SdG 11 - Die Kochenjäger
Ellbogengelenk besagten Armes schlug und es sauber brach. Das Messer fiel dem Mann aus der Hand und schlitterte über die Pflastersteine, noch während die Frau, die irgendetwas knurrte, den gebrochenen Arm nach unten zog und dem Mann das Knie ins Gesicht rammte.
Ein brutales, knackendes Geräusch, Blut spritzte, als der Kopf nach hinten ruckte – mit weit aufgerissenen Augen –, und die Frau verdrehte den Arm, zwang den Mann mit dem Gesicht voran auf das Pflaster. Sie hockte sich auf ihn, packte ihn mit beiden Händen an den Haaren und begann damit, systematisch seinen Kopf auf die Straße zu schlagen.
Und zwischen den einzelnen, von einem Knirschen begleiteten Schlägen, stieß sie knurrend Worte hervor.
»Nein – «
Knirsch
»- du – «
Knirsch
»- tust es – «
Knirsch
»-nicht!«
Knirsch
»Der hier – «
KNIRSCH
»- gehört mir!«
Angewidert griff Banaschar nach unten, packte die schreckliche Erscheinung an ihrem durchnässten Wams und zog sie zurück. »Um des Vermummten willen, Frau! Du hast ihm den Schädel zerschmettert! Der ist ja nur noch Brei! Hör auf! Hör auf!«
Sie riss sich los, wandte sich ihm zu und setzte ihm mit einer fließenden Bewegung die Spitze eines Messers knapp unter sein rechtes Auge. Ihr von Schwären übersätes, blutverschmiertes und dreckiges Gesicht verzog sich zu einem höhnischen Lachen, als sie sagte: »Du! Endlich! Du bist verhaftet!«
Und irgendjemand schrie auf der Straße. Schon wieder.
Dreißig Schritt entfernt starrten Fiedler, Gesler und Stürmisch auf den Tumult, der unweit der Mündung einer Seitengasse entstanden war. Ein versuchter Mord, der – mit tödlicher Grausamkeit – von irgendeiner Frau vereitelt worden war -
Gesler packte plötzlich Fiedler am Arm. »He – das da drüben ist doch Hellian!«
Hellian? Sergeant Hellian?
Dann hörten sie, wie sie dem Mann erklärte, dass er verhaftet sei.
Während von weiter unten Schreie durch die Nacht hallten und Gestalten vom Hafen wegrannten. Und was ist da jetzt los? Ist auch egal. Den Blick immer noch auf Hellian gerichtet, die nun mit dem armen Mann kämpfte, der so betrunken aussah wie sie – ihr Ehemann? –, zögerte Fiedler, schüttelte aber dann den Kopf. »Keine Chance.«
»Da hast du recht«, sagte Gesler. »Also, Fid, wir treffen uns in einem Glockenschlag, ja?«
»Ja. Bis dann.«
Die drei Soldaten setzten sich in Bewegung, trennten sich aber fast unverzüglich; Gesler und Stürmisch wandten sich nach links, um die erste Brücke über den Fluss zu nehmen, während Fiedler in westliche Richtung lief, auf das Stadtzentrum zu.
Er ließ die verzweifelten, entsetzten Schreie vom Nordende des Hauptdocks hinter sich, die immer näher zu kommen schienen, obwohl er rasch ausschritt. Die Pest. Du bist ein kluger Bursche, Keneb. Ich frage mich, wie lange die List funktionieren wird.
Und dann, als er die sehr vertrauten Straßen auf der zur Bucht hin gelegenen Seite des Rabenhügelparks erreichte, wallte eine gewisse Freude in ihm auf.
Ha. Ich bin zu Hause. Stell dir vor: Ich bin zu Hause!
Und dort, zehn Schritt voraus, ein kleiner Laden, kaum mehr als eine schmale Tür unter einem abbröckelnden Dachüberstand, von dem eine polierte Zinnscheibe hing, auf deren Oberfläche mit Säure ein Symbol eingeätzt war. Eine brennende Maus. Fiedler blieb kurz davor stehen, klopfte dann an die Tür. Sie war viel stabiler, als sie aussah. Er klopfte noch einmal, bis er das scharrende Geräusch von Riegeln hörte, die auf der anderen Seite zurückgeschoben wurden. Die Tür öffnete sich einen Spalt. Ein kleines, wässriges Auge betrachtete ihn kurz und verschwand dann wieder.
Ein Stoß, und die Tür schwang auf.
Fiedler trat ins Innere. Ein Absatz, von dem aus eine Treppe nach oben führte. Der Eigentümer war die Treppe bereits halb hinaufgegangen; er zog ein steifes Bein unter schlecht verheilten Hüften nach, und sein mitternachtsblaues Gewand schleifte hinter ihm her wie ein Imperialer Tross. In einer Hand hielt er eine Laterne, die hin und her schaukelte und wilde Schatten an die Wände warf. Der Sergeant folgte ihm.
Der Laden im nächsten Stockwerk war vollgestopft mit der Beute eines Plünderers aus hundert Schlachten, hundert eroberten Städten: Waffen, Rüstungen, Schmuck, Wandteppiche, Ballen aus kostbarer Seide, die Standarten gefallener Armeen, die Statuen unbekannter Helden, Könige und Königinnen, von Göttern und Göttinnen und dämonischen Geistern. Während der alte Mann zwei
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