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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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natürlich, das habe ich ja gemeint.«
    »Ich habe dir befohlen, zur Seite zu treten.«
    »Hohefaust Dujek ist sehr krank, Hauptmann. Es wird Euch nichts nützen, ihn beim Sterben zu stören. Genauer gesagt, Ihr könntet Euch selbst anstecken.«
    »Nein, das werde ich nicht. Und sein Sterben ist genau das, wogegen ich etwas tun will. Im Augenblick wünsche ich ihn allerdings nur zu sehen. Das ist alles.«
    »Hauptmann Liebkriek hat – «
    »Hauptmann Liebkriek hat nicht mehr den Befehl, Feldscher. Den habe jetzt ich. Und nun geh mir aus dem Weg, bevor ich dich dazu abkommandiere, bei den Pferden Darmspülungen vorzunehmen – und in Anbetracht des armseligen Essens, mit dem sie in letzter Zeit versorgt worden sind …«
    Noto Beul untersuchte die Gräte in seiner Hand. »Ich werde das alles in meinem Kompaniebuch vermerken, Hauptmann Gütig. Als der ranghöchste Heiler dieses Heeres gibt es hier ein Problem im Hinblick auf die Befehlskette. Schließlich bin ich unter normalen Umständen deutlich ranghöher als ein Hauptmann – «
    »Das hier sind keine normalen Umstände. Und ich verliere allmählich die Geduld.«
    Ein Ausdruck leichten Widerwillens. »Ja, ich habe Erfahrungen aus erster Hand, was geschieht, wenn Ihr die Geduld verliert, ganz egal, wie wenig die jeweilige Situation das auch rechtfertigt. Immerhin war ich es, wie ich Euch erinnern darf, dem die Aufgabe zuteilwurde, Hauptmann Liebkrieks gebrochenen Wangenknochen zu heilen.« Der Mann trat zur Seite und gab den Eingang frei. »Bitte, Hauptmann, seid willkommen.«
    Seufzend schritt Paran an dem Feldscher vorbei, zog die Zeltklappe beiseite und trat in das Zelt.
    Drinnen herrschte Zwielicht, und die Luft war heiß und stickig; ein intensiver Geruch nach glimmenden Kräutern konnte den üblen Krankheitsgestank kaum überdecken. Im ersten Zimmer gab es vier Bettgestelle, auf denen jeweils der Befehlshaber einer Kompanie lag; nur zwei von ihnen waren Paran vertraut. Alle schliefen oder waren bewusstlos, die Gliedmaßen in den nassgeschwitzten Decken verwickelt, der Hals von der Infektion geschwollen, jeder Atemzug ein leises Pfeifen, so dass es wie ein grässlicher Chor klang. Erschüttert ging er an ihnen vorbei und betrat den hinteren Raum des Zelts, in dem sich nur eine Person befand.
    In der körnigen, dämmrigen Luft starrte Paran auf die Gestalt hinunter, die in dem Bett lag. Sein erster Gedanke war, dass Dujek Einarm bereits tot war. Ein gealtertes, blutleeres Gesicht, von dunklen purpurfarbenen Flecken verunstaltet, die Augen verkrustet und verklebt. Seine Zunge hatte die Farbe von Arenstahl, und sie war so geschwollen, dass sie den Mund aufgeschoben, die trockenen Lippen geteilt hatte. Ein Heiler – vermutlich Noto Beul – hatte Dujeks Hals in eine Mischung aus Humus, Asche und Lehm gepackt, die mittlerweile getrocknet war, so dass das Ganze wie ein Sklavenkragen aussah.
    Nach einem langen Augenblick hörte Paran, wie Dujek Luft holte; das Geräusch war ungleichmäßig, blieb wieder und wieder in leichten Zuckungen seiner Brust hängen. Und dann atmete er das bisschen Luft zischend und begleitet von einem rasselnden Pfeifen wieder aus.
    Bei den Göttern hienieden, dieser Mann wird die nächste Nacht nicht überstehen.
    Der Hauptmann bemerkte, dass seine Lippen taub geworden waren, und er hatte Probleme, klar und deutlich zu sehen. Verdammt, diese Kräuter – das ist D’bayang. Er blieb noch ein halbes Dutzend Herzschläge lang stehen und blickte auf die zusammengeschrumpelte, zerbrechliche Gestalt des größten noch lebenden Generals des malazanischen Imperiums hinunter, drehte sich dann um und verließ den Raum.
    Er hatte zwei Schritte in den äußeren Raum gemacht, als eine heisere Stimme ihn innehalten ließ.
    »Wer bist du, im Namen des Vermummten?«
    Paran blickte die Frau an, die gesprochen hatte. Sie hatte sich im Bett genug aufgerichtet, um ihm in die Augen sehen zu können. Sie war dunkelhäutig, doch ihrem Gesicht fehlten die Linien des Wüstenlebens, und ihre Augen waren groß und sehr dunkel. Strähniges, schweißverklebtes schwarzes Haar, kurzgeschnitten, aber dennoch eine natürliche Welle verratend, umgab ihr rundes Gesicht, an dem die Krankheit gezehrt hatte, was ihr einen hohläugigen Ausdruck verlieh.
    »Hauptmann Gütig – «
    »Beim Abgrund, bist du das? Ich habe unter Gütig in Nathilog gedient.«
    »Nun, das sind entmutigende Neuigkeiten. Und wer seid Ihr?«
    »Faust Rythe Bude.«
    »Dann müsst Ihr zu denjenigen

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