SdG 12 - Der Goldene Herrscher
gewesen wäre. Und ich habe auch nicht um meine Freiheit gefeilscht. Nein, es scheint, als wäre Menandore nicht daran interessiert gewesen, mich zu vernichten.« Sukul konnte spüren, wie ihr hasserfülltes Grinsen ihre Züge verzerrte. »Sie hat nie geglaubt, dass ich viel taugen würde. Sukul Ankhadu, Dippel, die Launische. Nun, sie wird schon bald anders denken, was?«
»Wir müssen einen Azath finden«, sagte Sheltatha Lore und entblößte braune Zähne. »Sie wird das erleiden, was ich erlitten habe.«
»Ich stimme dir zu, Schwester. Leider gibt es hier keine überlebenden Azath - auf diesem Kontinent meine ich. Sheltatha Lore - wirst du mir vertrauen? Ich habe etwas im Sinn - ein Mittel, um Menandore in eine Falle zu locken, um unsere so lang ersehnte Rache zu nehmen. Wirst du mitmachen? Als echte Verbündete - wenn wir zusammenarbeiten, gibt es hier niemanden, der mächtig genug wäre, sich uns entgegenzustellen …«
»Du Närrin. Da ist immer noch Silchas Ruin.«
»Ich habe auch für ihn eine Antwort, Schwester. Aber ich brauche deine Hilfe. Wir müssen zusammenarbeiten, und wenn wir das tun, werden wir den Tod von beiden, Menandore und Silchas Ruin, erreichen. Vertraust du mir?«
Sheltatha Lore lachte rau. »Wirf das Wort weg, Schwester. Es ist sinnlos. Ich will Rache. Du musst etwas beweisen - uns allen. Also gut, wir werden zusammenarbeiten und sehen, was dabei herauskommt. Dann erzähle mir von deinem großen Plan. Erzähl mir, wie wir Silchas Ruin zerschmettern werden, dem in dieser Sphäre niemand ebenbürtig ist…«
»Du musst deine Furcht vor ihm besiegen«, sagte Sukul. Sie blickte weg, schaute sich auf der Lichtung um und bemerkte, dass die Sonnenstrahlen nun schräger einfielen und die zerstörte Mauer sich ringsum wie zerbröckelnde Dunkelheit zusammenkauerte. »Er ist nicht unbesiegbar. Scabandari hat das nur allzu gut bewiesen …«
»Bist du tatsächlich so dumm, dass du das glaubst?«, wollte Sheltatha wissen, während sie aus dem Schuppen kletterte und sich wie ein Baum in menschlicher Gestalt reckte. Ihre Haut glänzte wie poliert und hatte die Farbe von fleckigem Holz. »Ich habe tausend Ewigkeiten lang mit dem Scheißkerl einen Grabhügel geteilt. Ich habe seine Träume zu schmecken bekommen, ich habe am Strom seiner geheimsten Gedanken genippt - er ist unachtsam geworden …«
Sukul starrte ihre Halbschwester finster an. »Was willst du damit sagen?«
Die schrecklichen Augen richteten sich auf sie, schenkten ihr einen spöttischen Blick. »Er hat auf dem Schlachtfeld gestanden. Hat einfach dagestanden und Scabandari den Rücken zugekehrt - Scabandari, den er Blutauge genannt hat, und war das nicht Hinweis genug? Ich sage dir, er hat dagestanden und auf die Messer gewartet.«
»Ich glaube dir nicht. Das kann nur eine Lüge sein. Es muss eine sein!«
»Warum? Silchas war verwundet und ohne Waffen. Er hat gespürt, dass die Mächte dieser Sphäre rasch näherkamen - Mächte, die nicht zögern würden, ihn und Blutauge zu vernichten. Im absoluten Sinne zu vernichten. Und er war nicht in der Verfassung, sich gegen sie verteidigen zu können. Genausowenig wie Scabandari, was er sehr wohl wusste, auch wenn der Idiot sich aufgeblasen über die zahllosen Toten ausgelassen hat. Also war die Frage: Sollte er Scabandaris Schicksal teilen … oder fliehen?«
»Jahrtausende im Hügelgrab eines Azaths - das nennst du Flucht, Sheltatha?«
»Mehr als jeder andere von uns - sogar mehr als Anomandaris«, sagte sie, und ihre Augen wirkten plötzlich verschleiert, »denkt Silchas Ruin … wie ein Drache. Genauso kalt, genauso berechnend, genauso zeitlos. Beim Abgrund hienieden, Sukul Ankhadu, du hast ja keine Ahnung …« Ein Schauder überlief Sheltatha Lore, und sie wandte sich ab. »Vergewissere dich deiner Pläne, Schwester«, fügte sie mit kehliger Stimme hinzu, »und ganz egal, wie sicher du dir bist, sorge dafür, dass wir eine Fluchtmöglichkeit haben. Für den Fall, dass wir scheitern sollten.«
Ein weiteres schwaches Seufzen von den Erdgeistern ringsum, und Sukul Ankhadu erschauerte, verspürte plötzlich Unsicherheit - und Furcht. »Du musst mir mehr von ihm erzählen«, sagte sie. »Alles, was du erfahren hast …«
»Oh, das werde ich. Die Freiheit hat dich … arrogant werden lassen, Schwester. Dem müssen wir abhelfen, müssen deinen Blick von diesem Schleier des Vertrauens befreien. Und deine Pläne entsprechend abwandeln.« Diesen Worten folgte eine längere Pause, dann
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