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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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mitzumachen, das wäre dann etwas anderes.«
    »Was im Namen des Vermummten quatschst du da, Ben?«
    »Tut mir leid. Ob ich an ihrer Seite bin, hast du gefragt.« Er machte eine Pause, rieb sich das Gesicht. »Die Dinge werden ziemlich hässlich werden.«
    »Das weiß ich! Darum frage ich dich ja, du Idiot!«
    »Beruhige dich. Kein Grund zur Panik.«
    »Wirklich nicht?«
    Der Schnelle Ben hörte auf, sich das Gesicht zu reiben, sondern kratzte sich stattdessen; dann nahm er die Hände weg und blinzelte den Assassinen aus tränenden Augen an. »Sieh nur, was mir passiert, und das ist alles nur deine verdammte Schuld.«
    »Meine?«
    »Nun, irgendjemand hat Schuld, sage ich. Du bist hier, also kannst es genauso gut auch du sein, Kal.«
    »Schön, lassen wir es dabei. Du hast mir noch nicht geantwortet.«
    »Bist du es denn?«, konterte der Magier.
    »An ihrer Seite? Ich weiß es nicht. Das ist das Problem.«
    »Mir geht’s genauso. Ich weiß es nicht. Es ist nicht leicht, sie zu mögen, und es ist kaum leichter, sie zu hassen, denn wenn man zurückschaut, so hat es da in beiden Richtungen eigentlich nicht viel gegeben, stimmt’s?«
    »Du fängst allmählich an, ziemlich unsinniges Zeug zu reden, Ben.«
    »Und was jetzt?«
    »Tja, du weißt es nicht, und ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was du tust«, sagte Kalam, »aber ich hasse es, etwas nicht zu wissen. Ich hasse sogar dich, weil du es nicht weißt.«
    »Das liegt nur daran, dass Laseen dich damals auf ihre Seite gezogen, dass sie dich überredet hat. Du wolltest hingehen und sie töten, erinnerst du dich? Und sie hat dich umgedreht. Aber jetzt bist du hier, bei der Mandata, und wir sind auf dem Weg zurück – zu ihr. Und du weißt nicht, ob sich etwas geändert hat – oder ob sich alles geändert hat. Es war eine Sache, sich an Elsters Seite zu stellen. Sogar an die von Dujek. Wir haben sie gekannt. Aber die Mandata … nun, die Dinge sind nicht so einfach.«
    »Ich danke dir, Ben, dass du noch mal alles wiederholt hast, was ich dir gerade erzählt habe.«
    »Keine Ursache. Nun, sind wir jetzt hier fertig?«
    »Tut mir leid, musst du schon wieder dein Lendentuch wechseln, ja?«
    »Du hast ja keine Ahnung, was wir vorhaben, Kal. Ich würde vorschlagen, dass du morgen früh wieder hier runterkommst, die Augen zumachst und wartest. Wartest … und wartest. Rühr dich nicht. Oder versuche zumindest, es nicht zu tun. Es könnte sein, dass du ein bisschen hin und her geworfen wirst, und vielleicht fallen auch diese Ballen auf dich drauf. Tatsächlich könnte es sein, dass du wie eine Mücke zerquetscht wirst, deshalb solltest du versuchen, obenauf zu bleiben. Mit geschlossenen Augen allerdings. Und die sollten zubleiben, bis ich was anderes sage.«
    »Ich glaube dir nicht.«
    Der Hohemagier machte ein finsteres Gesicht. »Na schön. Ich habe versucht, dir einen Schreck einzujagen. Es wird allerdings wirklich ein bisschen rau werden, das ist gewiss. Und drüben auf der Silanda wird Fiedler sich die Seele aus dem Leib kotzen.«
    Kalam dachte kurz nach und lächelte dann plötzlich. »Das heitert mich ein bisschen auf.«
    »Mich auch.«
     
    Wie ein Gezeitenstrom, der an der Mündung eines tobenden Flusses mit ebendiesem zusammenprallt, erhoben sich Wasserwände in weißen, brodelnden Explosionen rund um die Silanda, als sie sich in den Mahlstrom, der das gewaltige Tor darstellte, hineinbewegte – nein, in ihn hineinstürzte. Der Himmel dahinter war anders, erinnerte an silbergrauen Stahl, und wirbelnde atmosphärische Entladungen schienen von ihm herunterzupoltern, als stünde er kurz davor, die knapp zwei Dutzend Schiffe zu zermalmen, die bereits durch das Tor hindurch waren. In Buddls Augen stimmte der Maßstab absolut nicht. Wenige Augenblicke zuvor war ihr Kriegsschiff kaum eine Kabellänge hinter der Geiferwolf gewesen, und auf einmal war das Flaggschiff der Mandata bereits eine Drittellänge weit weg, verblasste vor dem Hintergrund aus sich auftürmenden Wolken und wogendem Meer.
    Direkt neben Buddl kauerte Fiedler, klammerte sich an die Reling und spuckte die letzten Reste seines Frühstücks aus; er war zu krank, um zu fluchen, fühlte sich zu elend, um auch nur den Kopf zu heben.
    Was wahrscheinlich eine gute Sache war, dachte Buddl, während er auf die anderen Seesoldaten um ihn herum lauschte, die ebenfalls alle seekrank waren, und auf die Schreie – die fast schon panisch klangen – der wild hin und her rennenden Seeleute auf dem Transportschiff, das

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