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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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dahin, und er war völlig verdreckt, aber flach. Sie würden nur langsam vorankommen, aber die Dunkelheit würde sie verbergen. Und wenn sie den Hafen erreichen … nun, dann werden sie sich was einfallen lassen müssen.
    Kalam packte seine Langmesser fester. Ein letzter Blick zurück in die Richtung, aus der sie gerade gekommen waren. Noch immer war niemand zu sehen. Merkwürdig. Er richtete den Blick auf die Brücke. Na schön. Bringen wir es hinter uns.
     
    Lostara Yil bewegte sich quer über den freien Platz, ließ den Wallweg und die Leichen an seinem Fuß hinter sich zurück. Aus der Ferne – aus Richtung des Hafens und noch dahinter – drangen die Geräusche von Kämpfen und Aufruhr an ihr Ohr, während die nahe gelegenen Gebäude und Grundstücke unbeleuchtet und still dalagen. Es war, als würde sie sich in einer Totenstadt befinden … Ein passendes Denkmal zum Ruhm des Imperiums.
    Aus diesem Grund war die kleine Gestalt, die ihr plötzlich in den Weg trat, umso erschreckender, und ihre Besorgnis nahm sogar noch zu, als sie sie erkannte. »Wühler«, sagte sie, während sie zu dem Jungen trat, »was machst du hier?«
    »Ich habe auf dich gewartet«, antwortete er und wischte sich die laufende Nase.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich werde dich dort hinbringen, wo du hinmusst. Es ist eine traurige Nacht, aber es ist in Ordnung. Eines Tages wirst du das verstehen.« Mit diesen Worten drehte er sich um und stapfte die Straße entlang, in Richtung Süden. »Wir müssen nicht auf dem Weg bleiben – noch nicht. Wir können die erste Brücke nehmen. Lostara Yil«, er warf einen Blick zurück zu ihr, »du bist sehr hübsch.«
    Obwohl die Nacht schwül war, fröstelte sie plötzlich, während sie sich in Bewegung setzte, um ihm zu folgen. »Was für ein Weg?«
    »Das ist nicht wichtig.«
    Geräusche aus den Schatten links von ihr – dort rannte jemand. Sie legte eine Hand an den Schwertgriff. »Da ist etwas – «
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Wühler. »Das sind meine Freunde. Es wird keine Probleme geben. Aber wir sollten uns beeilen.«
    Es dauerte nicht lange, und sie erreichten die Brücke, die ins Stadtzentrum führte, wo Wühler sie kurze Zeit nach Westen führte, ehe er sich wieder gen Süden wandte.
    Bald darauf stießen sie auf die ersten Leichen. Klauen, die anfangs in kleinen Gruppen verstreut herumlagen – wo Ratten und wilde Hunde sich schon wieder herausgetraut hatten, um sich über die Mahlzeit herzumachen –, doch dann, als sie sich dem Rabenhügelpark näherten, war die Straße buchstäblich von Toten übersät. Lostara wurde langsamer, als sie sich dem ausgedehnten Schauplatz des Gemetzels näherte – das sich in südlicher Richtung erstreckte, als wäre ein klingenbewehrter Wirbelwind durch hundert oder mehr imperiale Assassinen hindurchgejagt – und ganz allmählich fiel Lostara Yil etwas auf, als sie sich eine aufgeschlitzte Gestalt nach der anderen ansah … ein Muster, in dem die Wunden angeordnet waren, die Präzision, mit der jeder tödliche Hieb ausgeführt worden war.
    Ihr Frösteln verstärkte sich, stahl sich in ihre Knochen.
    Wühler, der drei Schritte vor ihr war, summte ein wickanisches Viehtreiberlied.
     
    Als Kalam die Admiralsbrücke zur Hälfte überquert hatte, klemmte er sich eins seiner Langmesser unter den Arm und suchte in den Falten seiner Schärpe nach der Eichel. Sie fühlte sich selbst durch das Leder seines zerfetzten Handschuhs glatt und warm an, als ob sie ihn willkommen heißen würde. Und – als ob sie ungeduldig wäre.
    Kalam ging vor einer der beiden niedrigen Stützmauern der Brücke in die Hocke und warf die Eichel auf die Pflastersteine. Sie platzte auf, drehte sich einen Augenblick auf der Stelle und blieb dann still liegen.
    »Na schön, Ben«, murmelte er, »von jetzt an jederzeit.«
     
    In einer Kajüte an Bord der Geiferwolf zuckte Adaephon Delat, der mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Fußboden saß, bei der aus der Ferne zu ihm dringenden Beschwörung zusammen. Deutlich näher konnte er Kampfgeräusche von den Hafenanlagen hören, und er wusste, dass die Verender Schritt um Schritt zurückgedrängt wurden, da Zauberei und eine immer größer werdende Zahl rasender Angreifer auf sie einstürmten. Währenddessen hielt oben an Deck Destriant Run’Thurvian eine Barriere aufrecht, die das Schiff selbst vor jedem Angriff mittels Magie schützte. Der Schnelle Ben spürte, dass der Mann zwar noch nicht richtig hart bedrängt wurde, ihn

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