SdG 11 - Die Kochenjäger
sah, und öffnete die linke Tür gerade rechtzeitig, dass die Imperatrix hindurchgehen konnte, ohne ihr Tempo verringern zu müssen.
Perl folgte ihr, doch seine Schritte wurden plötzlich langsamer, als er den Raum betrat.
Vor ihm stand ein T-förmiger Tisch. Eine Anordnung wie bei einem Tribunal. Er fand sich selbst am Schnittpunkt wieder. Ein erhöhter Stuhl in der Verlängerung der Längsachse kennzeichnete den Platz der Person, die den Vorsitz haben würde; ein bescheidener Thron, der von zwei bereits sitzenden Gestalten flankiert wurde, die sich bei Laseens Ankunft erhoben.
Mallick Rel.
Korbolo Dom.
Perl bemühte sich, den Abscheu nicht in seiner Miene sichtbar werden zu lassen. Direkt vor ihm entlang der Längsachse standen drei Stühle. Er zögerte. »Wo soll ich mich hinsetzen, Imperatrix?«, fragte er.
Während sie sich auf dem Thron niederließ, betrachtete sie ihn einen Moment lang, zog dann eine schmale Augenbraue hoch. »Ich erwarte nicht von dir, dass du dabei sein wirst, Perl. Schließlich hast du deutlich genug zu verstehen gegeben, dass du kein besonderes Interesse daran hast, die Mandata wiederzusehen, und daher werde ich dich von dieser Bürde befreien.«
»Ich verstehe. Und was soll ich stattdessen tun?«
Der Jhistal-Priester rechts von ihr räusperte sich, ehe er sagte: »Euch fällt eine lästige, aber lebenswichtige Aufgabe zu, Perl. Ein bisschen Planung wird notwendig sein. Der Einsatz einer Hand, die Ihr am Tor versammelt finden werdet. Ein einzelnes Opfer. Ein Trinker, der häufig Schaffs Schenke zum Gehängten aufsucht. Sein Name: Banaschar. Danach könnt Ihr in Euer Quartier zurückkehren, um auf weitere Anweisungen zu warten.«
Perls Augen blieben unverwandt auf die Imperatrix gerichtet, sein Blick kreuzte sich mit ihrem, aber sie verriet nichts, als wollte sie ihn dazu herausfordern, zu fragen, was er so gern gewusst hätte: Erhält eine Klaue jetzt ihre Befehle von einem Jhistal-Priester Maels? Von einem Mann, der vor noch nicht allzu langer Zeit in Ketten hierhergebracht wurde? Aber er wusste, dass ihr Schweigen seine Antwort war. Er wandte den Blick von ihr ab und musterte Korbolo Dom. Der napanesische Scheißkerl trug die Insignien einer Hohefaust. Als er den selbstgefälligen, verächtlichen Gesichtsausdruck des Mannes sah, fingen Perls Handflächen an zu jucken. Zwei Messer – meine Lieblingsmesser –, die Stück für Stück dieses Gesicht wegschneiden, ganz und gar! – Bei den Göttern, kümmere dich nicht darum! – Ich könnte ihm auf der Stelle eine Klinge in seine verdammte Kehle stoßen – vielleicht wäre ich schnell genug, vielleicht auch nicht. Das ist das Problem. Die verborgenen Klauen in diesem Raum werden mich natürlich fertigmachen, aber vielleicht erwarten sie es nicht … Nein, sei kein Narr, Perl. Er sah noch einmal die Imperatrix an, und etwas in ihrem Blick verriet ihm, dass sie die sehnsüchtigen Wünsche, gegen die er ankämpfte, voll und ganz verstanden hatte … und erheitert war.
Doch er zögerte immer noch. Er begriff plötzlich, dass dies der geeignete Augenblick war, sich gegen all das auszusprechen. Zu versuchen, ihr klarzumachen, dass sie zwei Geier eingeladen hatte, die auf ihren Schultern hockten, aber nicht nach denjenigen hungerten, die in kurzer Zeit vor ihnen sitzen würden – nein, sie wollten den Thron, den sie flankierten. Und sie werden dich töten, Laseen. Sie werden dich töten.
»Ihr könnt jetzt gehen«, sagte Mallick Rel zischelnd.
»Imperatrix«, Perl zwang sich, die Worte auszusprechen, »denkt heute Nacht bitte gründlich über Tavores Worte nach. Sie ist Eure Mandata, und daran hat sich nichts geändert. Niemand kann das ändern.«
»Ich danke dir für deinen Rat, Perl«, sagte Laseen.
Er öffnete den Mund, um noch etwas hinzuzufügen – und schloss ihn wieder. Er verbeugte sich vor seiner Imperatrix, drehte sich um und verließ den Raum. Und so wirfst du alles Tavore vor die Füße, Perl. Alles. Du verdammter Feigling.
Andererseits – wer hat Lostara Yil getötet? Nun, Mandata, diese Art von Gleichgültigkeit fällt immer auf den Urheber zurück.
So sei es denn. Diese Nacht gehörte ihnen. Um Korbolo Dom konnte er sich in einer anderen Nacht kümmern, wenn es ihm passte, und, ja, genau das würde er tun. Und vielleicht auch um diese grinsende Eidechse von Priester. Warum auch nicht. Topper war verschwunden, war vermutlich tot. Also würde er – Perl – im Namen des Imperiums handeln. Nicht in Laseens Namen,
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