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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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überlebt, und auch er wurde schwer verwundet. Er ist… er ist Eures Imperators würdig.
    Aber das hatte der Gral von Anfang an gesagt. Tatsache war jedoch, dass niemand es genau wusste. Was war in der unterirdischen Grabstätte geschehen, in der der Erste Thron gestanden hatte?
    Doch damit waren die schrecklichen Neuigkeiten noch nicht zu Ende. Auch der Thron des Schattens war zerstört worden. Yan Tovis erinnerte sich an die Bestürzung und das Entsetzen in den Gesichtern der Tiste Edur, als ihnen die Bedeutung von Taralack Veeds mit einem schlimmen Akzent hervorgestoßenen Worten aufgegangen war.
    Eine weitere Expedition war notwendig. Das war offensichtlich gewesen. Um nachzuprüfen, ob Veeds Behauptungen stimmten.
    Kurz nachdem das Tor die Überlebenden ausgespuckt hatte, hatte es sich geschlossen; die Heilung war beinahe ebenso gewalttätig und befrachtet gewesen wie die erste Verletzung, und ganz am Schluss waren Schreie aus dem Portal gedrungen - eine entsetzliche Kakophonie, wie von den verlorenen Seelen der Verdammten -, was allen Zeugen klar gemacht hatte, dass noch andere versucht hatten, herauszukommen.

Als hätte das allein noch nicht ausgereicht, verbreitete sich kurz danach auf den Schiffen der Flotte die Nachricht, dass die Hexer der Edur Fehlschlag um Fehlschlag erlitten, wenn sie versuchten, neue Pfade in die Gewirre zu schaffen. Irgendwie hatte das Trauma, das der chaotische Riss verursacht hatte, jeden möglichen Pfad zu jenem Ort versiegelt, an dem sich der Thron des Schattens befand - und auch zu jenem, an dem sich der Erste Thron der T’lan Imass befand. War das von Dauer? Das konnte niemand sagen. Selbst wenn sie nur forschten und prüften, wurden die Hexer unter schrecklichen Schmerzen zurückgestoßen. Es ist heiß, sagten sie; das Fleisch des Daseins seihst wütet wie Feuer.
    In Wahrheit kümmerte das Yan Tovis allerdings herzlich wenig. Sie hatte Soldaten verloren, und nichts schmerzte sie mehr als der Verlust ihres Stellvertreters Varat Taun.
    Sie starrte das zusammengerollte Bündel Mensch in der Ecke an. Werde ich das zu seiner Frau und seinem Kind nach Blaurose bringen? Letheriische Heiler hatten sich um ihn gekümmert, doch ohne Erfolg. Die Wunden in seinem Verstand zu heilen überstieg ihre Fähigkeiten.
    Sie hörte Schritte im Korridor und trat zur Seite, als eine Wache mit einem barfüßigen Begleiter hereinkam. Ein weiterer »Gast«. Ein Mönch aus der Theokratie des Cabal-Archipels, der sich der Edur-Flotte freiwillig angeschlossen hatte. Was zunächst merkwürdig wirkte, aber - wie sich herausstellte - einer alten Tradition folgte, die in der Übergabe von Geiseln an potentielle Feinde bestand. Die Flotte der Edur war zum damaligen Zeitpunkt zu sehr beschädigt gewesen, um eine sonderlich große Bedrohung darzustellen, und hatte noch immer die Wunden geleckt, die ihr der Zusammenstoß mit den Bewohnern von Verende beschert hatte. Doch das schien keine große Rolle zu spielen - die Tradition war offizielle Politik, wenn sich ein erstes Zusammentreffen mit Fremden abzeichnete.
    Der Mönch aus Cabal, der nun auf der Türschwelle stand, reichte Zwielicht gerade eben bis zur Schulter; er war schlank, kahl, und sein rundes Gesicht war dick mit leuchtenden Farben bemalt, so dass es einer komischen Maske glich und eine Art von Ausgelassenheit vermittelte, die sich in den glitzernden Augen des Mannes widerspiegelte. Yan Tovis hatte nicht gewusst, was sie zu erwarten hatte, aber sie hatte ganz und gar nicht mit… so etwas gerechnet.
    »Ich danke Euch, dass Ihr Euch einverstanden erklärt habt, ihn Euch anzusehen«, sagte sie. »Ich gehe davon aus, dass Ihr über eine Begabung als Heiler verfugt.«
    Der Mönch schien kurz davor, bei ihren Worten in schallendes Gelächter auszubrechen, und Zwielicht spürte leichte Verärgerung in sich aufsteigen.
    »Könnt Ihr mich verstehen?«, wollte sie wissen.
    Die Gesichtszüge unter der aufgemalten Maske blieben ausdrucks- und teilnahmslos, als der Mann in fließendem Letheriisch sagte: »Ich verstehe alle Eure Worte. Euer singender Akzent deutet darauf hin, dass Ihr aus dem Norden des Imperiums kommt, von der Küste. Ihr habt außerdem den Tonfall erlernt, der zum militärischen Sprachgebrauch gehört, was zwar die Überbleibsel Eurer niederen Herkunft nicht ganz korrigieren kann, sie aber ausreichend abmildert, um die meisten Eurer Kameraden über Euren familiären Stand im Unklaren zu lassen.« Die warmen braunen Augen funkelten bei jeder

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