SdG 11 - Die Kochenjäger
sagte der Sappeur. »Ertränke die verdammte Königin der Träume in ihrem verdammten Teich. Freunde, ihr werdet nicht glauben, wer zusammen mit Leoman in das Gewirr gegangen ist. Ihr werdet nicht glauben, wer mit Leoman in Y’Ghatan das Bett geteilt hat. Nein, ihr werdet nichts von dem glauben, was ich euch jetzt erzähle.«
»Hol dich der Abgrund, Fied«, sagte Kalam wütend, »wovon redest du?«
»Brunspatz. Sie ist diejenige, die jetzt an Leomans Seite ist. Brunspatz. Elsters kleine Schwester, und ich weiß nicht – ich weiß überhaupt nicht – was ich denken soll, ich will nur schreien, und ich weiß noch nicht einmal, warum, nein, ich weiß überhaupt nichts mehr. Bei den Göttern, Ben – Kalam – was bedeutet das? Was bedeutet das alles?«
»Beruhige dich«, sagte der Schnelle Ben, aber seine Stimme klang unnatürlich hoch, gepresst. »Für uns, für uns, ich meine, es muss nicht unbedingt etwas bedeuten. Es ist ein verdammter Zufall, und selbst, wenn es kein Zufall ist, heißt das nicht, dass es irgendwas bedeutet. Nein, eigentlich nicht. Es ist nur … absonderlich, das ist alles. Wir haben gewusst, dass sie ein dickköpfiger wilder kleiner Dämon ist, wir haben das schon damals gewusst – und du hast sie besser gekannt als wir beide … Kalam und ich, wir sind ihr nur ein einziges Mal begegnet, in Malaz. Aber du, du warst so was wie ihr Onkel, was bedeutet, dass du ein bisschen was zu erklären hast!«
Fiedler starrte den Magier an, starrte ihm in die weit aufgerissenen Augen. »Ich? Du hast wohl den Verstand verloren, Ben. Hör dir doch mal an, was du da sagst! Gibst mir die Schuld – ihretwegen! Das hat überhaupt nichts mit mir zu tun!«
»Hört auf, alle beide«, sagte Kalam. »Ihr macht den Soldaten da hinten Angst. Passt auf, wir sind alle im Moment viel zu nervös wegen aller möglichen Dinge, um in alledem irgendeinen Sinn erkennen zu können – vorausgesetzt, es gibt darin einen Sinn, den man erkennen könnte. Die Menschen wählen sich ihr eigenes Leben, was sie tun, wo sie landen, es muss nicht bedeuten, dass da irgendein Gott rumspielt. Dann ist Elsters kleine Schwester jetzt also Leomans Geliebte, und sie verstecken sich beide im Gewirr der Königin der Träume. In Ordnung, das ist immer noch besser als zerbröselnde Knochen in der Asche von Y’Ghatan, stimmt’s? Nun?«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, sagte Fiedler.
»Was soll das nun wieder bedeuten, im Namen des Vermummten?«, wollte Kalam wissen.
Fiedler holte tief und zittrig Luft. »Wir haben es euch bestimmt erzählt, es ist nicht so, dass es ein Geheimnis oder so was gewesen wäre, und wir haben es immer als Entschuldigung benutzt, um zu erklären, warum sie so war, wie sie war, und all das. Nie so, dass sie es mitbekommen konnte, natürlich, und wir haben es gesagt, um ihm die Macht zu nehmen – «
»Fiedler!«
Der Sappeur zuckte bei Kalams Ausbruch zusammen. »Wer macht jetzt allen Angst – «
»Du! Und vergiss die anderen – du machst mir Angst, verdammt!«
»In Ordnung. Sie wurde von einer toten Frau geboren – Elsters Stiefmutter … sie ist an ebenjenem Morgen gestorben, und das Kind – Brunspatz – nun, es hat lange gedauert, bis sie da war, sie hätte eigentlich da drin sterben müssen, wenn du verstehst, was ich meine. Darum haben die Stadtältesten sie dem Tempel übergeben – dem Tempel des Vermummten. Der Vater war schon tot, war vor Quon getötet worden, und Elster, nun, der war gerade dabei, seine Lehre zu beenden. Wir waren damals noch jung. Also, wir beide – er und ich –, wir mussten einbrechen und sie zurückstehlen, aber sie war schon geweiht worden, war schon im Namen des Vermummten gesegnet worden – und deshalb haben wir der Weihe die Macht genommen, indem wir darüber gesprochen haben, haha, Licht ins Dunkel gebracht haben und all so was, und sie ist eigentlich ganz normal aufgewachsen. Mehr oder weniger. In gewisser Hinsicht …« Seine Stimme erstarb, und er weigerte sich, die beiden Augenpaare anzusehen, die ihn anstarrten, kratzte sich stattdessen den versengten Bart. »Ich glaube, wir brauchen einen Satz Drachenkarten …«
Apsalar, die sich vier Schritte hinter dem Trio befand, lächelte, als der Magier und der Assassine Sergeant Fiedler gleichzeitig eine Ohrfeige verpassten. Doch ihr Lächeln erstarb rasch wieder. Solche Enthüllungen waren beunruhigend. Elster war immer ziemlich verschwiegen gewesen, wenn es darum gegangen war, woher er gekommen war, um das
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