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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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gestolpert«, sagte er. »Und Ihr seid dort nicht willkommen, Seren Pedac.« Nicht ganz ohne Mühe kam er wieder auf die Beine. »Ihr seid gewarnt.« Er blickte auf, eine Hand auf Kessels Schulter gestützt. Musterte Seren und Forcht mit Augen, die plötzlich leuchteten, ließ den Blick dann den Pfad entlangschweifen, nach vorn und oben, wo Silchas Ruin und Clip jetzt nebeneinander standen und zu ihnen herunterschauten. »Hier ist eine überaus aufschlussreiche Frage - von der Art, wie sie nur wenige zu stellen wagen, nebenbei bemerkt. Wer von uns, meine Freunde, wird nicht von einer Todessehnsucht heimgesucht? Vielleicht sollten wir uns über gegenseitigen Selbstmord unterhalten …«
    Ein halbes Dutzend Herzschläge lang sagte niemand ein Wort, bis Kessel das Schweigen brach: »Ich will nicht sterben!«
    Seren sah, wie das bittere Lächeln des ehemaligen Sklaven in sich zusammenfiel und einer nicht zu leugnenden Trauer Platz machte, ehe er sich abwandte.
    »Trull war seiner eigenen Wahrheit gegenüber blind«, sagte Forcht leise zu ihr. »Ich war da, Freisprecherin. Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    Sie weigerte sich, ihm in die Augen zu blicken. Zweckmäßigkeit. Wie könnte solch ein Krieger verkünden, dass er mich liebt? Wie könnte er auch nur glauben, er würde mich gut genug kennen, um so etwas zu empfinden?
    Und warum kann ich sein Gesicht so klar und deutlich vor meinem inneren Auge sehen, als ob er hier vor mir stünde? Ich werde tatsächlich heimgesucht. Oh, Udinaas, du hattest recht. Forcht ist ein ehrenvoller Mann - so ehrenvoll, dass er uns allen das Herz brechen wird.
    Aber, Forcht, es ist sinnlos, jemanden zu ehren, der tot ist.
    »Trull ist tot«, sagte sie, betäubte sich selbst mit ihrer Brutalität, während sie sah, dass Forcht sichtlich zusammenzuckte. »Er ist tot.« Genau wie ich. Es ist sinnlos, die Toten zu ehren. Ich habe zu viel gesehen, um irgendetwas anderes zu glauben. Trauere um die verlorenen Möglichkeiten, das Ende aller Möglichkeiten, den ewig stummen Untergang jedes Versprechens. Trauere darum, Forcht Sengar, dann wirst du letztendlich verstehen, dass Kummer nur ein Spiegel ist, der einem dicht vor das eigene Gesicht gehalten wird.
    Und jede Träne entspringt den Entscheidungen, die wir selbst nicht getroffen haben.
    Wenn ich trauere, Forcht, kann ich noch nicht einmal den Hauch meines eigenen Atems sehen - was sagt dir das? Sie gingen weiter. Schweigend.
     
    Hundert Schritt oberhalb der kleinen Gruppe ließ Clip seine Kette mit den Ringen wirbeln. »Um was ging es da eigentlich gerade?«, fragte er.
    »Du hast viel zu lange in deiner schmucken Höhle gelebt«, sagte der weißhäutige Tiste Andii.
    »Oh, ich komme oft raus. Gehe auf Zechtour nach Blaurose - die Götter allein wissen, wie viele Bastarde ich gezeugt habe. Warum …«
    »Eines Tages«, unterbrach ihn Silchas Ruin, »wirst du entdecken, was tiefer schneidet als jede stählerne Waffe, Todbringendes Schwert.«
    »Kluge Worte von einem, der immer noch nach Grabhügel und verrottenden Spinnweben riecht.«
    »Wenn die Toten sprechen könnten, Clip - was würden sie dir dann wohl sagen?«
    »Wenig, vermute ich, außer dass sie sich über dies und das beklagen würden.«
    »Vielleicht ist das einfach das Einzige, was du verdienst.«
    »Oh, mir fehlt es an Ehre, ja?«
    »Ich weiß nicht genau, woran es dir fehlt«, erwiderte Silchas Ruin, »aber ich bin überzeugt, dass ich es vetstehen werde, ehe es vorüber ist.« Die Kette spannte sich. »Da sind sie. Sollen wir weitergehen?«
     
    Es gab so viel, an das Toc der Jüngere - Anaster, der Erstgeborene des Toten Samens, der Dreimal-Geblendete, der von den Wolfsgöttern Erwählte, der Unglückliche - sich nicht erinnern wollte. An seinen anderen Körper zum Beispiel; den Körper, in den er hineingeboren worden war, das erste Heim seiner Seele. Detonationen vor Mondbrut über der dem Untergang geweihten Stadt Fahl, Feuer und sengende, lodernde Hitze - oh, steh nicht da rum. Und dann Locke, diese verdammte Marionette, die ihn ins Vergessen stieß, wo seine Seele einen neuen Reiter gefunden hatte, eine andere Macht - einen Wolf, einäugig und voller Kummer.
    Wie der Pannionische Seher nach seinem Tod gegiert hatte. Toc rief sich den Käfig ins Gedächtnis zurück, jenes geistige Gefängnis, und die Qual, als sein Körper zerbrochen, geheilt - und dann erneut zerbrochen worden war, eine Kette von Ereignissen, die kein Ende zu nehmen schien. Aber dies waren nichts als

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