SdG 11 - Die Kochenjäger
in die Kehle, die schwere Klinge fuhr durch Luftröhre und Rückgrat und trat am Rücken wieder aus, so dass sich der Umhang des Angreifers ausbeulte.
Einen Herzschlag, bevor er sich selbst auf dem Schwert aufgespießt hatte, hatte der Mann seine beiden Dolche geworfen, und die Mandata war beiden geschmeidig ausgewichen, indem sie sich seitwärts gedreht hatte, um ihrem Schwertstoß mehr Wucht zu verleihen.
Kalam wurde langsamer und drehte sich um. T’amber kam bereits wieder auf sie zugeschritten.
Acht tote Klauen. Verdammt beeindruckend. Auch wenn es mit einem Messerstich in die Lunge erkauft werden musste.
Blutiger Schaum tropfte von T’ambers Kinn. Sie hatte das Messer herausgezogen, und auf ihrer Tunika bildete sich ein rasch größer werdender Blutfleck. Doch ihre Schritte waren fest.
»Und jetzt durch das Tor«, sagte Kalam.
Sie betraten den Hof. Er war von Pflanzen überwuchert und voller Abfälle. In seiner Mitte befand sich ein Springbrunnen, dessen Teich vollständig von schimmernden Algen ausgefüllt war. Eine Wolke von Insekten stieg von dem feuchten Untergrund auf und wogte auf sie zu. Kalam deutete mit einer Waffe zur hinteren Mauer. »Der alte Brunnen. Hier drunter hat es früher einmal eine natürliche Zisterne im Kalkstein gegeben. Ein wagemutiger Dieb ist von unten in sie eingedrungen. Hat der Familie, die hier gelebt hat, das ganze Vermögen gestohlen, sie mittellos zurückgelassen. Das ist lange her – das Geld hat Kellanveds frühe Unternehmungen als Pirat auf den Schifffahrtsrouten von hier zu den napanesischen Inseln finanziert.«
Die Mandata blickte ihn an. »Dann war Kellanved der wagemutige Dieb?«
»Wohl eher Tanzer. Dieses Anwesen hat Mocks Familie gehört, und ihr Familienvermögen bestand aus dem, was sie zwanzig Jahre lang durch Piraterie erbeutet hatten. Nicht lange nach dem Diebstahl hat Kellanved Mock entmachtet und sich die ganze Insel angeeignet. Das war die Geburt des malazanischen Imperiums. Von den Wenigen, die davon wissen, wird dieser Ort der Quell des Überflusses genannt.«
T’amber hustete und spuckte einen Mund voll Blut aus.
Kalam musterte sie im Zwielicht. Das so vollkommen geformte Gesicht war sehr blass geworden. Er schaute erneut zum Brunnen hinüber. »Ich werde als Erster gehen. Es geht ungefähr zweieinhalb Mannslängen nach unten – wenn Ihr könnt, stemmt Euch gegen die Seitenwände und versucht, so weit wie möglich nach unten zu kommen. Mandata – hört Ihr Musik?«
»Ja. Ganz schwach.«
Kalam nickte. Er setzte sich auf die Einfassung des Brunnens und machte sich daran, nach unten zu steigen. Dann bin also nicht nur ich es. Fiedler, du brichst mir das Herz.
Vier Hände, die Waffen blank, die von Kapuzen beschatteten Augen in alle Richtungen spähend. Perl stand über einem Leichnam. Der arme Mann war mit dem Kopf voran auf die Straße geschmettert worden, so heftig, dass der Schädel zu Brei zermatscht und der Unterkiefer zwischen die Schultern getrieben worden war, was die Wirbelsäule zusammengedrückt und gebrochen hatte.
Es gab etwas, das man, wenn man mit Kalam Mekhar zu tun hatte, nur allzu leicht vergessen konnte oder irrtümlicherweise nicht weiter beachtete. Und das war die tierische Kraft dieses Dreckskerls.
»Nach Westen«, flüsterte einer von Perls Leutnants. »Am Laternenviertel entlang, wahrscheinlich bis zum letzten Tor. Sie werden versuchen, einen großen Bogen zu schlagen und unsere Leute, die im Hinterhalt liegen, herauszulocken – «
»Nicht alle«, murmelte Perl. »Ich habe keinen Atemzug lang daran geglaubt, dass er es auf dem direkten Weg versuchen würde. Und tatsächlich wird er demnächst dem Hauptteil meiner kleinen Armee genau in die Arme laufen.«
Der Leutnant lachte tatsächlich glucksend in sich hinein – Perl drehte sich zu ihm um, starrte ihn mehrere Herzschläge lang an und sagte dann: »Nimm zwei Hände und folge ihm. Greift sie nicht an, lasst euch einfach nur dann und wann sehen. Treibt sie weiter.«
»Sie werden umkehren und uns auflauern, Meister der Klaue – «
»Vermutlich. Ich wünsche euch viel Spaß heute Abend. Und jetzt geht.«
Ein böses Kichern wäre vielleicht noch schlimmer gewesen, aber das Glucksen hatte auch ausgereicht.
Perl zog den linken Ärmel seines weit geschnittenen Seidenhemds zurück. Die Spitze des Bolzens in der Mini-Armbrust, die an seinem Handgelenk befestigt war, war mit einer dicken Wachsschicht überzogen. Die rasch entfernt werden konnte, wenn der Zeitpunkt
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