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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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schlimmsten erwischt hatte, brach Fieber aus, und wie ein Kind, das sich im Wald verirrt hatte, begannen sie Gespenster in den Schatten zu sehen. Zweimal auf den letzten hundert Schritten hatte ein Soldat voller Angst aufgeschrien – weil er große, sich bewegende Gestalten draußen in der Nacht gesehen hatte. Trappend, stolzierend, mit Augen, die wie glühende Kohlen von der Farbe schmutzigen Blutes aufblitzten. So ähnlich hatte Maifliege es zumindest ausgedrückt und alle mit dem poetischen Ausdruck überrascht.
    Aber genau wie die Monster, die vom Vorstellungsvermögen ängstlicher Kinder heraufbeschworen wurden, kamen sie niemals näher, ließen sie sich niemals wirklich sehen. Sowohl Maifliege wie Galt schworen, dass sie … etwas gesehen hatten. Etwas, das sich parallel zur Marschkolonne bewegt hatte, aber schneller und rasch vorbei gewesen war. Gedanken, die das Fieber mit sich brachte, sagte Fiedler sich noch einmal, nur das und nichts weiter.
    Doch in seinem Innern empfand er zunehmendes Unbehagen. Als ob sie tatsächlich Gesellschaft entlang dieses zerfallenen Weges hatten, irgendwo da draußen in der Dunkelheit, zwischen den Gräben und Wasserrinnen und wirren Geröllhaufen. Vor einiger Zeit war ihm, als hätte er Stimmen gehört, weit entfernt und anscheinend vom Nachthimmel herabsteigend, aber das hatte inzwischen aufgehört. Nichtsdestoweniger lagen seine Nerven allmählich blank – wahrscheinlich war es die Müdigkeit, wahrscheinlich ein Fieber, das in seinem eigenen Geist erwachte.
    Vor ihm wandte der Schnelle Ben plötzlich den Kopf, starrte nach rechts und versuchte, die Dunkelheit mit seinen Blicken zu durchbohren.
    »Ist etwas?«, fragte Fiedler leise.
    Der Magier warf ihm einen Blick zu, schaute dann wieder weg und sagte nichts.
    Zehn Schritte später sah Fiedler, wie Kalam seine Langmesser in ihren Scheiden lockerte.
    Scheiße.
    Er ließ sich zurückfallen, bis er neben Apsalar war, und wollte gerade etwas sagen, doch sie kam ihm zuvor.
    »Sei wachsam, Sappeur«, sagte sie leise. »Ich glaube nicht, dass wir etwas zu fürchten haben … aber ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »Was ist da draußen?«, wollte er wissen.
    »Ein Teil eines Handels.«
    »Und was heißt das?«
    Sie hob plötzlich den Kopf, als würde sie den Wind prüfen, und ihre Stimme klang hart, als sie laut und deutlich sagte: »Alle Mann von der Straße – nur nach Süden – jetzt.«
    Auf diesen Befehl hin erwachte flüsternd eine leise Angst am Rand der alten Straße. Sie waren unbewaffnet, ohne Rüstungen – der schlimmste Alptraum eines jeden Soldaten. Hingekauert, sich in die Schatten duckend, die Augen weit aufgerissen ohne zu blinzeln, den Atem angehalten, versuchten die Malazaner irgendein verräterisches Geräusch in der Dunkelheit wahrzunehmen.
    Tief geduckt begab Fiedler sich zu seinem Trupp. Wenn wirklich etwas über sie kommen sollte, wollte er lieber bei seinen Soldaten sterben. Während er vorwärtskroch, spürte er, dass jemand hinter ihm war, und als er sich umdrehte, sah er Corabb Bhilan Thenu’alas. Der Krieger hielt ein schweres, keulenähnliches Stück Holz in den Händen, das zu dick war, um ein Ast zu sein – wahrscheinlich eher die Wurzel eines uralten Guldindahbaumes. »Wo hast du das gefunden?«, fragte Fiedler zischend.
    Ein Schulterzucken war die einzige Antwort.
    Als er seinen Trupp erreichte, machte der Sergeant Halt. Buddl kam zu ihm gekrochen. »Dämonen«, flüsterte der Soldat, »da draußen – « Ein Nicken, das zur Nordseite der Straße wies. »Zuerst dachte ich, es wäre die Dunstglocke des Bösen draußen auf dem Meer, vor der Küste, das, was die Vögel aus den Salzmarschen jenseits der Bucht aufgescheucht hat – «
    »Die Dunstglocke wovon?«, fragte Fiedler.
    »Aber das war es nicht. Es war etwas, das viel näher war. Ich hatte eine Rhizan da draußen rumfliegen – sie ist ziemlich nah an ein Tier rangekommen. Ein verdammt großes Tier, Sergeant. Irgendwas zwischen Wolf und Bär, allerdings von der Größe eines Bhederin-Bullen. Es war in Richtung Westen unterwegs – «
    »Bist du noch immer mit der Rhizan verbunden, Buddl?«
    »Nein, sie war so hungrig, dass sie sich losreißen konnte – ich habe mich noch nicht ganz davon erholt, Sergeant – «
    »Macht nichts. Es war ein guter Versuch. Also, der Bärenwolf oder Wolfbhederin war nach Westen unterwegs …«
    »Ja, keine fünfzig Schritt von uns entfernt, er muss uns auf jeden Fall bemerkt haben«, sagte Buddl. »Es ist ja

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