SdG 11 - Die Kochenjäger
gehören, die Dujek erst vor kurzem befördert hat, denn ich habe noch nie von Euch gehört. Und ich kann auch nicht ergründen, woher Ihr kommt.«
»Aus Shal-Morzinn.«
Paran runzelte die Stirn. »Westlich von Nemil?«
»Südwestlich.«
»Und wie kommt es dann, dass Ihr in Nathilog wart, Faust?«
»Bei den Dreien, gib mir Wasser, verdammt sollst du sein.«
Paran schaute sich um, bis er eine Blase fand, die er ihr gab.
»Du bist ein Narr«, sagte sie. »Wieso bist du hier hereingekommen? Jetzt wirst du mit uns sterben. Du wirst es mir einflößen müssen.«
Er zog den Stöpsel heraus und beugte sich näher.
Sie schloss die bemerkenswerten, leuchtenden Augen und legte den Kopf zurück, öffnete den Mund. Die Schwielen an ihrem Hals waren aufgeplatzt, und eine klare Flüssigkeit sickerte heraus, dick wie Tränen. Er drückte auf die Blase und schaute zu, wie das Wasser in ihren Mund rann.
Sie schluckte hektisch, keuchte, hustete dann.
Er zog die Blase weg. »Reicht das?«
Sie brachte ein Nicken zustande, hustete noch einmal und fluchte dann in einer unbekannten Sprache. »Dieser verdammte Rauch«, fügte sie auf Malazanisch hinzu. »Er betäubt die Kehle, so dass man nicht einmal merkt, ob man schluckt. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, stürmen D’bayang-Träume auf mich ein wie die Roten Winde.«
Er stand da, blickte auf sie hinunter.
»Ich habe Shal-Morzinn … in großer Eile verlassen. Auf einem Handelsschiff der Blauen Moranth. An der Küste von Genabaris – in einer Stadt namens Pech – ist mir das Geld für die Fahrt ausgegangen. Von da habe ich es nach Nathilog geschafft, und weil mein Bauch so leer war, dass ich nicht mehr klar denken konnte, habe ich mich verpflichtet.«
»Wo wolltet Ihr hin?«
Sie verzog das Gesicht. »So weit mein Geld mich bringen würde, du Narr. Den Dreien entgegenzutreten ist nicht unbedingt das Rezept für ein langes Leben. Gesegnet sei Oponns Kuss, dass sie nicht hinter mir her waren.«
»Die Drei?«
»Die Herrscher von Shal-Morzinn … in den letzten tausend Jahren. Es hatte den Anschein, als würdest du den Namen unseres Reiches erkennen, was mehr ist als die meisten tun.«
»Ich kenne nichts weiter als den Namen, den man auf ein paar malazanischen Karten finden kann.«
Sie lachte krächzend. »Malazaner. Die waren schlau genug, um ihren ersten Besuch auch zu ihrem letzten zu machen.«
»Ich war mir nicht bewusst, dass wir überhaupt einen Besuch gemacht haben«, sagte Paran.
»Der Imperator. Und Tanzer. Das Imperiale Flaggschiff, die Verdreht. Bei den Göttern, das Schiff allein hat den Dreien zu denken gegeben. Normalerweise löschen sie Fremde ganz selbstverständlich aus – wir treiben mit niemandem Handel, noch nicht einmal mit Nemil. Die Drei verachten Außenseiter. Wenn sie es wollen würden, dann hätten sie mittlerweile den ganzen Kontinent erobert, einschließlich des Reichs der Sieben Städte.«
»Dann halten sie also nicht viel von Expansion. Kein Wunder, dass noch nie jemand von ihnen gehört hat.«
»Noch etwas Wasser.«
Er kam ihrem Wunsch nach.
Nachdem sie aufgehört hatte zu husten, blickte sie ihm in die Augen. »Du hast mir noch gar nicht gesagt – wer bist du wirklich?«
»Hauptmann Ganoes Paran.«
»Der ist tot.«
»Noch nicht.«
»In Ordnung. Und warum dann die Lüge?«
»Dujek hat mich entlassen. Offiziell habe ich keinen Rang mehr.«
»Und was macht Ihr dann hier, im Namen des Vermummten?«
Er lächelte. »Das ist eine lange Geschichte. Im Augenblick gibt es vor allem eine Sache, die ich tun muss – eine Schuld zurückzahlen. Das bin ich Dujek schuldig. Außerdem ist es nicht gut, wenn eine Göttin frei in der Sphäre der Sterblichen herumläuft, vor allem eine, die sich am Elend erfreut.«
»Sie erfreuen sich alle am Elend.«
»Nun, ja.«
Sie entblößte eine Reihe gleichmäßiger, von der Krankheit befleckter Zähne. »Hauptmann, glaubt Ihr, dass wir in den Tempel gegangen wären, wenn wir gewusst hätten, dass Poliel da drin ist?
Ihr hingegen habt diese Entschuldigung nicht. Was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass Ihr den Verstand verloren habt.«
»Hauptmann Liebkriek würde Euch gewiss zustimmen, Faust«, sagte Paran und stellte die Blase ab. »Ich muss jetzt gehen. Ich würde es zu würdigen wissen, Faust Rythe Bude, wenn Ihr von mir als Hauptmann Gütig sprechen würdet.« Er ging zum Zeltausgang.
»Ganoes Paran.«
Etwas in ihrer Stimme ließ ihn sich noch einmal umdrehen, obwohl er bereits nach
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