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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Frage gestellt, und wenn du sie nicht beantworten kannst, dann sag auch nichts.«
    Die beiden Männer tauschten Blicke aus, dann zuckte Atemlos die Schultern. »Wir werden nicht von Bord gehen, Sergeant«, sagte er. »Das haben wir gerade gehört.«
    »Sind die verrückt? Natürlich gehen wir von Bord. Wir sind mal eben eine Million Längen weit gesegelt. Sogar fünf Millionen. Wir haben Feuer und Stürme und grüne Lichter am Himmel und Nächte mit Schüttelfrost und gebrochene Kiefer und diese verdammte Rhizanpisse, die sie Wein nennen, überstanden. Das da drüben ist Malaz, genau vor uns, und da gehe ich hin, Korporal Heikel Atemlos, und es ist mir ganz egal, wie viele Arme ihr habt, ich gehe, und das war’s dann.« Sie drehte sich um, ging vorwärts, erreichte die Reling, beugte sich drüber und war plötzlich verschwunden.
    Als ein lautes Platschen erklang, starrten Heikel und Atemlos einander noch einmal an.
    »Und was jetzt?«, wollte Heikel wissen.
    »Sie hat sich ertränkt, oder?«
    »Wir sollten lieber jemandem Meldung machen.«
    »Wenn wir das tun, stecken wir richtig im Schlamassel. Schließlich haben wir genau hier gestanden. Sie werden sagen, wir haben sie gestoßen.«
    »Aber das haben wir nicht!«
    »Das spielt keine Rolle. Wir versuchen sie ja nicht einmal zu retten, oder?«
    »Ich kann nicht schwimmen!«
    »Ich auch nicht.«
    »Dann sollten wir Alarm schlagen oder so was.«
    »Mach du es.«
    »Nein, du.«
    »Vielleicht sollten wir einfach nach unten gehen und sagen, dass wir nach ihr gesucht, sie aber nicht gefunden haben.«
    Nach diesen Worten schwiegen sie beide und schauten sich um. Ein paar Gestalten bewegten sich in der Düsternis – Seeleute, die irgendwelchen seemännischen Kram erledigten.
    »Niemand hat irgendwas gesehen oder gehört.«
    »Sieht so aus. Nun, das ist gut.«
    »Ja, nicht wahr. Also, gehen wir jetzt runter, oder was? Zucken die Schultern und sagen nichts.«
    »Nein, nicht nichts. Wir sagen, wir konnten sie nirgendwo finden.«
    »Richtig, das meine ich. Nichts ist, was ich meine, ich meine darüber, wie sie über die Reling gegangen ist, diese Art von Nichts habe ich gemeint.«
    Eine neue Stimme ertönte hinter ihnen: »Ihr beide – was macht ihr hier an Deck?«
    Die beiden Korporale drehten sich um. »Nichts«, sagten sie gleichzeitig.
    »Geht runter und bleibt dort.«
    Die beiden eilten davon.
     
    »Drei am Ufer«, sagte der geckenhaft ausstaffierte junge Mann, den Blick auf die Knochenwürfel gerichtet, die auf dem verwitterten Stein zur Ruhe kamen.
    Seine Zwillingsschwester hatte sich dem bedrohlichen Koloss namens Mocks Feste zugewandt; der Nachtwind strich zärtlich über die auffallend bunten Seidenstoffe, in die sie ihre schlanke Gestalt gehüllt hatte.
    »Siehst du, wie es ausgeht?«, fragte ihr Bruder, während er die Würfel mit einer schwungvollen Geste wieder aufhob. »Sag mir ganz ehrlich, hast du irgendeine Ahnung – überhaupt eine Ahnung –, wie wild ich gekämpft habe, um unsere Karte bei dem schrecklichen Spiel zurückzuhalten? Ich bin immer noch ganz schwach und benommen. Er hat versucht, uns zu ziehen, wieder und wieder und wieder. Es war entsetzlich.«
    »Wirklich heldenhaft von dir«, murmelte sie, ohne sich umzudrehen.
    »Drei am Ufer«, wiederholte er. »Wie … unerwartet. Glaubst du, dass dieser grässliche Niederschlag auf die Otataral-Insel dafür verantwortlich ist? Ich meine für das, was im Augenblick unterwegs ist?« Er richtete sich auf und trat an die Seite seiner Schwester.
    Sie standen auf einem günstig gelegenen Turm in Malaz, in einem Stadtviertel südlich des Flusses. Für die meisten Einwohner der Stadt sah es so aus, als wäre der Turm nur noch eine Ruine, aber das war eine Illusion, die von dem Zauberer aufrechterhalten wurde, der die unteren Stockwerke mit Beschlag belegt hatte, einem Zauberer, der zu schlafen schien. Der Gott und die Göttin – die Zwillinge, die als Oponn bekannt waren – hatten die Plattform und die Aussicht ganz allein für sich.
    »Das ist gewiss möglich«, räumte sie ein, »aber besteht darin nicht der Charme deiner Spiele, Geliebter?« Sie deutete auf die Bucht zu ihrer Rechten. »Sie sind angekommen, und genau in diesem Augenblick geschieht etwas Aufwühlendes bei diesen niederen Sterblichen auf diesen Schiffen, vor allem auf der Silanda. Während in der tödlichen Feste gegenüber das Schlangennest erwacht. In dieser Nacht wird es Arbeit für uns geben.«
    »Ob ja. Sowohl für dich als auch für

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