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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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dass er ihr trauen musste. Noch nicht, ungeachtet der Tatsache, dass er ihr trauen wollte, aus irgendeinem geheimnisvollen Grund, den er selbst noch nicht begriffen hatte.
    Das kleine Mädchen mit der laufenden Nase schniefte im Schlaf, und eine kleine Hand krallte sich in seine linke Schulter. Die andere Hand hatte sie an ihrem Mund, und sie machte leise, piepsige Geräusche beim Daumenlutschen. Sie wog so gut wie nichts.
    Sein Trupp war heil durchgekommen. Nur Balsam und vielleicht noch Hellian konnten das Gleiche von sich sagen. Also drei Trupps von wie vielen, zehn? Elf? Dreißig? Moaks Soldaten waren bis zum letzten Mann ausgelöscht worden – der Elfte Trupp war dahin, und diese Zahl würde in der künftigen Geschichte der Vierzehnten nie wieder vergeben werden. Hauptmann Sort hatte die Sache geregelt, den Dreizehnten Trupp für Sergeant Urb hinzugefügt, und es hatte sich herausgestellt, dass Fiedlers Trupp – der Vierte – die niedrigste Nummer von allen hatte. Dieser Teil der Neunten Kompanie hatte eine Schlappe erlitten, und Fiedler hatte wenig Hoffnung, was den Rest anging – diejenigen, die es nicht zum Großen Tempel geschafft hatten. Und was noch schlimmer war – sie hatten zu viele Sergeanten verloren. Borduke, Mosel, Moak, Sobelone, Tugg.
    Tja, ganz recht, wir sind schwer geprügelt worden – aber wir sind am Leben.
    Er ließ sich ein paar Schritte zurückfallen und gesellte sich an die Seite von Corabb Bhilan Thenu’alas. Der letzte Überlebende von Leomans Rebellenarmee – abgesehen von Leoman selbst – hatte wenig gesagt, auch wenn das Stirnrunzeln, das sein Gesicht zeichnete, darauf hindeutete, dass seine Gedanken alles andere als ruhig waren. Ein dürrer Junge ritt auf seinen Schultern; sein Kopf schwankte hin und her, während er vor sich hin döste.
    »Ich habe daran gedacht«, sagte Fiedler, »dich in meinen Trupp aufzunehmen. Wir waren immer einer zu wenig.«
    »Ist es so einfach, Sergeant?«, fragte Corabb. »Ihr Malazaner seid merkwürdig. Ich kann kein Soldat in eurer Armee werden, denn ich habe noch keinen Säugling mit dem Speer aufgespießt.«
    »Corabb, das gleitende Bett ist keine malazanische Erfindung, sondern eine aus dem Reich der Sieben Städte.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Ich meine, Malazaner spießen keine Säuglinge auf Speere auf.«
    »Ist das denn nicht euer Mannbarkeitsritual?«
    »Wer hat dir denn diesen Unsinn erzählt? Leoman?«
    Corabb runzelte die Stirn. »Nein. Aber solche Überzeugungen waren unter den Anhängern der Apokalypse weit verbreitet.«
    »Ist Leoman denn kein Anhänger der Apokalypse?«
    »Ich glaube nicht. Nein, niemals. Ich war blind, was das angeht. Leoman hat an sich und an nichts anderes geglaubt. Bis er diese Mezla-Hexe in Y’Ghatan gefunden hat.«
    »Oh, dann hat er eine Frau gefunden? Kein Wunder, dass er nach Süden gegangen ist.«
    »Er ist nicht nach Süden gegangen, Sergeant. Er ist in ein Gewirr geflohen.«
    »Das ist doch mal ein Bild.«
    »Er ist mit dieser Frau gegangen. Sie wird ihn zu Grunde richten, da bin ich mir sicher. Und jetzt sage ich, das ist genau das, was Leoman verdient. Soll Brunspatz ihn doch vollständig vernichten – «
    »Einen Moment«, unterbrach ihn Fiedler, der plötzlich ein unheimliches Frösteln spürte. »Hast du Brunspatz gesagt?«
    »Ja, denn so hat sie sich genannt.«
    »Eine Malazanerin?«
    »Ja, groß und erbärmlich. Sie hat mich immer verspottet. Mich, Corabb Bhilan Thenu’alas, Leomans Zweiten, bis ich sein Dritter geworden bin, derjenige, den zurückzulassen er bereit war. Um mit all den anderen zu sterben.«
    Fiedler hörte kaum, was er sagte. »Brunspatz«, wiederholte er.
    »Kennst du das elende Weib? Die Hexe? Die Verführerin und Verderberin?«
    Bei den Göttern, ich habe sie einst auf meinen Knien reiten lassen. Er bemerkte plötzlich, dass er sich mit einer Hand die kümmerlichen versengten, verfilzten Überreste seiner Haare raufte, ohne darauf zu achten, dass es ziepte, ohne sich um die Tränen zu kümmern, die ihm aus den Augen quollen. Das Mädchen wand sich in seinen Armen. Er starrte Corabb an, ohne ihn wirklich zu sehen, eilte dann nach vorn, fühlte sich benommen, fühlte sich … erschüttert. Brunspatz … sie müsste jetzt in den Zwanzigern sein. Mitte Zwanzig, nehme ich an. Was hat sie in Y’Ghatan gemacht?
    Er drängte sich zwischen Kalam und den Schnellen Ben, was beide zusammenzucken ließ.
    »Fied?«
    »Zieh an der Schlange des Vermummten, bis er kreischt«,

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