SdG 11 - Die Kochenjäger
sondern in dem des Imperiums, und dies war einer der Fälle – einer, bei dem es offensichtlicher war als bei jedem anderen, den er sich vorstellen konnte –, in denen zwei Arten von Loyalität miteinander in Konflikt gerieten. Aber wie es immer bei der Klaue der Fall war – wie es bei dir selbst, Imperatrix, vor langer Zeit der Fall war –, ist die einzig richtige Entscheidung offensichtlich. Und notwendig.
Doch während er nach unten zum Innenhof ging, machte sich inmitten all seiner kühnen Gedanken eine andere Stimme bemerkbar, flüsterte ihm wieder und wieder ein Wort zu. Ein Wort, das wie Säure in seinem Innern brannte, ein einziges Wort.
Feigling.
Mit finsterer Miene schritt Perl die Stufen nach unten. Eine Hand wartete darauf, mit der Ermordung eines betrunkenen ehemaligen Priesters beauftragt zu werden. Und auch in diesem Fall hatte er zu lange gewartet. Er hätte die Dinge in die Öffentlichkeit zerren können, hätte Tayschrenn erreichen können – dieser Dreckskerl hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst eingemauert, mal ganz abgesehen von seinem Nest verborgener Handlanger. Oh, der Imperiale Magier wollte ganz nah dran an den Geschehnissen sein. Er will nur nicht einbezogen sein.
Armer Banaschar. Ein gehetzter, benebelter Gelehrter, der einfach nur mit einem alten Freund sprechen wollte. Aber Mallik Rel wollte nicht, dass Tayschrenn gestört wurde. Weil der Jhistal-Priester Pläne hat.
War Laseen tatsächlich eine Närrin? Es war eigentlich unmöglich, dass sie den beiden vertraute. Aber was sollten die beiden Männer dann in diesem Raum? Tavore aus der Fassung bringen? Auf diese Weise? Nein, das ist eher ein Schlag ins Gesicht. Ist das wirklich notwendig, Imperatrix? Es geht jetzt nicht um Tavore, aber man kann Männer wie Mallick Rel und Korbolo Dom nicht einfach so benutzen. Sie werden sich gegen dich wenden – wie die Schlangen, die sie sind.
Wenn man falsche Gerüchte in Umlauf brachte, lag das Risiko vor allem darin, dass sie sich als zu erfolgreich erwiesen, den Lügner im Netz seiner eigenen Lügen gefangen setzten. Und plötzlich wurde Perl etwas klar … eine mögliche Erklärung. Um Coltaines Namen zu ruinieren, musste der seines Feindes aufgewertet werden. Korbolo Dom, vom Verräter zum Helden gemacht. Irgendwie … Nein, die Einzelheiten will ich gar nicht wissen. Aber einen Helden konnte Laseen dann nicht mehr so einfach hinrichten, noch nicht einmal ins Gefängnis werfen lassen, oder? Nein, stattdessen würde sie ihn befördern müssen. Imperatrix, du hast dich in deiner eigenen Falle verfangen. Allerdings kann ich nicht glauben, dass dir das alles nicht bewusst ist …
Seine Schritte wurden langsamer. Er hatte das Hauptstockwerk erreicht, war noch zehn Schritte von der Seitentür entfernt, durch die er am Fuß der Mauer ins Freie treten würde, auf einen Pfad aus Schatten, der zum Tor führte.
Aber was willst du deiner Mandata sagen? In welch großer Gefahr du dich befindest? Willst du Tavore … um Hilfe bitten? Doch wird sie, wenn sie das Zimmer betritt, in der Verfassung sein, deine Bitte zu erkennen und zu verstehen? Um des Vermummten willen, Laseen, das alles könnte sehr, sehr schiefgehen.
Perl blieb stehen. Er könnte tun, was nötig war, jetzt, auf der Stelle. Zum Ostturm hinübergehen und Tayschrenns Tür eintreten. Und dem Narren erzählen, was er wissen musste. Er könnte -
Zwei in Kapuzenumhänge gekleidete Gestalten tauchten vor ihm auf. Klauen. Beide verbeugten sich, dann sprach die linke. »Klaue, wir wurden informiert, dass sich unser Zielobjekt in der Schenke zum Gehängten aufhält. In der Gasse dahinter ist eine Pissrinne, die er im Laufe der Nacht mehrmals aufsuchen wird.«
»Ja«, sagte Perl, der sich plötzlich erschöpft fühlte. »Das wäre ideal.«
Die beiden vermummten Gestalten vor ihm warteten.
»Gibt es noch etwas?«, fragte Perl.
»Solche Angelegenheiten müsst Ihr befehlen.«
»Was für Angelegenheiten?«
»Unerwünschte zu töten.«
»Ja. Mach weiter.«
»Nur das, Zweiter. Dieses Ziel wurde uns von … woanders übermittelt. Von jemandem, der die unhinterfragte Erfüllung des Auftrags erwartet hat.«
Perls Augen verengten sich. »Dieser Mord heute Abend … ohne meinen direkten Befehl würdet Ihr ihn nicht begehen?«
»Wir erbitten … Bestätigung.«
»Hat denn die Imperatrix die Worte des Jhistal nicht bestätigt?«
»Nein, das hat sie nicht, Zweiter. Sie hat … nichts gesagt.«
»Aber sie war dabei.«
»Ja, das war
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