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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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mich. Ziehen, stoßen, ziehen, stoßen.« Er rieb sich die Hände. »Ich kann es kaum erwarten.«
    Sie blickte ihn plötzlich an. »Können wir so sicher sein, Bruder, dass wir alle Spieler verstehen? Wirklich alle? Was ist, wenn sich einer vor uns versteckt? Nur ein Einziger … wild, unerwartet, schrecklich entsetzlich. Wir könnten mächtig Ärger bekommen. Wir könnten … getötet werden.«
    »Es war dieser verdammte Soldat«, schnaubte ihr Bruder. »Der hat uns unsere Macht gestohlen! Diese Arroganz, sich in unserem eigenen Spiel unserer zu bemächtigen. Ich will sein Blut!«
    Sie lächelte in die Dunkelheit. »Oh, was ist da für ein Feuer in deiner Stimme. So sei es. Wirf die Würfel über sein Schicksal. Mach schon. Wirf sie!«
    Er starrte sie an und grinste dann. Wirbelte herum, bewegte eine Hand – die Würfel flogen durch die Luft, prallten auf den Boden, sprangen ab, trafen wieder auf den Boden, wirbelten und rollten und blieben schließlich still liegen.
    Die Zwillinge, die im Gleichklang schwer atmeten, eilten hinüber und kauerten sich hin, um den Wurf zu betrachten.
    Wenn irgendjemand dagewesen wäre und sie gesehen hätte, er oder sie hätte den nachdenklichen Ausdruck auf ihren perfekten Gesichtern sicherlich bemerkt. Und dann ein Stirnrunzeln, das sich ganz allmählich vertiefte, Verwirrung, die sich in den Blick aus den unsterblichen Augen stahl, und bevor diese Nacht zu Ende war, schieres Entsetzen.
    Der nichtexistente Zeuge hätte vielleicht den Kopf geschüttelt. Tut es niemals, teure Götter. Legt euch niemals mit Sterblichen an.
     
    »Wühler und drei Freunde spielen in einer Höhle. Ein Wechselgänger mit einem gestohlenen Schwert. Togg und Fanderay und ein paar verdammte Schiffbrüchige …«
    Buddl, der in einer winzigen, schrankgroßen Kabine an Bord der Geiferwolf eingeschlossen war, seit Fiedler die Karten gelegt hatte, arbeitete die letzten Änderungen in die Puppe auf seinem Schoß ein. Die Befehle der Mandata ergaben keinen Sinn. Aber nein, korrigierte er sich mit mürrischem Gesicht, es sind gar nicht die Befehle der Mandata. Das – das alles – kommt von dieser bernsteinäugigen Schönheit namens T’amber. Wer ist sie, im Namen des Vermummten? Oh, ist auch egal. Ist ja erst das tausendste Mal, dass ich mir diese Frage stelle. Aber es ist dieser Blick, verstehst du? Dieser wissende Blick, als ob sie direkt bis zu meinem Herzen vorgestoßen wäre. Und dabei mag sie Männer noch nicht einmal, oder?
    Er musterte die Puppe, und sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr. »Du«, murmelte er, »ich habe dich noch nie zuvor gesehen, weißt du das? Aber hier bist du, mit einem Eisensplitter in deinem Bauch – aber bei den Göttern, das muss weh tun, immer was wegzuschneiden, immer irgendwas im Innern wegzuschneiden. Du, mein Freund, bist irgendwo in Malaz, und sie will, dass ich dich finde, und das war’s dann. Eine ganze Stadt, stell dir vor, und ich habe Zeit bis zur Morgendämmerung, um dich zu finden.« Natürlich würde diese Puppe irgendwie helfen, sobald der arme Kerl einmal nah genug war und Buddl ihm in die Augen schauen und dort den gleichen Schmerz sehen konnte wie in den ungleichmäßigen Stücken Austernschalen. Das – und alte Narben auf den Unterarmen. Aber so was hatten jede Menge Leute, oder?
    »Ich brauche Hilfe«, sagte er leise.
    Von oben hörte er die Stimmen der Seeleute, als das Schiff Kurs auf die Mole nahm, und dazu ein tieferes, aus größerer Entfernung herandringendes Geräusch, das vom Hafen selbst kam. Und das fühlte sich … unangenehm an.
    Wir sind verraten worden. Alle.
    Hinter ihm ging quietschend die Tür auf.
    Buddl schloss die Augen.
    Die Stimme der Mandata ertönte. »Wir sind nah dran. Der Hohemagier ist bereit, dich rüberzuschicken – du wirst ihn in meiner Kajüte finden. Ich gehe davon aus, dass du bereit bist, Soldat.«
    »Ja, klar, Mandata.« Er drehte sich um, musterte ihr Gesicht im düsteren Lichtschein des Korridors, in dem sie stand. Das Übermaß an Gefühlen in ihrem Innern zeigte sich nur in der angespannten Haut um die Augen herum. Sie ist verzweifelt.
    »Du darfst nicht versagen, Buddl.«
    »Mandata, meine Chancen stehen schlecht!«
    »T’amber sagt, du musst Hilfe erbitten. Sie sagt, du weißt, von wem.«
    T’amber, die Frau mit diesen verdammten Augen. Wie eine Löwin. Was ist verdammt noch mal bloß mit diesen Augen? »Wer ist sie, Mandata?«
    In Tavores Blick flackerte einen kurzen Moment lang so etwas wie Sympathie auf.

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