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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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blickte Sheltatha Lore Sukul erneut an. Ihre Augen glitzerten merkwürdig. »Sag mir, hast du dich bewusst entschieden?«
    »Was?«
    Eine Geste. »Für diesen Platz … den Ort, an dem ich mich erholen sollte.«
    Sukul zuckte die Schultern. »Die Ortsansässigen meiden ihn. Daher sind wir hier unter uns … dachte ich …«
    »Er wird gemieden, ja, das stimmt. Und dafür gibt es einen Grund.«
    »Und der wäre?«
    Sheltatha musterte sie mehrere Herzschläge lang und wandte sich dann einfach ab. »Spielt keine Rolle. Ich bin bereit, jetzt von hier zu verschwinden.«
    Genau wie ich, nehme ich an. »Einverstanden. Nach Norden …« Ein weiterer scharfer Blick, dann ein Nicken.
    Oh, ich kann deine Verachtung erkennen, Schwester. Ich weiß, dass du genauso empfunden hast wie Menandore - ich weiß, dass du nicht viel von mir hältst. Und du hast gedacht, ich würde mich einmischen, wenn sie zuschlagen würde? Warum? Ich habe von Vertrauen gesprochen, ja, klar, aber du hast mich nicht verstanden. Ich vertraue dir tatsächlich, Sheltatha. Ich vertraue auf deine Rachsucht. Und das ist alles, was ich brauche. Für zehntausend Lebensspannen voller Kränkung und Missachtung… ist es alles, was ich brauche.
     
    DerTaxilier, der aufgrund der feuchten Hitze seine tätowierten Arme entblößt hatte, achtete nicht auf die neugierigen Blicke der anderen Gäste der Innenhof-Schenke, als er zu dem niedrigen Tisch kam, an dem Samar Dev saß. Ohne ein Wort zu sagen, setzte er sich hin, griff nach dem Krug mit dem gekühlten, verdünnten Wein und füllte sich einen Kelch damit. Dann beugte er sich vor. »Bei den Sieben Heiligen, Hexe, diese verdammte Stadt ist ein Wunder - und ein Alptraum.«
    Samar Dev zuckte die Schultern. »Es hat sich rumgesprochen - knapp zwei Dutzend Meisterkämpfer warten nun darauf, dass der Imperator sich mit ihnen vergnügt. Da bleibt es nicht aus, dass man auf dich aufmerksam wird.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du verstehst mich falsch. Ich war früher Architekt, ja? Es ist eine Sache« - er wedelte nachlässig mit einer Hand - »mit offenem Mund die außergewöhnlichen Dammstraßen und weit gespannten Brückenbögen und auch den fragwürdigen Protzbau namens Ewiges Domizil anzustarren - ja, sogar die Kanäle mit ihren Schleusen, ihren Zulaufen und Abläufen, die Aquädukte und die großen Blockhäuser mit ihren mächtigen Pumpen und dem ganzen Kram.« Er machte eine Pause, um sich einen Schluck Wein zu genehmigen. »Nein, ich spreche von etwas ganz anderem. Hast du gewusst, dass genau an dem Tag, als wir hier angekommen sind, irgendein alter Tempel eingestürzt ist? Und zwar ein Tempel, der - wie es aussieht - Ratten geweiht war …«
    »Ratten?«
    »Ratten, obwohl ich nicht den kleinsten Hinweis auf einen Kult gefunden habe, der sich um diese üblen Kreaturen dreht.«
    »Karsa würde das erheiternd finden«, sagte Samar Dev mit einem leichten Lächeln, »und sich in Anbetracht seiner Vorliebe dafür, Nagetieren den Hals umzudrehen, in den Anhängern des Kultes einen neuen Feind schaffen …«
    »Nicht nur Nagetieren, wie ich mitbekommen habe«, sagte der Taxilier leise.
    »Ja, leider, aber was das angeht, würde ich dem Toblakai gegenüber ein bisschen Nachsicht walten lassen - er hat ihnen gesagt, dass niemand das Schwert anfassen sollte. Hat sie bestimmt ein Dutzend Mal oder öfter gewarnt. Der Wächter hätte es einfach besser wissen müssen.«
    »Teure Hexe«, sagte der Taxilier seufzend, »du warst unachtsam oder - noch schlimmer - träge. Es hat mit dem Imperator zu tun, verstehst du? Die Waffe, die dazu bestimmt ist, sich mit Rhulads Klinge zu kreuzen. Die soll so etwas wie ein Segen sein - hast du das nicht gewusst? Die loyalen Bürger dieses Imperiums wollen, dass einer der Meisterkämpfer Erfolg hat. Sie wollen, dass ihr verdammter Tyrann ausgelöscht wird. Sie beten dafür. Sie träumen davon …«
    »Schon gut«, zischte Samar Dev, »sei leise, verdammt!« Der Taxilier breitete die Arme aus, verzog dann das Gesicht. »Ja, natürlich. Schließlich verbirgt sich in jedem Schatten ein Patriotist…«
    »Sei vorsichtig, über wen du dich lustig machst. Das ist ein unberechenbarer, blutrünstiger Haufen, Taxilier, und dass du ein Fremder bist, macht dich nur noch verwundbarer.«
    »Du solltest besser zuhören, wenn die Leute hier miteinander reden, Hexe. Der Imperator kann nicht getötet werden. Karsa Orlong wird sich zu all den anderen auf dem Urnenfriedhof gesellen. Stell dich darauf ein. Und wenn

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