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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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glaube ich, dass dein Freund recht hat«, sagte der Trell. »Du hast ihn nahe genug herangebracht. Um etwas zu tun. Um das zu tun, woran noch nicht einmal der Tod ihn hindern konnte.«
    »Er hieß Heboric Geisterhand.«
    »Dann werde ich diesen Namen in Erinnerung behalten«, sagte Mappo. »Voller Dankbarkeit.«
    »Du … du siehst anders aus.« Schlitzer runzelte die Stirn. »Diese Tätowierungen.« Und dann weiteten sich seine Augen, und er stellte die Frage, vor der Mappo sich die ganze Zeit gefürchtet hatte. »Wo? Wo ist er?«
    Türen im Innern des Trell, die aufgebrochen waren, schlugen plötzlich erneut zu. Er sah weg. »Ich habe ihn verloren.«
    »Du hast ihn verloren?«
    »Er ist weg.« Ja, ich habe ihn im Stich gelassen. Ich habe uns alle im Stich gelassen. Er konnte den Daru nicht ansehen. Er konnte es nicht ertragen. Meine Schande …
    »O Mappo. Das tut mir leid.«
    Es tut … was?
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter, und das war zu viel. Er konnte die Tränen spüren, als der Kummer seine Augen überfließen ließ. Er zuckte zurück. »Mein Fehler … mein Fehler …«
     
    Bosheit stand noch einen Augenblick länger da und betrachtete die Szene. Mappo, der Trell. Der an der Seite Icariums durch die Welt gewandert ist. Oh, er gibt sich die Schuld. Ich verstehe. Meine Güte, das ist … bedauerlich. Aber das war schließlich unsere Absicht. Und es besteht die Möglichkeit – die eine Möglichkeit, die ich am meisten schätze –, dass Icarium meiner Schwester begegnet, ehe all dies vorbei ist. ja, das wäre süß, köstlich – eine Vorstellung, in der ich lange, sehr lange schwelgen könnte. Bist du nahe genug, Missgunst, um meine Gedanken zu spüren? Meinen … Wunsch? Ich hoffe es. Aber nein, es war nicht der geeignete Zeitpunkt für solche Ideen, so verführerisch sie auch sein mochten.
    Mit immer noch schmerzenden Wunden drehte sie sich um und musterte die wilden, brodelnden Wolken über der Otataral-Insel. Farbiger Glanz, als ob Flammen das Land verwüsten würden, Feuerzungen, die an jenen ungeheuren Jadearmen entlangflackerten, von den Fingern davonwirbelten. Über der brodelnden Kuppel trübte die Nacht den Halbschatten aus Rauch und Staub, durch den gelegentlich immer noch Fetzen herabfallender Materie hindurchzuckten.
    Dann blickte Bosheit nach Westen, zum Festland. Wer immer du auch sein magst – danke.
     
    Keuchend öffnete Paran die Augen, stellte fest, dass er vornüberfiel – Sand und Kies kamen schnell näher –, und dann schlug er auch schon auf dem Boden auf. Der Aufprall ließ ihn ächzen. Seine Arme fühlten sich wie entrollte Seile an, als er sie langsam anzog, weit genug, um sich auf die Seite zu legen, so dass er sich auf den Rücken rollen konnte.
    Über ihm ein Kreis aus Gesichtern, die alle auf ihn herunterschauten.
    »Hohefaust«, fragte Rythe Bude, »habt Ihr gerade die Welt gerettet?«
    »Und uns mit ihr?«, fügte Noto Beul hinzu und runzelte dann die Stirn. »Macht Euch darüber keine Gedanken, Hohefaust. Wenn Ihr die Frage der Faust beantwortet, wird die zweite im Grunde stillschweigend – «
    »Sei still«, sagte Paran. »Wenn ich die Welt gerettet habe – und eine solche Behauptung würde ich auf keinen Fall machen –, bedauere ich es bereits wieder. Hat irgendjemand ein bisschen Wasser? Von dort, wo ich gerade herkomme, habe ich einen ziemlich üblen Geschmack im Mund.«
    Wasserhäute gerieten in sein Blickfeld.
    Aber Paran hob eine Hand. »Wie schlimm sieht es im Osten aus?«
    »Es hätte viel, viel schlimmer sein müssen, Hohefaust«, sagte Rythe Bude. »Da drüben herrscht ein ziemliches Tohuwabohu, aber nichts davon wirkt sich hier aus, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    »Gut.« Gut.
    O Vermummter, hast du das tatsächlich ernst gemeint?
    Bei den Göttern, ich und meine Versprechen …
     
    Im Osten war die Nacht ein fahler, lautloser Sturm. Faust Keneb, der unweit der Mandata stand – genau wie Nil und Neder, die nur ein paar Schritte entfernt waren –, zitterte unter seinem schweren Umhang, obwohl der gleichmäßige Wind eine eigentümliche, trockene Schwüle herantrug. Er konnte nicht verstehen, was jenseits des östlichen Horizonts geschehen war, hatte es zuvor nicht verstanden, und verstand es auch jetzt nicht. Herabfallende, grün brennende Sonnen, ein tobender Mahlstrom. Eine gewisse Zeit lang waren sie alle von einem durchdringenden Unbehagen eingehüllt worden – das, was da kam, würde keine Gnadenfrist gewähren, kein Entkommen, keine

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