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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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öffnete und schloss sich wieder -ziemlich laut, und Tapferer Zahn verlangsamte seine Schritte.
    Eine in eine Rüstung gehüllte Monstrosität geriet in sein Blickfeld.
    Tapferer Zahn blinzelte, dann knurrte er leise vor sich hin und trat näher.
    »`n Abend, Temper.«
    Der behelmte Kopf wandte sich ihm zu, als würde das Auftauchen des Hauptsergeanten ihn irgendwie ablenken.
    »Tapferer Zahn.«
    »Was machst du hier draußen?«
    Temper schien prüfend die Luft einzusaugen, dann warf er einen Blick hinüber zum alten Totenhaus. Es rasselte, als er die Schultern zuckte. »Hab gedacht, ich geh ein bisschen spazieren.«
    Tapferer Zahn nickte. »Wie ich sehe, bist du passend angezogen.«
    Beide Männer traten einen Schritt zurück, als eine Frau aus einer nahe gelegenen Gasse auftauchte und dicht an ihnen vorbeiging, die Stufen hinunterstieg und in Schaffs Schenke verschwand.
    »Na, das war ja vielleicht ein sich wiegender Gang«, sagte der Hauptsergeant anerkennend. Aber Tempers Aufmerksamkeit war auf die Pflastersteine gerichtet, und Tapferer Zahn blickte nun ebenfalls nach unten.
    Sie hatte Spuren hinterlassen. Dunkelrote Spuren.
    »Tja, Temper. Ich nehme an, wir können nicht hoffen, dass das Schlamm ist, oder?«
    »Ich glaube nicht, Zahn.«
    »Nun, ich denke, ich werde mich ein bisschen bei Schaff niederlassen. Bist du fertig mit deinem Spaziergang?«
    Ein letzter Blick hinüber zum Totenhaus, und Temper nickte. »Sieht ganz so aus.«
    Und die beiden gingen hinunter in die düsteren Räumlichkeiten der Schenke zum Gehängten.
     
    Ein verheißungsvoller Gast hatte sich in dieser Nacht bei Schaff verkrochen: Faust Aragan, der sich in die schmale Nische verzogen hatte, die in der dunkelsten Ecke lag und am weitesten von der Tür entfernt war. Dort saß er Glockenschlag um Glockenschlag ganz allein und trank bedächtig einen Krug Bier, während draußen die Nacht verstrich und die Geräusche von Kämpfen und Aufruhr von fern – und gelegentlich auch von nicht ganz so fern – heranklangen.
    Er war nicht der Einzige, der aufblickte und dann seinen bewundernden Blick nicht von der unbekannten schwarzhaarigen Kanesin abwenden konnte, die kurz vor Anbruch der Morgendämmerung den Schankraum betrat. Aus dem Schatten seiner Kapuze heraus sah er zu, wie sie an den Tresen trat und kanesischen Reiswein bestellte, was Schaff zu einem ziemlich verzweifelten Rumkramen und Suchen zwang, bis er mit einer staubigen, bernsteinfarbenen Glasflasche wieder auftauchte – die an sich schon ein kleines Vermögen wert war.
    Wenige Augenblicke später betrat Temper die Schenke – von einer mächtigen, altmodischen Rüstung niedergedrückt –, gefolgt von Hauptsergeant Tapferer Zahn. Aragan kauerte sich tief in seine Nische, wandte den Blick ab.
    Die beiden waren für ihn in dieser Nacht keine Gesellschaft.
    Seit der Abenddämmerung hatte er sich mit Kopfschmerzen rumgeschlagen, und er hatte schon geglaubt, sie wären vorbei -aber plötzlich war das Pochen in seinem Schädel wieder da, doppelt so stark wie zuvor, und er stöhnte leise auf.
    Tapferer Zahn versuchte, ein Gespräch mit der Frau anzufangen, doch das brachte ihm nur eine Messerspitze ein, die ihm knapp unter dem Auge ins Gesicht gehalten wurde, und dann bezahlte die Frau die ganze Flasche, verlangte ein Zimmer im Obergeschoss und ging nach oben. Ganz allein. Und niemand folgte ihr.
    Der Hauptsergeant wischte sich fluchend den Schweiß aus dem Gesicht und rief dann lautstark nach Bier.
    Merkwürdige Geschehnisse bei Schaff, aber wie immer glätteten Bier und Wein rasch die Wogen, und was die Sache betraf, dass draußen allmählich die Morgendämmerung verstohlen in die Stadt kroch – nun, das gehörte schließlich zu einer anderen Welt, oder?

Kapitel Dreizehn
     
    Holt Luft,
    holt tief Luft
    und haltet sie an, meine Freunde,
    haltet sie lange an,
    denn die Welt -
    die Welt ertrinkt.
     
    W U
     
    D
    as Chaos – die Sphäre zwischen den Sphären – hatte viele Gesichter, dachte Taralack Veed, und der Pfad, den sie dieses Mal genommen hatten, war wirklich entsetzlich. Hier und dort standen kahle Bäume, deren dürre, abgebrochene Zweigspitzen sich im kalten, unruhigen Wind drehten. Rauchfahnen trieben über die verwüstete Landschaft aus Schlamm, die förmlich von Leichen übersät war. Lehmüberzogene Gliedmaßen ragten in die Höhe, deren zusammengekrümmte Körper halb im Boden versunken waren.
    In der Ferne blitzte es auf – Ausbrüche von Zauberei, Zeichen eines Kampfes,

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