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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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T’amber folgte ihr, und schließlich schloss sich Kalam ihnen nach einem letzten Blick auf den wütenden Kampf auf dem Hauptdock an.
     
    Tene Baralta schritt in den gut möblierten Raum, blieb einen Moment stehen, um sich umzusehen, und begab sich dann zu einem gepolsterten Stuhl mit hoher Lehne. »Bei den Sieben«, sagte er mit einem lauten Seufzer, »endlich sind wir mit der kaltäugigen Hündin fertig.« Er setzte sich hin, streckte die Beine aus. »Schenkt uns Wein ein, Hauptmann.«
    Lostara Yil trat zu ihrem Befehlshaber. »Das kann warten. Erlaubt mir, Euch aus Eurer Rüstung zu helfen, Faust.«
    »Gute Idee. Mein nicht mehr vorhandener Arm schmerzt, und meine Nackenmuskeln fühlen sich an wie verdrehte Eisenstränge.«
    Sie zog ihm den langen Handschuh von der einen Hand, die er noch hatte, und legte ihn auf den Tisch. Dann begab sie sich hinter seinen Stuhl, griff nach vorn und öffnete die Schließe seines Umhangs. Er erhob sich halb, um ihr zu ermöglichen, den Umhang wegzuziehen. Sie faltete ihn sorgfältig zusammen und legte ihn auf eine hölzerne Kiste, die unweit des großen, mit einem Kissenstapel ausgestatteten Bettes stand. Als sie wieder zu Tene Baralta zurückging, sagte sie: »Steht bitte kurz auf, Faust. Wir werden das Kettenhemd ausziehen.«
    Nickend richtete er sich auf. Es war schwierig, aber schließlich schafften sie es, die schwere Rüstung abzunehmen. Sie legte sie auf einen Haufen am Fuß des Bettes. Baraltas gepolsterte Unterkleidung war nassgeschwitzt, unter den Armen fleckig und roch streng. Sie zog sie ihm aus, so dass er oberhalb der Hüften nackt war. Sein Oberkörper war von aschgrauen Striemen übersät - die Narben alter Verbrennungen. Seine Muskeln waren durch den mangelnden Gebrauch weich geworden, lagen nun unter einer Fettschicht.
    »Hoch-Denul«, sagte Lostara. »Die Imperatrix wird nicht zögern, dafür zu sorgen, dass Ihr ganz und gar geheilt werdet.«
    »Das wird sie«, sagte er und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. »Und dann werdet Ihr nicht mehr zusammenzucken, wenn Ihr mich anseht, Lostara Yil. Ich habe mir viele Gedanken gemacht - Gedanken, die mich und Euch betreffen.«
    »In der Tat.« Sie trat erneut hinter ihn und begann die völlig verspannten Muskeln links und rechts seines Nackens durchzukneten.
    »Ja. Ich glaube jetzt, dass es so sein soll.«
    »Erinnert Ihr Euch an einen Besuch, Faust«, fragte sie, »den ich vor langer Zeit gemacht habe, als ich Kalam Mekhar auf der Spur war. Ein Besuch in einer befestigten Garnison. Ich habe am gleichen Tisch gesessen wie der Assassine. Drachenkarten wurden ausgelegt, ziemlich unerwartet. Tod und Schatten haben das Feld beherrscht, wenn meine Erinnerung mir keine Streiche spielt – denn das kann ich nicht garantieren, wie ich zugeben muss. Jedenfalls habe ich etwas später Eure Anweisungen genau befolgt und alle Leute, die dort waren, getötet – ich habe ein Blutbad angerichtet. Natürlich erst, nachdem Kalam gegangen war.«
    »Du hast Anweisungen immer mit beeindruckender Genauigkeit befolgt, Lostara Yil.«
    Sie legte ihre linke Hand an sein Kinn, strich sanft darüber. »Die Morde, die ich an jenem Morgen begangen habe – ich bedauere sie immer noch, mehr als alles andere, Kommandant. Die Menschen dort waren allesamt unschuldig.«
    »Lass dich von solchen Irrtümern nicht niederdrücken, meine Liebe.«
    »Das ist eine schwierige Sache, Kommandant. Die notwendige Kaltherzigkeit zu erlangen.«
    »Was das angeht, verfügst du über eine einzigartige Begabung.«
    »Ich nehme an, das stimmt«, sagte sie, während ihre Hand über seine verunstalteten Lippen strich, dann dort liegen blieb, genau auf seinem Mund. Das Messer in ihrer anderen Hand glitt ihm seitlich in den Hals, hinter die Luftröhre, und dann führte sie die Bewegung nach vorn und unten zu Ende.
    Blut strömte in ihre Hand, begleitet von gurgelnden Lauten und ein paar Luftbläschen. Der Körper auf dem Stuhl zuckte ein paar Mal und sackte dann in sich zusammen.
    Lostara Yil trat zurück. Sie wischte das Messer und ihre Hände am seidenen Bettzeug ab. Nachdem sie die Waffe wieder eingesteckt hatte, nahm sie ihre Handschuhe und ging zur Tür.
    Sie öffnete sie nur so weit, dass sie hindurchschlüpfen konnte, und dann sagte sie zu den beiden Roten Klingen, die draußen Wache standen: »Der Kommandant schläft jetzt. Stört ihn nicht.«
    Die Soldaten salutierten.
    Lostara zog die Tür hinter sich zu und schritt den Korridor entlang.
    Also gut, Cotillion,

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