SdG 11 - Die Kochenjäger
meine, ich werde natürlich direkt hinter dir sein, warum sollte ich dich jetzt im Stich lassen? Selbst wenn man bedenkt, dass diese Dinge unterwegs sind …« Er verstummte, raufte sich die Haare, und nahm dann sein hektisches Hinundherwandern wieder auf. »Aber warum sollte ich mir Sorgen machen? Bin ich nicht immer loyal gewesen? Wirkungsvoll? Hervorragend wie immer? Also, warum sind sie dann hier? «
Mappo zog einen Streitkolben aus seinem Packsack. »Ich sehe nichts«, sagte er, »und hören kann ich nur dich, Hohepriester. Wer ist gekommen?«
»Habe ich gesagt, dass irgendetwas kommt?«
»Ja, das hast du.«
»Kann ich etwas dafür, dass du den Verstand verloren hast? Aber warum, das würde ich wirklich gerne wissen – ja, warum. Wir brauchen keine Gesellschaft. Außerdem sollte man annehmen, dass dies hier der letzte Ort wäre, den sie sehen wollen würden, wenn das, was ich rieche, das ist, was ich rieche, und ich würde das, was ich rieche, nicht riechen, wenn da nicht etwas gewesen wäre, das gerochen hat, richtig?« Er machte eine Pause, legte den Kopf schief. »Was ist das für ein Geruch? Ach, ist nicht wichtig – wo war ich? Ja, ich habe versucht, mir das Unvorstellbare vorzustellen, wobei das Unvorstellbare die Vorstellung ist, dass Schattenthron tatsächlich geistig gesund ist. Absurd, ich weiß. Wie auch immer, wenn dies, dann jenes, wobei dies bedeutet, dass er weiß, was er tut. Er hat Gründe – wirkliche Gründe.«
»Iskaral Pustl«, sagte Mappo und stand von seinem Platz beim Feuer auf, »sind wir in Gefahr?«
»Hat der Vermummte schon bessere Tage gesehen? Natürlich sind wir in Gefahr, du blöder Dummkopf – oh, ich muss solche Ansichten für mich behalten. Wie wäre es damit? Gefahr? Haha, mein Freund, natürlich nicht. Haha. Ha. Oh, da sind sie …«
Gewaltige Umrisse tauchten aus der Dunkelheit auf. Rot glühende Augen auf der einen Seite, fahlgrüne auf der anderen. Und dann noch mehr Augenpaare, golden und kupferfarben.
Die Schattenhunde.
Irgendwo weit draußen in der Wüste heulte ein Wolf oder ein Kojote, als hätte er einen Hauch vom Abgrund selbst erhascht. In der näheren Umgebung waren sogar die Grillen verstummt.
Die Haare im Nacken des Trell richteten sich auf. Auch er konnte jetzt die tödlichen Tiere riechen. Scharf, stechend. Und mit dem Geruch kamen schmerzhafte Erinnerungen. »Was wollen sie von uns, Hohepriester?«
»Sei still – ich muss nachdenken.«
»Kein Grund zur Sorge«, erklang eine neue Stimme aus der Dunkelheit, und als Mappo sich umdrehte, sah er einen Mann in den Lichtschein des Feuers treten. In einen grauen Umhang gehüllt, ziemlich groß, ansonsten jedoch unauffällig. »Sie … ziehen nur vorbei.«
Iskarals Gesicht hellte sich in falscher Begeisterung auf, während er zusammenzuckte. »Oh, Cotillion – könnt Ihr es nicht sehen? Ich habe alles erreicht, was Schattenthron von mir verlangt hat – «
»Bei dem Zusammenstoß, den du mit Dejim Nebrahl hattest«, sagte Cotillion, »hast du in der Tat sämtliche Erwartungen übertroffen – ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung hatte, dass du über solche Kräfte verfügst, Iskaral Pustl. Schattenthron hat seinen Magi gut gewählt.«
»Ja, er ist voller Überraschungen, nicht wahr?« Der Hohepriester ging seitwärts zum Feuer, wo er sich hinsetzte und den Kopf schieflegte. »Nun, was will er? Mich beruhigen? Er beruhigt mich nie. Die Hunde auf die Spur irgendeines armen Narren führen? Nicht für lange, hoffe ich. Um des besagten Narren willen. Nein, nichts von all diesen Dingen. Er ist hier, um mich zu verwirren, aber ich bin schließlich ein Hohepriester des Schattens und kann daher nicht verwirrt werden. Warum? Weil ich dem verwirrendsten Gott diene, den es gibt, darum. Muss ich mir dann also Sorgen machen? Natürlich, aber das wird er niemals wissen, oder? Nein, ich muss diesen mörderischen Gott nur anlächeln und sagen: Wollt Ihr etwas Kaktustee, Cotillion?«
»Danke«, sagte Cotillion. »Ja, gerne.«
Mappo legte seinen Streitkolben auf den Boden und setzte sich wieder hin, als Iskaral Pustl den Tee eingoss. Der Trell kämpfte gegen die Verzweiflung an, die in ihm aufstieg. Irgendwo im Norden saß Icarium vor einem Feuer, das sich wahrscheinlich kaum von diesem hier unterschied, heimgesucht von Dingen, an die er sich nicht erinnern konnte. Doch er war nicht allein. Nein, ein anderer hat meinen Platz eingenommen. Das hätte ein Grund zur Erleichterung sein sollen, doch das einzige
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