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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sind, in Wirklichkeit privat und vollkommen weltlich sind - dort werden Geschäfte gemacht, für die die Unwissenheit der Bürger manchmal mehr als dienlich ist. Die Priester und Priesterinnen sind allesamt Schauspieler. Ich frage mich manchmal, ob Ezgara es überhaupt gewusst hat - er schien dem Abtrünnigen auf seltsame Weise ergeben.« Er machte eine Pause und seufzte dann. Er begann, sich mit dem Zepter gegen die Schulter zu klopfen. »Du versuchst, das Unausweichliche hinauszuzögern. Das ist verständlich, abet es reizt mich nicht, die ganze Nacht hierzubleiben. Ich bin müde und will mich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zurückziehen. Du siehst aus, als ob du frieren würdest, Nisall. Und dies hier ist im Grunde ein schrecklicher Raum. Lass uns in mein Amtszimmer zurückgehen. Ich habe noch ein Gewand übrig, das schützt vor jedem Luftzug. Und ich habe dort Schreibzeug.« Er winkte mit dem Zepter und drehte sich um.
    Die Tür öffnete sich, und Nisall sah zwei Wachen auf dem Gang.
    Benommen folgte sie dem Beaufsichtiger.
    Eine Treppe hinauf, dann einen Korridor entlang, und schließlich in das Arbeitszimmer des Anführers der Patriotisten. Wie versprochen, fand Karos Invictad einen Umhang, den er Nisall sachte um die Schultern legte.
    Sie zog ihn eng um sich.
    Er winkte sie zu einem Stuhl vor dem großen Schreibtisch, wo ein Blatt Pergament, ein Rosshaarpinsel und ein Töpfchen mit Tintenfischtusche auf sie warteten. Ein Stück neben dem Tintenfass stand eine kleine, merkwürdige Schachtel mit aufgeklapptem Deckel. Nisall konnte nicht anders - sie musste sich einfach vorbeugen, um hineinzuschauen.
    »Das geht dich nichts an.« Karos Invictads Stimme klang ein bisschen schriller als gewöhnlich, und als sie zu ihm hinüberblickte, stellte sie fest, dass er sie finster anstarrte.
    »Ihr habt ein Schoßtier - ein Insekt«, sagte Nisall und wunderte sich, warum Karos Invictad leicht errötete.
    »Wohl kaum. Wie ich schon gesagt habe, das geht dich nichts an.«
    »Wollt Ihr von dem Ding da auch ein Geständnis? Ihr werdet es zweimal enthaupten müssen. Mit einer sehr kleinen Klinge.«
    »Macht dir das Spaß, Frau? Setz dich hin.«
    Schulterzuckend tat sie, was er verlangte. Starrte auf das leere Blatt Pergament hinunter, streckte dann die Hand aus und griff nach dem Pinsel. Ihre Hand zitterte. »Was wünscht Ihr - was soll ich gestehen?«
    »Du musst keine Einzelheiten nennen. Du, Nisall, gibst zu, dass du dich gegen den Imperator und das Imperium verschworen hast. Du erklärst dies freiwillig und bei klarem Verstand und unterwirfst dich dem Schicksal, dass alle Verräter erwartet.«
    Sie tauchte den Pinsel in die Tinte und begann zu schreiben.
    »Ich bin erleichtert, dass du das so ohne Weiteres hinnimmst«, sagte Karos Invictad.
    »Meine Sorge gilt nicht mir«, sagte sie, während sie die knappe Aussage beendete und das Schriftstück mit einem Schnörkel unterzeichnete, der das Zittern ihrer Hand nicht ganz verbergen konnte. »Sondern Rhulad.«
    »Er wird nichts als Gehässigkeit für dich übrig haben, Nisall.«
    »Ich kann nur wiederholen«, sagte sie und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Ich sorge mich nicht um mich.«
    »Dein Mitgefühl ist bewundernswert …«
    »Es erstreckt sich auch auf Euch, Karos Invictad.«
    Er griff nach dem Pergament, wedelte mit dem Blatt in der Luft, damit die Tinte trocknete. »Auf mich? Frau, du beleidigst mich …«
    »Das war nicht meine Absicht. Aber wenn der Imperator erfährt, dass Ihr die Frau hingerichtet habt, die seinen Erben getragen hat, nun, selbst wenn Ihr der Anführer der Patriotisten seid …«
    Das Pergament glitt Invictad aus den Fingern. Das Zepter hörte auf, zufrieden gegen die Schulter zu tippen. Seine Stimme war nur noch ein Krächzen, als er sagte: »Du lügst. Was sich leicht beweisen lässt …«
    »In der Tat. Ruft einen Heiler. Vermutlich habt Ihr zumindest einen hier, für den Fall, dass der Scharfrichter sich an einem Splitter schneidet - oder, was wahrscheinlicher ist, ihm eine Blase aufplatzt, so beschäftigt, wie er ist.«
    »Wenn wir feststellen, dass du eine List versuchst, Nisall, nun, dann hat sich jeder Gedanke an Barmherzigkeit erledigt - trotz dieses unterschriebenen Geständnisses.« Er beugte sich vor und nahm das Pergament wieder an sich. Blickte es finster an. »Du hast zu viel Tinte benutzt - sie ist verlaufen, und das Ganze ist jetzt unleserlich.«
    »Für die meisten Sendschreiben benutze ich einen Griffel und eine

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