SdG 11 - Die Kochenjäger
überlebte, wo dämliche, ungeschickte Soldaten starben. Die eigenen Fähigkeiten waren eine Währung, mit der man sich Oponns Gunst erkaufen konnte – wie hätte es auch anders sein können?
»Ihr habt Y’Ghatan überlebt«, sagte Faradan Sort. »Wie viel davon war der Zug der Lady?«
Lostara dachte einen Augenblick lang nach, ehe sie antwortete. »Nichts.«
Einst, vor vielen Jahren, waren ein paar Dutzend Soldaten aus einem riesigen Sumpf gestolpert. Blutend und halb verrückt, und die Haut hatte ihnen von den Wochen, in denen sie durch Schlamm und schwarzes Wasser gewatet waren, nur noch in farblosen Fetzen vom Leib gehangen. Kalam Mekhar war einer von ihnen gewesen, genau wie die drei, neben denen er nun her schritt, und es schien, dass sich letztlich nur Kleinigkeiten geändert hatten.
Der Schwarzhundsumpf hatte eine brutale Auslese unter den Brückenverbrennern getroffen, ein langwieriger, alptraumhafter Krieg, der in Schwarzfichtenwäldchen, Lagunen und Sumpflöchern geführt worden war, in immerwährenden Zusammenstößen mit Motts Irregulären, der Ersten Armee der Nathii und der Karmesin-Garde. Die Überlebenden waren wie betäubt gewesen – aus dem Entsetzen herauszutreten hatte bedeutet, die Verzweiflung abzuschütteln, doch was auch immer an ihre Stelle getreten war, hatte lange gebraucht, um zu erwachen. So dass … sehr wenig zurückgeblieben war. Schau uns an, hatte Igel gesagt, wir sind nichts weiter als ausgehöhlte Baumstämme. Wir sind erledigt, von innen her verfault, genau wie alle anderen verdammten Dinge in diesem verdammten Sumpf. Nun, Igel war nie sonderlich optimistisch gewesen.
»Du siehst nachdenklich aus«, bemerkte der Schnelle Ben, der direkt neben ihm ging.
Kalam gab ein Brummen von sich und blickte ihn dann an. »Hab’ nachgedacht, Ben. Wirst du deiner eigenen Erinnerungen eigentlich jemals müde?«
»Das ist keine gute Idee«, antwortete der Magier.
»Nein, ich nehme an, das ist es wirklich nicht. Ich werde nicht nur alt, ich fühle mich auch alt. Ich schaue mir all die anderen Soldaten an, die da hinter uns her trotten – bei den Göttern hienieden, sie sind jung. Bis auf ihre Augen. Ich nehme an, dass wir genauso waren. Früher. Nur … von damals bis jetzt, was haben wir da getan, Ben? Verdammt wenig, was irgendetwas bedeutet hat.«
»Ich muss zugeben, dass ich mir selbst ein paar Gedanken über dich gemacht habe«, sagte der Schnelle Ben. »Diese Klaue, Perl, zum Beispiel.«
»Derjenige, der mich in den Rücken gestochen hat? Was ist mit ihm?«
»Warum hast du ihn eigentlich noch nicht getötet, Kalam? Ich meine, das ist nichts, worüber du normalerweise so leicht hinweggehst, oder? Es sei denn, du bist dir nicht sicher, ob du mit ihm fertig wirst.«
Hinter ihnen meldete sich Fiedler zu Wort: »War das Perl in jener Nacht in Malaz? Beim Atem des Vermummten, Kalam, der Scheißkerl stolziert seit der Raraku in der Vierzehnten rum. Kein Wunder, dass er jedes Mal, wenn er dich sieht, verschlagen grinst.«
»Perl kümmert mich einen Dreck, zumindest, wenn es darum geht, ihn umzubringen«, sagte Kalam leise. »Es gibt wichtigere Dinge, um die wir uns Sorgen machen sollten. Was hat die Mandata im Sinn? Was plant sie?«
»Wer sagt, dass sie überhaupt etwas plant?«, gab Fiedler zurück. Er trug eines der Kinder auf dem Arm, ein Mädchen, das fest schlief und dabei am Daumen lutschte. »Sie war hinter Leoman her, und jetzt flieht sie vor der Pest und versucht, die Transportflotte zu erreichen. Und dann? Ich vermute, dass wir auf dem Weg zurück nach Genabackis sind, oder vielleicht auch auf dem Weg zur Halbinsel von Korel. Es ist einfach mehr vom Gleichen, denn das ist genau das, was Soldaten tun, wie Soldaten leben.«
»Ich glaube, du irrst dich«, sagte Kalam. »Es ist jetzt alles durcheinander geraten.«
»Was meinst du damit?«
»Perl ist der Schlüssel, Sappeur«, sagte der Assassine. »Warum hängt er immer noch hier rum? Was für einen Sinn hat es, die Mandata auszuspionieren? Was für einen Sinn hat es, der Vierzehnten an den Hacken zu kleben? Ich sage dir, Fied, was die Mandata als Nächstes tut, hängt von Imperatrix Laseen ab, von ihr und sonst niemandem.«
»Sie wird uns nicht alle gehen lassen«, sagte Fiedler. »Weder die Mandata noch die Vierzehnte. Wir sind ihre einzige bewegliche Armee, die noch diesen Namen verdient. Es gibt keine weiteren Befehlshaber mehr – nun gut, es gibt welche, aber der einzige Gruß, den ich denen gewähren würde,
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