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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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draußen den Ruhm für sich in Anspruch nimmt – für diejenigen, deren eigener Geist die Schlacht geschlagen hat, deren eigener Geist sich geweigert hat, sich der Umarmung des Vermummten zu ergeben.« Er blickte mit einem höhnischen Lächeln zum Zeltdach auf. »Es sind die sogenannten freundlichen, mitfühlenden Götter, die sich am meisten verantworten müssen.« Paran starrte den Mann, der vor ihm stand, düster an. »Der Vermummte weiß, die anderen sind freimütig und verdammt klar, was ihre Niedertracht angeht – das sei ihnen zugebilligt. Aber Hilfe, Erlösung und den ganzen Rest anzubieten, das echte Schicksal aber dem Zufall und nur dem Zufall zu überlassen – verdammt, Hurlochel, dafür werden sie sich zu verantworten haben!«
    Die Augen des Vorreiters waren groß; er blinzelte nicht einmal.
    Paran wandte den Blick ab. »Tut mir leid. Manche Gedanken sollte ich vielleicht besser für mich behalten. Das ist leider eine alte Schwäche von mir.«
    »Hauptmann. Einen Moment lang … da … Eure Augen … sie … haben geleuchtet. Wie die eines Tiers.«
    Paran musterte den Mann. »Haben sie das tatsächlich getan?«
    »Ich würde es schwören, selbst wenn ich mit einem Fuß auf der Vorhaut des Vermummten stehen würde, Hauptmann.«
    Ganoes Paran stand auf. »Gib diese Befehle an die Offiziere weiter. Diese Armee ist in vier Tagen auf dem Marsch. In drei Tagen will ich sie in voller Ausrüstung mit blankgezogenen Waffen zur Inspektion angetreten sehen, und zwar zur Mittagszeit. Und wenn wir aufbrechen, will ich, dass wir dieses Lager sauber zurücklassen – dass alle Latrinen zugeschüttet und die Abfälle verbrannt sind.« Er blickte Hurlochel an. »Sorg dafür, dass diese Soldaten etwas zu tun haben – sie verfaulen von innen. Hast du das alles verstanden, Hurlochel?«
    Der Vorreiter lächelte und wiederholte Parans Befehle Wort für Wort.
    »Gut. Mach den Offizieren unmissverständlich klar, dass die Tage des apathischen Herumhängens und Lamentierens vorbei sind. Sag ihnen, dass die vorzeigbarste Kompanie in der Marschordnung an die Spitze gesetzt wird – alle anderen werden ihren Staub fressen.«
    »Wohin marschieren wir, Hauptmann?«
    »Keine Ahnung. Darüber denke ich später nach.«
    »Was ist mit Hohefaust Dujek und den anderen in dem Zelt?«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie noch einige Zeit lang nicht viel tun können. Und in der Zwischenzeit – «
    »In der Zwischenzeit befehligt Ihr dieses Heer, Hauptmann.«
    »Ja, das tue ich.«
    Hurlochels plötzlicher Gruß war zackig, dann machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte aus dem Zelt.
    Paran starrte ihm hinterher. Schön, zumindest einer ist verdammt zufrieden mit dieser Entwicklung.
    Kurze Zeit später saßen er und Noto Beul am Rand des Lagers auf ihren Pferden, schauten den Hang hinunter und über die flache Todeszone bis hinüber zu den Mauern der Stadt, deren gebleichter Kalkstein mit Unmengen von Gekritzel, gemalten Symbolen, Handabdrücken und skelettartigen Gestalten überzogen war. Aus dieser Nähe hätte man Geräusche von der anderen Seite der Mauer hören müssen, hätte den Schleier aus Staub und Rauch über ihr am Himmel sehen müssen, und die großen Tore hätten offenstehen müssen, um einen stetigen Strom von Kaufleuten, Straßenhändlern, Viehtreibern und Arbeitstrupps hinein- und hinauszulassen. Und in den Fenstern der rechteckigen Türme, die das Tor flankierten, hätten Soldaten zu sehen sein müssen.
    Die einzige Bewegung stammte von Taubenschwärmen, die ins Blickfeld aufstiegen, dann wieder nach unten tauchten, unstet und hektisch wie eine Armada aus Papierdrachen, die von den Sturmwinden zurückgewiesen wurden; und von den blau getönten Wüstenstaren und den krächzenden Krähen, die wie eine alptraumhafte Armee auf den Befestigungsanlagen saßen.
    »Hauptmann«, sagte der Feldscher, der wieder seine Gräte im Mund hatte – das Loch, das sie zuvor knapp über den Lippen verursacht hatte, war nun ein roter, leicht runzliger Fleck, schmierig wie ein aufgeplatzter Pickel. »Glaubt Ihr wirklich, ich könnte mich auf all das stürzen, was Gift für mich ist?«
    »Ich dachte, du wärst abgefallen«, sagte Paran.
    »Genau darum geht es. Ich kann noch nicht einmal Soliel anrufen und ihren gütigen Schutz erbitten. Vielleicht seid Ihr blind für die Wahrheit, aber ich sage Euch, Hauptmann, ich kann die Luft jenseits dieser Mauern brodeln sehen – es ist der Atem des Chaos. Strömungen wirbeln, heben und senken

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