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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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war, die nach Minikenar geführt hatte. Und während sich die Abenddämmerung auf das Land herabsenkte, setzte der Vielwandler sich in Bewegung.
     
    Als die Schatten dichter wurden und das Versprechen der Nacht herantrugen, ließ Masan Gilani das Pferd langsamer gehen. Dank lockerer Pflastersteine und schmaler Rinnen, die das Regenwasser gegraben hatte, war der Pfad tückisch. Es war Jahre her, dass sie beim Reiten so wenig angehabt hatte – nichts weiter als einen Schal um die Hüften –, und ihre Gedanken wanderten weit zurück zu ihrem Leben auf der Ebene von Dal Hon. Damals war sie leichter gewesen. Groß, geschmeidig, mit glatter Haut und von einer strahlenden Unschuld. Die Schwere ihrer vollen Brüste und die Rundungen an ihrem Bauch und ihren Hüften waren viel später gekommen, nach den beiden Kindern, die sie zurückgelassen hatte, damit sie von ihrer Mutter und ihren Tanten und Onkeln großgezogen wurden. Es war das Recht aller Erwachsenen, ob Mann oder Frau, den Pfad des Wanderns zu beschreiten; bevor das Imperium sich die Dal Honesen einverleibt hatte, war solch eine Entscheidung jedoch selten genug gewesen, doch die Rinder, die von verschiedenen Verwandten großgezogen wurden, um deren Gesundheit sich Schamanen, Hebammen und Schulterhexen kümmerten, bemerkten es meistens kaum, dass ihre Eltern sie verlassen hatten.
    Das malazanische Imperium hatte all das natürlich geändert. Während viele erwachsene Stammesmitglieder selbst in Masan Gilanis Zeit an Ort und Stelle blieben, waren mehr und mehr Männer und Frauen aufgebrochen, um die Welt zu erkunden – und sie wurden immer jünger. Es wurden weniger Kinder geboren; es gab mehr Mischlinge, sobald Krieger mit neuen Ehemännern und Ehefrauen nach Hause zurückkehrten, und neue Gebräuche überfluteten das Leben der Dal Honesen. Denn das hatte sich im Verlauf der Zeit nicht geändert – wir kehren immer nach Hause zurück. Wenn unsere Wanderung vorbei ist.
    Sie vermisste die üppigen Graslande mit ihren jungen, frischen Winden. Die sich ausbreitenden Wolken des kommenden Regens, das Rumpeln in der Erde, wenn die wilden Tiere im Laufe ihrer jährlichen Wanderung vorbeizogen. Und wie sie geritten war, immer auf den starken, kaum gezähmten, gekreuzten dal-honesischen Pferden, deren schwache Streifen auf die Abstammung von Zebras zurückzuführen waren und die so leicht auf ihren Flanken schimmerten wie Schilf im Sonnenlicht. Tiere, die genauso gerne bockten wie galoppierten und sich danach sehnten zuzubeißen, wobei aus ihren rotgeränderten Augen das reine Böse leuchtete. Oh, wie sie diese Pferde liebte.
    Apsalars Pferd war natürlich von weit edlerem Blut. Es hatte lange Beine und war anmutig, und Masan Gilani konnte gar nicht anders als das Spiel der geschmeidigen Muskeln unter ihr und die Intelligenz in den dunklen, feuchten Augen zu bewundern.
    Plötzlich scheute das Pferd in der zunehmenden Düsternis und hob den Kopf. Verblüfft griff Masan Gilani nach dem Kethra-Messer, dass sie in eine Falte des Sattels gesteckt hatte.
    Schatten nahmen auf allen Seiten Gestalt an, sprangen auf sie zu. Das Pferd bäumte sich auf und wieherte schrill, während Blut spritzte.
    Masan Gilani rollte in einem engen Purzelbaum nach hinten vom Rumpf des stolpernden Tieres herunter und landete leichtfüßig halb geduckt. Sie schwang das schwere Messer nach rechts, als eine Kreatur auf mitternachtsdunklen Beinen auf sie zuraste. Sie spürte, wie die Klinge tief eindrang, zwei ausgestreckte Vorderglieder erwischte. Ein tierischer Schmerzensschrei, dann wich das Ding zurück, ließ sich auf alle viere sinken – und stolperte auf den verkrüppelten Vorderbeinen weiter.
    Sie drehte das Messer herum, machte einen Satz, der sie dicht an die Erscheinung heranbrachte und stieß die Klinge tief in den schuppigen, katzenhaften Nacken. Das Tier brach zusammen, sank gegen ihre Schienbeine.
    Ein schweres Geräusch zu ihrer Linken, als das Pferd auf die Seite fiel, während sich vier weitere Dämonen förmlich in es hineingruben. Die Beine zuckten wie in Krämpfen, schwangen dann nach oben, als das Pferd auf den Rücken gerollt wurde, so dass sein Bauch nach oben zeigte. Schreckliche, knurrende Geräusche begleiteten das wilde Ausweiden.
    Masan Gilani sprang über den toten Dämon hinweg und rannte in die Dunkelheit davon.
    Ein Dämon verfolgte sie.
    Er war zu schnell. Schritte erklangen dicht hinter ihr, dann verstummten sie.
    Sie warf sich hart zu Boden und rollte sich ab, sah

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