand der Apokalypse.«
     
    »Eine Änderung der Pläne«, murmelte Iskaral Pustl, während er scheinbar ziellos und zufällig hin und her trippelte, sich in den Lichtschein des Lagerfeuers bewegte und ihn wieder verließ. »Sieh!«, zischte er. »Sie ist weg, die eklige Kuh! Ein paar unförmige Schatten in der Nacht – und puff! Nichts als Spinnen, die sich in jeder Spalte und Ritze verstecken. Bah! Wehleidiger Feigling. Ich habe geglaubt, wir sollten weglaufen, Trell. Ja, weglaufen. Du gehst in diese Richtung, und ich werde in jene gehen – ich

Weitere Kostenlose Bücher