SdG 11 - Die Kochenjäger
gesehen habe. Eine für die Apokalyptische – es ist eine Ungebundene – und dann gibt es noch etwas, das heißt Haus des Krieges; die einfache Karte zeigt einen unbesetzten Knochenthron, der von zwei Wölfen flankiert wird. Und in diesem Haus gibt es eine Karte, die heißt der Söldner, und eine andere – die jemand anders angefertigt hat –, von der ich glaube, dass sie Wächter der Toten oder so ähnlich heißt; sie zeigt geisterhafte Soldaten, die mitten auf einer brennenden Brücke stehen …«
Es war einen Augenblick ganz still, dann sagte Gesler: »Kannst du irgendwelche Gesichter erkennen, Fied?«
»Ich wollte mir die Karte nicht zu genau anschauen. Da ist das Haus der Ketten, und der König dieses Hauses – der König in Ketten – sitzt auf einem Thron. Die Szene ist sehr dunkel, von Schatten verschluckt, aber ich könnte schwören, dass der arme Dreckskerl schreit. Und der Ausdruck in seinen Augen …«
»Was noch?«, fragte Balsam.
»Hör auf, dich so gierig anzuhören, du dal-honesische Felsenkröte.«
»Schon gut, Fiedler. Wenn dir dein neues Geschenk nicht gefällt, dann gib es doch mir.«
»Klar, und du würdest die Karten vermutlich gleich hier auslegen – hier auf diesem Schiff.«
»Ja-und?«
»Dann willst du also eine Tür für diese Alpträume aus Tiste- und Teilann-Gewirren öffnen? Vielleicht auch eine zum Verkrüppelten Gott?«
»Oh.«
»Wie auch immer. Es gibt noch mehr Ungebundene. Den Herrn der Drachenkarten, und ja, den erkenne ich. Und Kette – ein Knoten in der Mitte der Karte, mit Kettengliedern, die sich in alle Richtungen erstrecken. Das gefällt mir irgendwie nicht.«
»Irgendein Geschenk, Fid.«
»Klar. Wie ein Fels, den man einem ertrinkenden Seemann zuwirft.«
»Leg sie weg«, sagte Gesler.
Die Ratte hörte, wie die Drachenkarten wieder vom Tisch genommen wurden.
»Wir haben ein Problem«, fuhr Gesler fort.
»Nur wissen wir nicht«, fügte Stürmisch hinzu, »was für eins. Wir wissen nur, dass irgendwas Keneb schwer erschüttert hat, und auch deinen Freund, den Assassinen, Fied. Und den Schnellen Ben. Irgendwas hat sie alle erschüttert.«
»Die Mandata«, sagte Fiedler. »Kalam und Ben haben nichts erzählt, aber sie waren nicht glücklich.« Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Könnte sein, dass es die Art ist, wie Perl einfach verschwunden ist, gleich nach Y’Ghatan, wahrscheinlich auf dem kürzesten Weg zurück zur Imperatrix. Einfach nur ein Agent der Klaue, der seinen Bericht abliefert? Vielleicht. Doch selbst das hinterlässt einen bitteren Geschmack im Mund – er hat zu schnell gehandelt, hat zu schnell seine Schlüsse gezogen … als hätte das, was seiner Meinung nach vor Y’Ghatan passiert ist, nur einen Verdacht bestätigt, den er sowieso schon länger gehegt hatte. Denkt doch mal darüber nach – glaubt ihr wirklich, dass in so einem Bericht irgendetwas Positives stehen könnte?«
»Sie hat Sha’ik getötet«, sagte Balsam aufgebracht. »Sie hat dieses Wespennest in der Raraku aufgebrochen – und es ist verdammt noch mal nichts dabei rausgekommen. Sie hat Korbolo Dom geschnappt und ihn in Fesseln zurückgeschickt. Und sie hat all das getan, ohne einen einzigen Mann zu verlieren oder kaum einen Mann – die paar Kratzer unterwegs waren zu erwarten und längst nicht so schlimm, wie sie hätten sein können. Dann hetzt sie Leoman bis nach Y’Ghatan. Belagerungen bergen immer jede Menge Verluste, wenn man nicht jemanden nach drinnen bekommt, der die Tore aufmacht -und wenn die Belagerer noch nicht einmal Zeit haben, ein bisschen abzuwarten. Und wir hatten keine Zeit, oder? Da war eine verdammte Pestepidemie unterwegs!«
»Beruhige dich«, sagte Fiedler, »wir haben das auch alles durchgemacht, schon vergessen?«
»Klar, und hat wirklich einer von uns geglaubt, Leoman würde seine eigenen Leute brutzeln? Und eine ganze Stadt in einen Haufen Asche und Flüsse aus Blei verwandeln? Alles, was ich sage, Fied, ist, wir haben uns doch nicht schlecht geschlagen, oder? Wenn du mal richtig darüber nachdenkst.«
»Balsam hat recht«, sagte Stürmisch, der sich schon wieder am Bart kratzte. »Fiedler, in den Drachenkarten, die du bekommen hast, dieses Haus des Krieges – hast du da irgendwas von Treach gerochen? Die Wölfe, die haben mich nachdenklich gemacht.«
»Ich habe echte Zweifel an dieser Version«, antwortete Fiedler. »An dem ganzen Haus, genauer gesagt. Ich glaube, dass da jemand sehr verwirrt war, als die Karten gemacht
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