SdG 11 - Die Kochenjäger
kann.«
»Das darfst du nicht tun. Ich brauche Zeit zum Nachdenken, verdammt.«
»Dann sprich. Du kannst denken, während du erzählst, denn bei dir läuft das ganz offensichtlich deutlich voneinander getrennt und hat nichts miteinander zu tun.«
»Wer hat Schuld an deiner schlechten Laune?«
»Du.«
»Lügner.«
»Na schön, ich.«
»Das ist besser. Wie auch immer, ich weiß, wer uns gerettet hat.«
»Tatsächlich?«
»Nun, in gewisser Weise – er hat die Dinge zumindest in Bewegung gesetzt.«
»Wer?«
»Ganoes Paran.«
Kalam machte ein finsteres Gesicht. »Na schön, ich bin nicht so überrascht, wie ich es sein sollte.«
»Dann bist du ein Idiot. Er hat es getan, indem er eine Unterhaltung mit dem Vermummten hatte.«
»Woher weißt du das?«
»Ich war da und habe gelauscht. Am Tor des Vermummten.«
»Wieso hast du dich da überhaupt rumgetrieben?«
»Wir waren alle kurz davor zu sterben, oder?«
»Oh, dann wolltest du also dem großen Ansturm zuvorkommen?«
»Das ist lächerlich, Kalam. Nein, ich hatte vor, einen Handel abzuschließen, aber das ist jetzt unwichtig. Am Ende hat Paran den Handel abgeschlossen. Der Vermummte hat etwas gesagt. Er will etwas – bei seinem eigenen verdammten Atem, es hat mich erschüttert, das kann ich dir sagen.«
»Dann tu’s.«
»Nein. Ich muss nachdenken.«
Kalam schloss die Augen und lehnte sich gegen einen Ballen. Er roch nach Hafer. »Ganoes Paran.« Eine Pause, dann: »Glaubst du, dass sie Bescheid weiß?«
»Wer? Tavore?«
»Ja, natürlich. Wer sonst?«
»Ich habe keine Ahnung. Es würde mich nicht überraschen. Was sie betrifft, würde mich ehrlich gesagt überhaupt nichts überraschen. Es könnte sein, dass sie jetzt gerade mithört.«
»Würdest du das nicht spüren?«
»Kalam, irgendetwas wandert heute Nacht durch diese Flotte, und was auch immer es ist – es ist nicht angenehm. Ich spüre es andauernd … dicht vorbeistreichen – und dann, bevor ich es an der Kehle packen kann, huscht es wieder davon.«
»Dann versteckst du dich also tatsächlich hier unten.«
»Natürlich nicht. Nicht mehr, meine ich. Jetzt bleibe ich hier, um eine Falle zu stellen.«
»Eine Falle. Richtig. Sehr schlau, Hohemagier.«
»Das ist es. Für das nächste Mal, wenn es sich dicht heranschleicht.«
»Gehst du wirklich davon aus, dass ich das glaube?«
»Glaube, was du willst, Kalam. Warum sollte ich mir auch etwas daraus machen, wenn ausgerechnet mein ältester Freund mir nicht mehr traut?«
»Um des Vermummten willen, Schneller Ben, ich habe dir noch nie getraut!«
»Nun, das tut weh. Es ist zwar weise, aber es tut trotzdem weh.«
»Sag mir eines, Ben – wie hast du es eigentlich geschafft, dich am Tor des Vermummten zu verstecken, wo doch Paran und der Gott höchstpersönlich da auch rumgestanden haben?«
Ein Schniefen. »Sie waren natürlich abgelenkt. Manchmal ist der beste Ort, sich vor irgendwelchen Leuten zu verstecken, direkt vor ihrer Nase.«
»Und gemeinsam haben sie die Welt gerettet.«
»Sie haben dem Felsen einen Schubs gegeben, Kal. Den Rest hat jemand anders erledigt. Ich weiß nicht, wer oder was das war. Aber ich sage dir eines: Diese fallenden Sonnen, sie waren voller Stimmen.«
»Stimmen?«
»Gewaltige Steinbrocken. Aus Jade. Und sie sind von den Sternen herabgesegelt. Und in diesen zerbrochenen Gebirgen oder was auch immer sie sonst waren, hausten Seelen. Millionen Seelen, Kalam. Ich habe sie gehört.«
Bei den Göttern, kein Wunder, dass du dich hier unten versteckt hast, Ben. »Das ist … unheimlich. Du sorgst dafür, dass mir ein Schauer nach dem anderen den Rücken runterläuft.«
»Ich weiß. Ich fühle mich genauso.«
»Also – wie hast du dich jetzt vor dem Vermummten versteckt?«
»Ich war natürlich ein Teil des Tors. Einfach nur ein weiterer Leichnam, ein weiteres Gesicht mit starrem Blick.«
»He – das war ja wirklich schlau.«
»Ja, nicht wahr?«
»Wie war es, so zwischen all den Knochen und Leichen und dem ganzen Kram?«
»Irgendwie … tröstlich …«
Das kann ich verstehen. Kalam machte erneut ein finsteres Gesicht. Moment mal … ich frage mich … stimmt womöglich was nicht mit uns? »Ben, du und ich.«
»Ja?«
»Ich glaube, wir sind wahnsinnig.«
»Du bist es nicht.«
»Wie meinst du das?«
»Du bist zu langsam. Du kannst nicht wahnsinnig sein, wenn du erst jetzt gemerkt hast, dass wir wahnsinnig sind. Verstehst du?«
»Nein.«
»Genau wie ich es gesagt habe.«
»Nun«, brummte der
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