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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Hoffnung auf Überleben zulassen. So hatte es zumindest ausgesehen.
    Diese Vorstellung hatte Keneb beruhigt, was merkwürdig genug war. Wenn es keinen Sinn hatte zu kämpfen, löste sich jeglicher Druck einfach auf. Inzwischen war ihm klar geworden, dass es eine Bedeutung haben musste, sich an solche Gefühle zu klammern. Schließlich war der Tod an sich unausweichlich, oder? Und er war unabwendbar – was für einen Sinn hatte es also, in dem zum Scheitern veurteilten Versuch, ihm zu entkommen, zu scharren und zu kratzen?
    Der Trost, den einem das gab, war leider nur von kurzer Dauer. Der Tod kümmerte sich um sich selbst; alle möglichen anderen Dinge spielten nur im Leben – so lange man lebte – eine Rolle. Taten, Wünsche, Beweggründe, Ängste, die Geschenke der Freude und der bittere Geschmack des Scheiterns – ein Festmahl, an dem wir alle teilnehmen müssen.
    Zumindest, bis wir gehen.
    Über ihnen flimmerten Sterne, und im Norden hingen Wolkenstreifen, die Keneb an Schnee denken ließen. Und doch stehe ich hier und schwitze, der Schweiß kühlt ab, und dieses Frösteln kommt weder von der Nacht noch vom Wind, sondern von der Erschöpfung. Neder hatte etwas über diesen Wind gesagt, sein Drängen, den Willen hinter ihm. Das hieß, er war nicht natürlich. Dann lenkt also wieder einmal ein Gott unsere Schritte.
    Die Flotten der Nemil patrouillierten an einem großen Abschnitt dieser Küste entlang. Ihre Kriegsschiffe waren primitive Biremen, die schwerfällig aussahen und sich nie allzu weit vom felsigen Ufer entfernten. Dieses Ufer gehörte von Alters her den Trell, aber es hatte Kriege gegeben, generationenlange Kriege, und jetzt waren die Buchten und Meeresarme mit Siedlungen der Nemil gesprenkelt, und die Trell, die niemals Seeleute gewesen waren, waren weit ins Landesinnere zurückgedrängt worden, in die Hügel – eine immer kleiner werdende Enklave, die von Siedlern umgeben war. Keneb hatte mehr als ein Halbblut an Bord der Handelsschiffe gesehen, die mit den Vorräten losgesegelt waren.
    So kriegerisch die Nemil auch gegenüber den Trell waren – angesichts einer großen malazanischen Flotte, die in ihre Hoheitsgewässer eindrang, zeigten sie sich von einer ganz anderen Seite. Ihre Weisen hatten die Ankunft der Malazaner vorhergesagt, und die Aussicht auf Gewinn hatte eine ganze Flotte von Handelsschiffen aus den Häfen gelockt, begleitet von einer unorganisierten Ansammlung von Geleitschiffen, manche von einfachen Bürgern, andere königlich. Die Neuverproviantierung hatte einige Zeit lang einer ekstatischen Fütterung geähnelt, bis der Himmel im Osten plötzlich in wildem Leuchten explodiert war.
    Kein einziges nemilisches Schiff war noch übrig, und die Küstenlinie war längst hinter ihnen zurückgeblieben, als die Hand des Sandwächters den zweiten Glockenschlag nach Mitternacht ertönen ließ – das dumpfe Geräusch fand auf den in der Nähe befindlichen Schiffen seinen Widerhall und wanderte durch die Imperiale Flotte.
    Früher am Tag hatte ein nemilischer Kapitän sich als Quell interessanter Neuigkeiten erwiesen, und über diese Neuigkeiten sprach die Mandata trotz der späten Stunde noch immer mit ihren beiden wickanischen Begleitern.
    »Gibt es in den malazanischen Aufzeichnungen irgendwelche Einzelheiten über das Volk jenseits der Catal-See?«, fragte Neder Tavore.
    »Nicht mehr als einen Namen«, antwortete die Mandata, wandte sich dann an Keneb. »Faust, erinnert Ihr Euch an ihn?«
    »Die Verender.«
    »Ja.«
    »Und sonst weiß man nichts über sie?«, fragte Neder.
    Die anderen antworteten nicht, und es schien, dass die Wickaner einfach warteten.
    »Eine interessante Anspielung«, sagte die Mandata nach ein paar Herzschlägen. »Und in Anbetracht dieses Beinahesturms werden wir schon bald herausfinden, was für eine Art von Volk diese Verender sind.«
    Der nemilische Kapitän hatte berichtet – allerdings hatte er sein Wissen nur aus zweiter Hand –, dass am Vortag eine zweite Flotte der Edur gesichtet worden war. Weit im Norden, keine zwei Dutzend Schiffe stark, hatte sie sich gegen diesen nie nachlassenden Wind nach Osten gekämpft. Die Schiffe waren in einem schlechten Zustand, hatte der Kapitän gesagt, beschädigt und langsam vorankommend. Entweder waren sie von einem Sturm übel erwischt worden, oder sie waren in eine Schlacht geraten. Vor allem aber war ihre Besatzung – warum auch immer – nicht wild darauf gewesen, die Schiffe der Nemil anzugreifen, was an sich schon

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