SdG 11 - Die Kochenjäger
abtreten.«
»Mandata?«
»Wir werden nicht an Land gehen – «
In diesem Augenblick sah Apsalar, dass die vordere Dromone plötzlich ins Stocken geriet, als hätte sie unerklärlicherweise an Fahrt verloren – und ihre Mannschaft rannte wie hektische Ameisen unter den sich wölbenden Segeln hin und her. Ein, zwei Herzschläge später wurde Noks Schiff von der gleichen Hektik erfasst, und eine Signalflagge wanderte am Mast nach oben.
Jenseits der beiden Kriegsschiffe erwachte Sepik einem Vulkanausbruch gleich zum Leben.
Möwen. Zehntausende erhoben sich von den Straßen, den Gebäuden. In ihrer Mitte schwarze Flecken – Krähen und Inselgeier, die wie Ascheflocken im wirbelnden Rauch der weißen Möwen aufstiegen. Die Wolke aus Vögeln wand sich höher, blähte sich auf und warf einen fleckigen, ausgefransten Schatten auf die Stadt.
»Sie sind alle tot«, flüsterte Neder.
»Die Tiste Edur waren hier«, sagte Apsalar.
Tavore blickte sie an. »Sind Gemetzel ihre einzige Antwort -egal auf was?«
»Sie haben welche von ihrer eigenen Art gefunden, Mandata, einen kläglichen Rest. Untertanen, kaum mehr als Sklaven. Sie zögern nicht, ihrer Wut freien Lauf zu lassen, diese Edur.«
»Woher weißt du das, Brückenverbrennerin?«
Sie musterte die Frau. »Woher wisst Ihr davon, Mandata?«
Doch statt auf die Frage zu antworten, wandte sich Tavore ab.
Keneb sah die beiden Frauen an, ließ seinen Blick von einer zur anderen wandern.
Apsalar richtete ihre Aufmerksamkeit erneut auf den Hafen, wo die Möwen sich bereits wieder zu ihrem Festmahl niederließen, während die beiden Dromonen die Bucht verließen und ihre Segel sich wieder füllten. Die Schiffe, die sich direkt in ihrem Kielwasser befanden, änderten ebenfalls den Kurs.
»Wir werden versuchen, uns in Nemil neu zu verproviantieren«, sagte die Mandata. Sie drehte sich um, blieb dann noch einmal stehen. »Apsalar, such den Schnellen Ben. Benutz deine knochigen Diener, wenn es sein muss.«
»Der Hohemagier versteckt sich unter Deck zwischen der Fracht«, antwortete sie.
Tavore zog die Brauen hoch. »Dann ist keine Zauberei im Spiel?«
»Nein.«
Als die Schritte der Mandata verklangen, trat Faust Keneb näher an Apsalar heran. »Die Flotte der Edur – glaubst du, dass sie uns jetzt noch verfolgt, Apsalar?«
»Nein. Sie kehren nach Hause zurück.«
»Und woher weißt du das?«
»Weil sie von einem Gott besucht wird, Faust«, sagte Neder. »Er kommt, um ihr Herz zu brechen. Wieder und wieder.«
Apsalar hatte das Gefühl, als hätte sie einen Fausthieb gegen die Brust erhalten. Der Aufprall ließ ihre Knochen vibrieren, und ihr Herz pochte plötzlich unregelmäßig, während Hitze durch ihre Adern strömte. Doch äußerlich ließ sie sich nichts anmerken.
»War das notwendig, Neder?« Die Wut ließ Kenebs Stimme angespannt klingen.
»Kümmert Euch nicht um meine Schwester«, sagte Nil. »Es gelüstet sie nach jemandem.«
»Dreckskerl!«
Die junge Wickanerin rauschte davon. Nil schaute ihr einen Augenblick hinterher, dann sah er Keneb und Apsalar an und zuckte die Schultern.
Einen Moment später ging er ebenfalls.
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Keneb zu Apsalar. »Wenn ich gewusst hätte, was Neder sagen würde … hätte ich niemals so eine grausame Antwort herausgefordert.«
»Es hat nichts zu bedeuten, Faust. Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen.«
»Trotzdem werde ich nicht weiter neugierig sein.«
Sie musterte ihn ein paar Herzschläge lang.
Er schien sich unbehaglich zu fühlen, brachte ein Nicken zustande und ging davon.
Die Insel lag nun an Steuerbord, schon ein gutes Stück entfernt. »Er kommt, um ihr Herz zu brechen. Wieder und wieder.« Oh, auf einem solchen Schiff konnte es nicht viele Geheimnisse geben. Nur die Mandata schien die ihren auch weiterhin zu bewahren.
Kein Wunder, dass der Schnelle Ben sich versteckt.
»Sie haben alle getötet«, sagte Buddl schaudernd. »Die gesamte Bevölkerung dieser verdammten Insel. Und für Monkan gilt das Gleiche – der Wind trägt die Nachricht heran.«
»Sei froh, dass es diesen Wind gibt«, sagte Koryk. »Wir haben diesen Albtraum schnell hinter uns gelassen, verdammt schnell, und das ist gut, oder?«
Krake setzte sich aufrechter hin und sah Fiedler an. »Sergeant, ist Sepik nicht ein Fürstentum, das zum Imperium gehört?«
Fiedler nickte.
»Dann ist doch das, was diese Edur getan haben, eine Kriegshandlung, oder?«
Buddl und die anderen wandten sich dem Sergeanten zu,
Weitere Kostenlose Bücher