Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
das geschieht - nun, dann werden alle seine … Anhängsel, seine Begleiter … alle, die mit ihm gekommen sind, das gleiche Schicksal erleiden. So lautet das Dekret. Warum sollten sich die Patriotisten angesichts unseres unvermeidlichen Ablebens überhaupt um uns kümmern?« Er trank seinen Kelch leer und füllte ihn erneut. »Wie auch immer - du hast mich abgelenkt. Ich habe von dem eingestürzten Tempel gesprochen, und was ich von seinen Fundamenten gesehen habe - der Beweis für mein wachsendes Misstrauen.«
    »Ich habe nicht gewusst, dass wir hingerichtet werden sollen. Nun, das ändert die Dinge - auch wenn ich noch nicht so techt weiß, wie.« Sie verstummte. Dann, nachdem sie kurz über die letzten Worte des Taxiliers nachgedacht hatte, sagte sie: »Sprich weiter.«
    Der Taxilier lehnte sich langsam zurück, umfasste den Weinkelch mit beiden Händen. »Denk an Ehrlitan, eine Stadt, die auf den Gebeinen zahlloser anderer Städte erbaut wurde. Was das angeht, unterscheidet sie sich kaum von den meisten Siedlungen im Reich der Sieben Städte. Aber dieses Letheras, das ist ganz anders, Samar Dev. Oh ja. Hier ist die ältere Stadt niemals eingestürzt, niemals zu nichts weiter als Geröll verkommen. Sie steht immer noch, folgt einem Muster von Straßen, das teilweise noch zu erkennen ist. Hier und da gibt es noch die alten Gebäude, wie krumme Zähne. So etwas habe ich noch nie gesehen, Hexe - es scheint, als ob diesen alten Straßen nicht die geringste Beachtung geschenkt worden wäre. Zumindest zwei Kanäle führen mitten durch sie hindurch - man kann die steinernen Ausbuchtungen an den Wänden der Kanäle erkennen, sie sehen aus wie die abgesägten Enden von Röhrenknochen.«
    »Das ist in der Tat sonderbar. Leider ist es aber auch etwas, das nur bei einem Architekten oder einem Steinmetz für Aufregung sorgt, Taxilier.«
    »Du verstehst es immer noch nicht. Dieses alte Muster, das größtenteils verborgene Netzwerk und die dazugehörige noch stehende Bausubstanz - nichts davon ist zufällig, Hexe.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich sollte dir das vermutlich nicht erzählen, aber Steinmetze und Architekten kennen Geheimnisse mystischer Natur. Gewisse Tatsachen im Hinblick auf Zahlen und Geometrie offenbaren verborgene Energien, Netze aus Macht. Samar Dev, in dieser Stadt gibt es diese Energieströme, in sie verwoben wie verschlungene Drähte im Mörtel. Der Einsturz des Schuppenhauses hat es mir enthüllt: eine klaffende Wunde, aus der uraltes Blut tropft - beinahe totes Blut, zugegeben, aber es ist Blut.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Das bin ich. Und darüberhinaus … weiß irgendjemand Bescheid. Genug, um dafür zu sorgen, dass die entscheidenden Konstrukte, die Bauwerke, die ein Netzwerk aus Angelpunkten bilden - die Fixpunkte für das Energiegitter -, dass die alle stehen bleiben …«
    »Mit Ausnahme des Schuppenhauses.«
    Ein Nicken. »Nicht notwendigerweise eine schlechte Sache - tatsächlich muss dieser Einsturz nicht unbedingt ein Zufall gewesen sein.«
    »Jetzt komme ich nicht mehr mit. Der Tempel ist absichtlich eingestürzt?«
    »Ich würde die Möglichkeit zumindest in Betracht ziehen. Tatsächlich passt es genau zu meinem Verdacht. Wir nähern uns einem bedeutsamen Ereignis, Samar Dev. So viel kann ich im Augenblick sagen. Etwas wird geschehen. Ich kann nur beten, dass wir am Leben bleiben, um es mitzuerleben.«
    »Du hast nicht viel getan, um mir den Tag zu versüßen«, sagte sie und beäugte ihr erst zur Hälfte verzehrtes Frühstück aus Brot, Käse und unbekannten Früchten. »Das Mindeste, was du tun kannst, um deine Sünden abzubüßen, ist, uns eine weitere Karaffe Wein zu bestellen.«
    »Ich glaube, du solltest fliehen«, sagte der Taxilier leise, ohne sie anzublicken. »Ich würde es tun, wäre da nicht das Ereignis, von dem ich glaube, dass es kommen wird. Aber wie du selbst gesagt hast, ist mein Interesse größtenteils beruflich bedingt. Du hingegen wärst besser dran, wenn du dich um dein eigenes Leben kümmern würdest - darum, es zu behalten, heißt das.«
    Sie runzelte die Stirn. »Nicht dass ich unvernünftig viel Vertrauen in Karsa Orlongs Fähigkeiten als Kämpfer hätte. Es gab genügend Hinweise darauf, dass der Imperator bereits gegen andere Meisterkämpfer, gegen andere große Krieger mit vortrefflichen Fähigkeiten gekämpft hat, und keiner konnte ihn besiegen. Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, dass ich Karsa gegenüber so etwas wie … nun ja, Loyalität

Weitere Kostenlose Bücher