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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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eines Tages aufhören wird, ein Überträger zu sein. Dieses Kind wird seinen Nutzen verlieren.«
    Nutzen. Sie blickte ihn erneut an, dieses Mal genauer, und sah ein hartes, rechteckiges Gesicht, das älter wirkte, als es wirklich war, klare Augen, ein Körper, der mehr Fleisch brauchte und es wahrscheinlich auch finden würde, nun, da er wieder etwas zu essen hatte. Ein Junge, der noch jung war, aber der zu einem Mann werden würde. »Er soll im Palast wohnen«, sagte sie.
    Kulats Augen weiteten sich. »Hoheit – «
    »Ich habe gesprochen. Im Offenen Flügel mit dem Hof und den Ställen, wo er seine Hunde halten kann – «
    »Hoheit, es gibt Pläne, den Offenen Flügel in deinen eigenen, persönlichen Garten umzugestalten – «
    »Unterbrich mich nicht noch einmal, Kulat. Ich habe gesprochen.«
    Mein eigener, persönlicher Garten. Der Gedanke erheiterte sie, als sie nach ihrem Weinkelch griff. Ja, und wir werden sehen, wie er wächst.
    Felisin war so sehr mit ihren unausgesprochenen Gedanken beschäftigt, dass sie nicht bemerkte, wie sich Kulats Blick in jenem kurzen Augenblick, bevor er sich verbeugte und davonging, plötzlich verdüsterte.
    Der Junge hatte einen Namen, aber sie würde ihm einen neuen Namen geben. Einen, der besser zu ihrer Vision der Zukunft passte. Nach einem kurzen Augenblick lächelte sie. Ja, sie würde ihn Crokus nennen.

Kapitel Vier
     
    Ein alter Mann, ein ehemaliger Soldat
    mit grünen Nieten, rostumränderten Augen,
    stand da wie wachgerüttelt,
    emporgehoben aus der Grube des Gemetzels,
    in den Rücken gestochen
    auf der nicht geglückten Flucht,
    als junge Klingen ihn
    auf dem Feld verfolgten.
    Er sieht aus wie ein Versprechen, von dem nur Narren
    träumen können, dass es sich entfaltet,
    die Banner des Ruhms
    gestikulieren
    im Wind über seinem Kopf,
    entblößt wie Geister,
    eingeschlagene Schädel, zuckende Lippen,
    die offenen Münder stumm.
     
    »Oh, hört mir zu«, ruft er
    auf seiner eingebildeten Hügelkuppe,
    »und ich werde sprechen – über Reichtümer
    und Belohnungen, über meine Größe,
    mein Gesicht, das einst jung war wie die,
    die ich hier vor mir sehe – hört mir zu!«
     
    Während ich hier mit fettigen Fingern
    am Tisch des Tapu sitze,
    mit Fleisch am Spieß, einem gesprungenen Kelch,
    der in der heißen Sonne schwitzt, mit Wein,
    der gewässert wurde, um in der Verbindung
    von Dünn und Dick
    beides genießbar zu machen.
    Nur eine Armeslänge entfernt
    Von diesem Aufwiegler,
    diesem verwirrenden Trompeter, der einst
    vielleicht mit verschränktem Schild
    an meiner Seite gestanden hat, gerötet, vorgeblich
    betrunken, heiser vor Furcht, in dem Augenblick,
    bevor er zusammenbrach -
    zusammenbrach und davonrannte -
    und jetzt wollte er eine neue Generation
    zum Krieg aufrufen, zum. Schlachtgeklirr,
    und warum? Nun, warum – alles nur,
    weil er einst davongerannt ist, aber hört zu:
    ein Soldat, der einmal davongerannt ist
    rennt immer davon, und dies,
    verehrte Magistrate,
    ist der Grund -
    der einzige Grund, sage ich -
    warum mein Messer seinen Rücken gefunden hat.
    Er war ein Soldat
    dessen Worte mich
    wachgerüttelt haben.
     
    »Beduras Verteidigung« in
    Die Ermordung von König Qualin Tros von Beilid
    (notiert wie von Fisher gesungen, in der Stadt Malaz
    im letzten Jahr von Laseens Herrschaft)
     
    I
    nnerhalb einer Atmosphäre, die an eine Krypta erinnerte, stand Noto Beul, der Feldscher der Kompanie, in Kartool geboren und einst ein Priester von Soliel – ein Mann mit langen, dünnen, farblosen Haaren, an denen der Wind wie an Spinnfäden herumzupfte, und mit einer Hautfarbe wie gegerbtes Ziegenleder – wie ein gebeugter Schössling und stocherte mit einer Gräte zwischen seinen grün belegten Zähnen herum. Er hatte sich das schon vor so langer Zeit angewöhnt, dass sich mittlerweile zwischen seinen Zähnen runde Höhlungen befanden und das Zahnfleisch weit zurückgewichen war, so dass sein Grinsen dem eines Totenschädels glich.
    Bisher hatte er allerdings erst einmal gelächelt, zum Gruß, was für Ganoes Paran bereits einmal zu viel gewesen war.
    Im Augenblick schien der Heiler im besten Fall nachdenklich, im schlimmsten abwesend aufgrund von Langeweile. »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, Hauptmann Gütig«, sagte der Mann schließlich.
    »Was?«
    Ein Flackern in den Augen, graue Pupillen, die in trübem Gelb schwammen. »Nun, Ihr hattet eine Frage an mich, oder?«
    »Nein«, erwiderte Paran. »Ich hatte einen Befehl für dich.«
    »Ja,

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