SdG 11 - Die Kochenjäger
Und ja, ich bin auch Manask begegnet. Es muss festgehalten werden – und Ihr, Hohefaust, werdet besser als die meisten anderen begreifen, wie notwendig das ist - es muss also festgehalten werden, dass sowohl Ipshank wie auch Manask Graumähne gegenüber loyal blieben – bis zum Schluss. Nun, jedenfalls soweit ich das weiß – ich war damals der Heiler einer ganzen Legion, und wir wurden nach Genabackis geschickt. Zur rechten Zeit – «
»Noto Beul«, unterbach ihn Paran, »mir scheint, du hast die einzigartige Begabung, dich zu den Berühmten und den Berüchtigten zu gesellen.«
»Nun ja, Hohefaust. Ich vermute, das ist so. Und ich habe den Verdacht, dass Ihr Euch jetzt fragt, in welche Kategorie ich Euch stecke.«
»Mich? Nein, mach dir keine Mühe.«
Der Heiler wollte etwas sagen, wurde jedoch durch die Ankunft Hurlochels daran gehindert.
»Hohefaust.«
»Vorreiter.«
»Bis jetzt hat es auf dem Pfad vor uns immer nur hier und da ein paar verstreute, so genannte Pilger gegeben. Aber es scheint, dass nun ein Reitertrupp an der Wanderung teilnimmt.«
»Irgendeine Ahnung, wie viele?«
»Mehr als fünfhundert, Hohefaust. Könnten sogar tausend sein - sie reiten in Formation, daher ist es nicht leicht zu sagen.«
»In Formation. Nun, ich frage mich, was das für Reiter sein mögen? In Ordnung, Hurlochel. Lass deine Kundschafter und die flankierenden Vorreiter weiter vorrücken. Wie weit weg sind sie?«
»Vier oder fünf Tage, Hohefaust. Sie reiten die meiste Zeit im versammelten Galopp.«
»Sehr gut. Ich danke dir, Hurlochel.«
Der Vorreiter ritt wieder davon.
»Was glaubt Ihr – was bedeutet das, Hohefaust?«
Paran zuckte bei der Frage des Heilers die Schultern. »Ich nehme an, dass wir das schon bald herausfinden werden, Beul.«
» Noto Beul, Hohefaust. Bitte.«
»Es ist eine gute Sache«, fuhr Paran fort, der einfach nicht anders konnte, »dass du ein Heiler und kein Lanzenreiter geworden bist.«
»Wenn’s Euch nichts ausmacht, Hohefaust, ich glaube, ich habe da vorn jemand was von ›wund geritten‹ sagen hören.« Er trieb sein Pferd an.
Meine Güte, er zieht einen wunden Hintern meiner Gesellschaft vor. Nun, jedem das Seine …
»Hohefaust Paran«, murmelte Hauptmann Liebkriek. »Warum reitet er dort hinten, und was soll das alles – von wegen nicht salutieren und so? Das ist nicht gut für die Disziplin. Es ist mir egal, was die Soldaten denken – es ist mir sogar egal, dass er früher einmal die Brückenverbrenner befehligt hat – schließlich hat er sie nur übernommen, um mit anzusehen, wie sie ausgelöscht wurden. Ich sage, es ist nicht angemessen. Nichts davon.«
Faust Rythe Bude warf der Frau einen Blick zu. Deren Gesicht war gerötet, wie die Faust bemerkte, und die Augen blitzten. Offenbar war Hauptmann Liebkriek nicht gewillt, den Kinnhaken zu vergessen. Ich würde so etwas wahrscheinlich genauso wenig vergessen.
»Ich glaube, die Fäuste sollten sich zusammensetzen und – «
»Hauptmann«, sagte Rythe Bude warnend, »Ihr vergesst Euch.«
»Ich bitte um Entschuldigung, Faust. Aber da wir nun eine Art Armee verfolgen … Ich möchte jedenfalls nicht so enden wie die Brückenverbrenner. Das ist alles.«
»Dujek Einarms Vertrauen in Paran und die Bewunderung, die er ihm entgegenbrachte, genügen mir, Hauptmann. Und den anderen Fäusten ebenfalls. Ich gebe Euch den dringenden Rat, Eure Wut zu unterdrücken und Euch Eure eigene Disziplin wieder in Erinnerung zu rufen. Was die Armee vor uns angeht, so stellen selbst tausend berittene Krieger kaum eine ernsthafte Bedrohung für diesen Heerhaufen dar. Die Rebellion ist vorbei – es ist im Grunde niemand mehr übrig, der rebellieren könnte. Und nur noch wenig da, worum man kämpfen könnte.« Sie deutete mit einer behandschuhten Hand nach vorn. »Selbst diese Pilger bleiben immer wieder auf der Strecke.«
Am Rand des holprigen Wegs war ein niedriger Steinhügel zu sehen- ein weiteres trauriges Opfer dieses Pilgerzugs –, und aus diesem Hügel ragte ein Stab, der mit Krähenfedern geschmückt war.
»Das ist genauso unheimlich«, sagte Liebkriek. »All diese Coltaine-Verehrer …«
»In diesem Land gedeihen Kulte wie Maden in einem Leichnam, Hauptmann.«
Liebkriek schnaubte. »Das ist wirklich ein höchst passendes Bild, Faust.«
Rythe Bude gab einen undefinierbaren Laut von sich. Tja, dann und wann stolpere ich über so was.
»Faust, Hauptmann – was ist das da drüben?« Die Frage kam von Korporal Futhgar, der
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