SdG 11 - Die Kochenjäger
davon.
Buddl starrte noch einen Augenblick hinter ihm her, richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf den fernen Horizont. Na schön, er hat recht. Aber andererseits – wir verdienen uns ihre Münzen, und das war’s dann wohl.
»Im Namen des Vermummten – was machst du eigentlich hier unten?«
»Mich verstecken – wonach sieht’s sonst aus? Das war schon immer dein Problem, Kal: dein Mangel an Feingefühl. Früher oder später wirst du dir damit Ärger einhandeln. Ist es schon dunkel?«
»Nein. Hör zu, was ist mit dieser verdammten steifen Brise dort draußen? Da stimmt doch was nicht.«
»Hast du das gerade erst bemerkt?«
Kalam machte ein finsteres Gesicht und starrte in die Düsternis. Nun, immerhin hatte er den Magier gefunden. Den Hohemagier der Vierzehnten, der sich zwischen Kisten und Fässern und Ballen versteckt. Verdammt ermutigend, was? »Die Mandata will mit dir sprechen.«
»Oh, natürlich will sie das. Wenn ich sie wäre, würde ich das auch wollen. Aber ich bin nicht sie, oder? Nein, sie ist ein Geheimnis – ist dir aufgefallen, dass sie so gut wie nie das Schwert trägt? Na gut, zugegeben, jetzt, da ich an diese verdammte Armee gefesselt bin, bin ich ziemlich froh darüber. Erinnerst du dich an die Himmelsfestungen? Wir stecken mittendrin in … irgendwas, Kal. Und die Mandata weiß mehr, als sie rauslässt. Viel mehr. Irgendwie. Die Imperatrix hat uns zurückgerufen. Warum? Was jetzt?«
»Du plapperst dumm rum, Ben. Das ist peinlich.«
»Wenn du wirklich Geplapper hören willst, wie war’s dann damit: Ist dir noch gar nicht der Gedanke gekommen, dass wir dieses Mal verloren haben?«
»Was?«
»Dryjhna, die Apokalyptische, die ganze Prophezeiung – wir haben’s nicht kapiert, nie – und du und ich, Kal, wir hätten es kapieren müssen. Der Aufstand, was hat er zustande gebracht? Wie wäre es mit Blutbädern, Anarchie, überall herumliegenden verwesenden Leichen? Und was ist danach gekommen? Die Pest. Die Apokalypse war nicht der Krieg, Kalam – es war die Pest. Und so haben wir vielleicht verloren und vielleicht gewonnen. Beides, verstehst du?«
»Dryjhna hat niemals zum Verkrüppelten Gott gehört. Genauso wenig wie Poliel.«
»Das spielt keine Rolle. Letztendlich haben sie ihm beide gedient, oder?«
»Wir können nicht gegen all das kämpfen, Ben«, sagte Kalam. »Wir hatten es mit einer Rebellion zu tun. Wir haben sie niedergeschlagen. Was diese verdammten Götter und Göttinnen vorhaben, ist nicht unser Kampf. Es ist auch nicht der Kampf des Imperiums, und das schließt Laseen mit ein. Sie wird das alles nicht als eine Art Fehlschlag betrachten. Tavore hat getan, was sie tun musste, und jetzt kehren wir zurück, und dann werden wir woandershin geschickt. So sieht’s aus.«
»Tavore hat uns ins Imperiale Gewirr geschickt, Kal. Warum?«
Der Assassine zuckte die Schultern. »Na schön, genau wie du gesagt hast – sie ist ein Geheimnis.«
Der Schnelle Ben schob sich tiefer in die schmale Lücke zwischen den Frachtstücken. »Komm her, hier ist noch Platz.«
Nach kurzem Zögern gesellte sich Kalam zu ihm. »Hast du irgendwas zu essen? Zu trinken?«
»Selbstverständlich.«
»Gut.«
Als der Ausguck rief, dass er Sepik gesichtet hätte, begab sich Apsalar zum Vorderschiff. Die Mandata, Nil, Keneb und Neder befanden sich bereits auf dem Vorderkastell. Die Sonne, die tief über dem westlichen Horizont stand, verlieh der an Steuerbord aufragenden Landmasse einen goldenen Schimmer. Voraus näherten sich die beiden Führungsschiffe der Flotte – zwei Dromonen -dem Land.
Als Apsalar die Reling erreichte, stellte sie fest, dass sie die Hafenstadt, die sich in der halbmondförmigen Bucht versteckte, nicht ausmachen konnte. Von den Terrassen stieg kein Rauch auf, und im Hafen selbst lag kaum eine Handvoll Schiffe vor Anker. Das, das ihnen am nächsten war, hatte ganz offensichtlich den Buganker verloren – ein Baumstumpf oder etwas Ähnliches hatte das Handelsschiff gerammt, und es krängte so sehr, dass die Steuerbordreling beinahe unter Wasser lag.
»Wir hätten erst in vier oder fünf Tagen in Sichtweite von Sepik kommen dürfen«, sagte Keneb in einem Tonfall, der andeutete, dass er dies nicht zum ersten Mal äußerte.
Apsalar schaute zu, wie die beiden Dromonen in die Bucht einliefen. Die eine davon war Noks Flaggschiff.
»Irgendetwas stimmt nicht«, sagte Neder.
»Faust Keneb«, sagte die Mandata ruhig, »lasst die Seesoldaten
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